Unit Kill
Geirangerfjords lagen im sanften Licht der Vormittagssonne und spiegelten sich in dem ruhigen Wasser. Schmidt überkam plötzlich ein Gefühl der Trauer, so, als ob er etwas furchtbar Wertvolles und Unersetzliches verloren hätte. Er versuchte dieses unbestimmte Gefühl abzuschütteln und blickte wieder auf das Wasser des Fjords. Aber seine düsteren Gedanken ließen ihn einfach nicht los.
Habe ich es wirklich geschafft, mein ganzes Leben in Schutt und Asche zu legen, fragte sich Schmidt deprimiert. Seine Ehe war gescheitert, und er gab hauptsächlich sich dafür die Schuld. Er wusste genau, wie sehr seine häufigen Versetzungen sein Familienleben belastet hatten. Kaum hatte sich seine Frau irgendwo etwas eingelebt und seine Kinder wieder neue Freunde gefunden, mussten sie wieder umziehen. Und nicht etwa weil er befördert wurde, mehr Sold bekam und Karriere machte, nein, die meisten Wechsel dienten in Wahrheit nur Schmidts rastloser Suche nach einer Aufgabe, die ihm wirklich Spaß machte. Und am Ende hatte er sein berufliches Ziel auch wirklich erreicht. In einer Spezialeinheit wie dieser zu dienen, das war immer sein Wunsch gewesen und nicht etwa am Ende Oberst, General oder Admiral zu werden. Aber auch das war jetzt gescheitert, und wie! Er und seine Kameraden waren zum Abschuss freigegeben, gejagt von der größten Marine der Welt, aufgegeben von seinen eigenen Leuten. Hatte eigentlich noch irgendetwas in seinem Leben Bestand? Hatte sein Leben überhaupt noch einen Sinn? Ja, entschied er, denn Schmidt liebte seine Frau noch immer. Trotz all den hässlichen Begleitumständen ihrer Scheidung wünschte er sich nichts sehnlicher, als wieder in ihrer Nähe sein zu können. Auch seine Kinder fehlten ihm sehr, ein Umstand, der ihm erst voll bewusst wurde, nachdem er sie nicht mehr jeden Tag sehen konnte.
Schmidt blickte über die fast spiegelglatte Oberfläche des Fjordes und sah, wie sich die majestätischen Berge darin spiegelten. Er schloss die Augen und seine Gedanken wanderten wieder zurück zu seiner Zeit bei den Gebirgsjägern – und zu seiner Familie. Er wollte sie nicht aufgeben, aber würde seine Frau ihm noch mal eine Chance geben? Vielleicht, dachte er, seit sie getrennt waren, hatte sich ihr Verhältnis sogar deutlich verbessert. Sie hatte sich in keine neue Beziehung gestürzt, ebenso wenig wie er. Obwohl er durchaus Chancen gehabt hatte, zuletzt mit der Sekretärin von Admiral Hermes, die ihm dies ganz klar zu verstehen gegeben hatte. Sie waren mal zusammen Essen gewesen, aber am Ende kam nichts dabei heraus, er konnte es einfach nicht. Sie hatte alles versucht, aber am Ende hatte sie sichtlich enttäuscht aufgegeben. Er hatte versucht ihr zu erklären, dass es nicht an ihr läge, aber es hatte nichts genutzt. Bei ihrem letzten Zusammentreffen in Hermes Büro, hatte sie ihn keines Blickes mehr gewürdigt. Schmidt seufzte. Das ist mein kleinstes Problem, dachte er, immer eins nach dem anderen. Zu allererst müssen wir lebend nach Deutschland kommen.
„Und das werden wir auch“, murmelte er vor sich hin. Der Kämpfer in Schmidt erwachte wieder. Er blickte nach unten auf das spiegelglatte Wasser des Geirangerfjords. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass dort unten, tief unter der Oberfläche eines der gefährlichsten Waffensysteme der Welt lag. Er war schlagartig wieder in der Realität angekommen.
Schmidt und seine Männer zogen ihre Zivilkleidung an und machten sich auf den langen Weg hinunter in den kleinen Ort Geiranger, der ganz am Ende des gleichnamigen Fjordes lag. Von dort aus war es noch ein langer Weg nach Deutschland und man musste Waffen, Munition und einige andere Dinge über zwei Landesgrenzen nach Deutschland transportieren. Aber dafür hatte Schmidt schon einen Plan. Jetzt mussten sie sich zuerst einmal unauffällig unter die zahlreichen Touristen mischen, die den kleinen Ort im Sommer bevölkerten.
In Geiranger angekommen, mieteten Sie eine geräumige Hütte auf einem Campingplatz außerhalb des Ortes, direkt unterhalb der berühmten Eagle Road, einer gewundenen Strasse, die sich die steilen Wände des Fjordes hoch schlängelte. Der ruhige, weit abseits gelegene Campingplatz lag direkt am Ufer des Fjords und verfügte über einen Anlegesteg, sowie der Möglichkeit Motorboote zu mieten. Schmidt war hoch erfreut über diese Tatsache, denn das löste auch gleich ein zweites Problem.
Nachdem sie sich in der Hütte eingerichtet hatten, gingen sie zuerst mal einkaufen. Dabei verwandelten sie
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