Unit Kill
immer erregter geführte Diskussion um den möglichen Silikongehalt der Brüste irgend eines so genannten Stars, drang schon nicht mehr in sein Bewusstsein.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass sich Schmidt gegenüber an den Tisch setzte und ihn offenbar etwas gefragt hatte.
„Wie bitte? Entschuldigung, aber ich war gerade etwas abwesend.“
„Ich hatte gefragt, ob ich mich zu Ihnen setzen kann.“
Hansen lächelte und nickte.
Schmidt blickte zu den Männern am Tisch nebenan. „Ein Königreich für deren Probleme“, murmelte so leise, dass es Hansen mehr erahnen als tatsächlich hören konnte. Hansen nickte und fragte sich, wie Schmidt und seine Leute mit der Lage fertig wurden. Die Matrosen an Bord hatten ständig etwas zu tun und waren aktiv mit der Verbesserung ihrer Lage beschäftigt. Aber Schmidt und seine Männer waren augenblicklich nur Passagiere. Gut, sie hatten, seit sie unter dem Eis waren, ständig Feuerwache, aber ansonsten waren sie ohne Beschäftigung. Hansens Blick streifte Schmidt. Irgendwie gab ihm dieser immer noch Rätsel auf. Er wusste auch genau, was ihm solche Probleme bereitete, er konnte Schmidt einfach nicht richtig einordnen. Er erschien ihm voller Widersprüche.
„Woran denken Sie gerade?“, fragte Hansen, der sich dann aber sofort für die Frage entschuldigte. „Entschuldigen Sie, es geht mich vermutlich nichts an.“
Schmidt blickte ihm offen in die Augen. Dann schlich sich ein spitzbübisches Grinsen aufs Gesicht und er meinte: „Sie sind für viele hier an Bord eine Art Ersatzvater, warum nicht auch für mich.“
Schmidt lehnte sich nach vorne und verschränkte seine Arme auf der Tischplatte. „Ich denke an meine Familie. Meine Kinder. Meine Ex-Frau.“ Er blickte auf seine Unterarme. „Ich fürchte, ich habe einiges in meinem Leben falsch gemacht. Und ich frage mich, ob ich das wieder gut machen kann“, murmelte er. Hansen konnte zwar nichts damit anfangen, nickte aber wissend und Schmidt fuhr fort: „Sehen Sie, ich habe meine Familie meiner Karriere, oder besser meinen Berufswünschen geopfert. Von Karriere kann man bei mir ja nicht reden, eher von einer Anti-Karriere.“
Hansen musste wider Willen lächeln, er kannte Schmidts militärische Laufbahn, seine Stationen und Standorte. Und er wusste auch, dass seine Ehe daran zerbrochen war. Schmidts Worte drangen wieder in sein Bewusstsein. „Und wenn wir wieder zuhause sind, lebendig und frei, dann werde ich es noch einmal versuchen. Ich muss es einfach noch einmal versuchen. Ich liebe meine Frau. Ähm, meine Ex-Frau meine ich natürlich.“ Er stockte und wirkte plötzlich verlegen.
„Und sie?“, fragte Hansen.
„Ich glaube sie mich auch.“
„Sie glauben es nur?“
„Nein, ich weiß es. Ich habe ihr in die Augen gesehen, als ich mich von den Kindern verabschiedet habe. Wir, meine Familie und ich, wir haben noch eine Chance.“ Sein Gesichtsausdruck wurde unvermittelt hart. „Und diese Chance lasse ich mir von niemandem nehmen!“, stieß er zwischen den Zähnen hervor.
Hansen nickte düster. In Kürze würde die Untätigkeit, zu der Schmidt und seine Männer bis jetzt verdammt waren, ein Ende haben.
Weißes Haus, Washington DC, USA
„Mit einer solchen Anzahl von Überwasserschiffen, Flugzeugen und einem Flugzeugträger können wir nicht ohne weiters im Norwegischen Meer aufkreuzen, ohne Aufsehen zu erregen“, überlegte der Präsident laut. „Das würde ja schon fast wie eine Blockade wirken.“
„Und auch eine so große Zahl von U-Booten würde den Norwegern bestimmt nicht verborgen bleiben, Sir“, schob Admiral Harris nach. „Ich würde ein paar, sagen wir sechs unserer neuen, leisen und leistungsfähigen Boote der Virginia-Klasse im Bereich von Island stationieren. Dann suchen wir mit verstärkter Satellitenkapazität weiter nach U 37, alles andere würde uns enttarnen. Außerdem ist die Polarroute nach wie vor nur eine von zwei grundsätzlichen Möglichkeiten.“
„Sind denn überhaupt entsprechende Satelliten verfügbar?“, fragte der Präsident nachdenklich.
Admiral Harris antwortete: „Nun, Mr. President, das Gebiet dort oben hat ohnehin bereits eine hohe strategische Bedeutung, denn alles, was aus den russischen Nordmeerstützpunkten in den Atlantik will, muss durch diese Gegend fahren. Im Zweifelsfall müssten noch weitere Satelliten umpositioniert werden. Allerdings wird die NSA ...“
„Meine Befehle befolgen“, unterbrach ihn der Präsident ungeduldig. Er griff zum Telefon.
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