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Unirdische Visionen

Unirdische Visionen

Titel: Unirdische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Groff Conklin
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Nervenverbindung herstellen, von Gehirn zu Gehirn. Aber es wurde nichts aus dem Gedankenaustausch, außer daß es höllisch schmerzte.
    So mußten wir auf simplere Kommunikationsmöglichkeiten zurückgreifen. Wir versuchten, ihm die Zeichensprache beizubringen; aber Tentakel sind keine Hände und es kam nicht viel dabei heraus. Kleins erfinderische Ader plus einigen Hinweisen von meiner Seite, wie Etl seine Tentakel gebrauchte, lösten schließlich das Problem.
    Klein fertigte einen zylindrischen Apparat an, mit einem elektrischen Tonalsummer an einem Ende. Er hatte Dutzende von Kontrollknöpfen, die wie kleine Ringe geformt waren.
    Ich mußte eine Zeitlang üben, bis ich das Instrument mit meinen groben Fingern betätigen konnte. Der Zweck des Ganzen war, mit dem elektrischen Summer Töne zu erzeugen, wie die menschlichen Lippen, Zunge und Gaumen auch Vokale und Konsonanten formen, deren Tonfolge dann Silben und Worte ergeben.
    »Hall-oh-g-g-Etl… Zie-wap-ich-hab-b-?«
    Ich tat mich entschieden schwerer als ein zehnjähriger Junge, der Saxophon lernt. Und die Mißtöne waren noch schlimmer.
    Ich wurde Etls Lehrer. Die Situation war wahrlich einmalig; ein Lebewesen von einem fremden Planeten wurde, ohne jeden Hintergrund und Vorstellungswelt, von einem Lebewesen eines anderen Planeten, dem es vollkommen unähnlich war, aufgezogen und erzogen. Es war seltsam, traurig und ein bißchen komisch.
    Ich hatte einen stotternden Papagei neben mir. »Hall-oo-h-, Nn-ol-l-an-n-n … Hallo-hh.«
    Das Stottern gewöhnte sich Etl auch später nicht ab. Aber er machte gewaltige Fortschritte.
    »Einz, szwai, drai, vor, fünb, sess … Ein mal ein gib eins …«
    Er lernte sein Einmaleins.
    Was für ein Bild. Ich, in meinem Raumanzug, kauerte neben Etl in der dünnen, kalten Luft des Käfigs und zeichnete Nummern und Wörter in den staubigen Boden, während er sie laut mit seinem Sprechgerät vorlas oder mit einem spitzen Stock nachmalte. Die Fernsehkameras nahmen uns auf und ich dachte an Tarzan, der unter den Affen aufwächst.
     
    *
     
    Vier Jahre vergingen. Ich bekam eigene Kinder. Patty und Ron. Hübsche, liebenswürdige Kinder. Aber Etl war mein Job. Vielleicht ein bißchen mehr.
     
    *
     
    Nach zwei Jahren hörte er zu wachsen auf. Er wog zweiundfünfzig Pfund und war das häßlichste, länglichste, graurosa, ledrige Ovoid, das Sie sich vorstellen können. Aber mit seinem Sprechgerät in den Tentakeln konnte er reden wie ein Großer.
    Er konnte jede Uhr auseinandernehmen, sie in Sekundenschnelle reparieren und wieder zusammensetzen – und das war nur eine Fertigkeit von vielen. Gegen Ende des vierten Jahres erschien regelmäßig ein Professor Jonas, schlüpfte in einen Raumanzug und unterrichtete ihn in Physik, Chemie, Mathematik, Astronomie und Biologie. Mathematik war nicht Etls starke Seite.
    Es hatte auch den Anschein, als ob er gelernt hätte, wie ein Mensch zu denken und zu fühlen. Er machte Bemerkungen, die dafür sprachen, wenn sie auch meistens aus einer trüben Stimmung heraus gesagt wurden. »Du bist mein Freund, Nolan. So was wie ein Onkel. Ich sage nicht, mein Vater. Du würdest das nicht mögen.«
    Ein Ausdruck von Zuneigung oder nur kalte Imitation? Ich hoffte, daß Etl aufrichtig war.
    Schon bald hatten wir Fotografien und Zeichnungen vom Mars in Etls Käfig getan.
    Hunderte von Malen sagte ich zu ihm: »Zu neunundneunzig Prozent lebt deine Rasse auf diesem Planeten, Etl. Vielleicht möchtest du wieder dahin zurück. Und es wäre ja auch nicht unmöglich, daß du uns helfen könntest, Kontakt zu seinen Bewohnern aufzunehmen und freundschaftliche Beziehungen herzustellen.«
    Während dieser fünf Jahre landete kein Marsschiff auf der Erde.
     
    *
     
    Aber wir landeten auf dem Mond. Ein Hydrogenfusionsreaktor wurde in eine Rakete eingebaut, die dann zum Mond geschossen wurde.
    Miller war dabei, um die erste Experimentierstation für die Armee zu gründen und hauptsächlich, um praktische Erfahrungen für einen längeren Aufenthalt zu sammeln.
    Wäre eigentlich auch gerne mit von der Partie gewesen, aber da war ja Etl.
    Bevor Miller und die restlichen Astronauten heimkehrten, goß man in Detroit schon die Teile für eine leistungsfähigere, größere und für einen längeren Zeitraum bestimmte Rakete, die in White Sands, New Mexico zusammengebaut werden sollte.
    Als Miller zurückkam, war er zu beschäftigt, um uns persönlich von seinem Mondtrip zu erzählen. Für die nächsten zweieinhalb Jahre war er

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