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Unirdische Visionen

Unirdische Visionen

Titel: Unirdische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Groff Conklin
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rechnen, außer, daß er nur eine verdammt geringe Chance hatte, geboren zu werden.
    Ein Neutroid lag jetzt anstelle seiner in der Wiege. Ein Neutroid, das viel weniger zu essen brauchte und das nicht zur Arbeitslosigkeit heranwuchs. Ein Neutroid konnte man umbringen, wenn es die Lage erforderte, und es stillte doch die Sehnsucht einer Frau, etwas Kleines, Hilfloses zu bemuttern.
    Norris gab das Nachdenken auf. Irgendwie mußte er sich mit den Gegebenheiten arrangieren. Er mußte es fertigbringen, sie im Wohnzimmer zu lieben und im Tierschuppen zu töten. Es war alles eine Frage der Gewöhnung!
     
    *
     
    »Keine neuen Kratzer?« fragte Anne beim Mittagessen. Keiner berührte das Thema der nächtlichen Massenvernichtung.
    Norris lachte krampfhaft. »Nein, aber ansonsten ist mir etwas Komisches begegnet. Als ich ein Neutroid mitnehmen wollte, verlangte die Mutter eine Quittung. So gab ich ihr eine und schrieb die Nummer aus meiner Inspektionsliste drauf. Sie schaute die Quittung an und sagte: ›Das ist aber nicht Chichis Nummer.‹ Ich guckte auf den Fuß des Neuts. Sie hatte recht. Ich mußte es ihr dalassen. Es war ein K-99, aber nicht einmal von den Bermudas.«
    »Ich denke, sie sind alle registriert?«
    »Sind sie auch. Ich sagte ihr, daß sie das falsche Neut hätte, aber da wurde sie halb wahnsinnig. Sie holte die Rechnung und ich verglich sie mit der Seriennummer des Tieres. Es stammt aus O’Reilleys’ Laden. Das Geschäft stimmt, aber die Nummer ist falsch. Kann es einfach nicht begreifen.«
    »Aber es steckt nichts wirklich Besorgniserregendes dahinter, Terry?«
    Er warf ihr einen merkwürdigen Blick zu. »Stell dir vor, was passiert, wenn einer einen Schwarzmarkt mit den Dingern anfängt!«
    Der Rest des Essens verlief schweigend.
    Bis vier Uhr hatte er all die Tiere beisammen. Die Verwünschungen und Bitten und Tränen der Besitzer klangen ihm noch in den Ohren. Falls er welche ins Zentrallaboratorium schicken mußte, würde das den tödlichen Haß der Mütter heraufbeschwören. Allmählich ging ihm auf, warum Bio-Inspektoren so oft versetzt wurden.
    O’Reilleys’ Tierhandlung lag in einer schäbigen Seitenstraße. Sie erinnerte an vergangene Jahrhunderte. Eine Straße mit kleinen Gassenschenken und Kegelbahnen und Zigarrenläden.
     
    J. »Doggy« O’Reilley
    Tierhandlung
    Dumme Blondchen und Goldfische
    Mutanten für die Kinderlosen
    Kaufen Sie sich ein Bündel Freude
     
    Norris betrachtete kopfschüttelnd das Schild und betrat den Laden. Er war warm und dämmerig, und ein starker Tiergeruch schlug ihm entgegen. O’Reilley schien kein Vorbild an Reinlichkeit zu sein.
    Ein kleiner Hund bellte, und ein Papagei krächzte eine Strophe von »Ein Schimpansenkind ganz für mich«, das Norris als Schlager eines rührseligen und sehr erfolgreichen Musicals über eine Evolvotronbearbeiterin erkannte.
    Eine ältliche Frau verhandelte mit dem Inhaber über den Preis eines halbgewachsenen Hundes vom Typ F. Sie schwenkte die Todesbescheinigung ihres letzten Hundes und verlangte eine Garantie für die dem Hund zugeschriebene F-5 Intelligenz. Der alte Mann erbot sich, auf die Bibel zu schwören, aber er zog sein Angebot zurück, als sie ihn aufforderte, den Eid auf sein Geschäftsbuch abzulegen.
    Der Hund sagte: »Verkauf mich nicht, Dada! Verkauf mich nicht!«
    Norris grinste ironisch. Die nicht-menschlichen Viecher waren schlauer als die Neutroide. Ein K-108 konnte ein Dutzend Wörter sagen und ein K-99 kam nie über »Mammi« und »Pappi« und »Essi« hinaus. Anthropos hütete sich, die Neutroide zu intelligent zu machen, damit Sentimentalisten nicht auf die Idee kommen konnten, vollwertige Menschlichkeit mit all ihren Rechten für sie zu fordern.
    Er inspizierte O’Reilleys Lizenz, die hinter einem staubigen Glas an der Wand hing. Anscheinend war sie in Ordnung, wenn sie auch bald ablief.
    O’Reilley schlurfte auf ihn zu.
    »Guten Tag, Sir! Guten Tag! Darf ich Ihnen ein Zwergkänguruh zeigen oder …« Er verstummte, als er Norris’ Abzeichen sah.
    »Ich bin Inspektor Norris, Mr. O’Reilley. Gestern habe ich Sie wegen der K-99 angerufen.«
    O’Reilley sah plötzlich erschrocken aus. »O ja, haben Sie alle gefunden?«
    »Nein, deswegen bin ich ja vorbeigekommen. Da liegt irgendein Fehler bei –«, er warf einen Blick auf seine Liste – »K-99-LJZ-351 vor. Lassen Sie uns noch einmal nachschauen.«
    Er wehrte sich. »Kann gar nicht sein. Ich habe Ihnen den Namen des Käufers angegeben.«
    »Sie hat eine

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