Unit Kill
gelernt hatte und dessen Kapitän offenbar sein Handwerk zu verstehen schien, kamen ihm erste Zweifel. Zum ersten Mal in seiner Laufbahn sah sich Simmons einem Gegner, ja so musste er ihn wohl nennen, gegenüber, dessen Boot in einigen, für ein U-Boot aber essenziellen Bereichen möglicherweise überlegen war. Er nahm sich vor, nach ihrer Rückkehr mehr über diesen interessanten, offenbar neuen oder verbesserten U-Boot-Typ in Erfahrung zu bringen.
U 37
Hansen hatte inzwischen Borstorff, seinen Sonar-Spezialisten, mit einem kurzen Wink in seine Kammer befohlen. Er kam gleich zur Sache. „Borstorff, ich hatte vorhin in der Zentrale das unbestimmte Gefühl, Sie wollten noch etwas los werden, haben sich aber vor den anderen nicht so recht getraut.“
Der Sonarmeister sah verlegen aus. „Nun ja, Herr Kapitän, ich hörte so ein komisches Geräusch, eigentlich Unsinn, denn, hm, die Amerikaner sind ja unsere Verbündete.“
„Aber?“, insistierte der Kommandant mit freundlicher Stimme.
Borstoff sah auf den Boden. „Aber, na ja, das andere U-Boot machte zwar relativ wenig Fahrt über Grund, aber durch die momentan sehr starke Strömung von etwa sechs Knoten in diesem Gebiet, entstanden doch gut vierzehn Knoten effektive Strömungsgeschwindigkeit am Rumpf des Amerikaners.“
„Und?“
„Und die Strömungsgeräusche haben sich angehört, als ob die Mündungsklappen offen waren.“ Er sah auf.
Aber Hansen war schon draußen.
USS Boise
Die USS Boise war im Zielgebiet angekommen. Sofort begann man mit der Yankee-Suche, dem aktiven Aussenden von akustischen Signalen hoher Leistung. Die leistungsfähigen Schallimpulse peitschten durch das dunkle Wasser vor der USS Boise.
„Was ist denn jetzt?“, fragte Simmons ungeduldig nach einigen Sekunden.
„Nichts! Keine Kontakte“ Der Sonaroperator war erschüttert. Wo war das Boot?
„Weiter suchen!“, befahl der Kommandant. „Das komplette Gebiet. Wir können uns den Lärm vermutlich noch eine Zeit lang leisten, wir sind alleine hier.“
U 37
Auf U 37 rührte sich niemand. Das Boot hatte sich vorsichtig auf Grund gelegt. Alle hörten das gnadenlose Pingen des amerikanischen Jagd-U-Bootes und allen war klar, dass es nach ihnen suchte. Um sie zu versenken. Das hatte zwar noch niemand laut ausgesprochen, aber es gab nur diese eine Erklärung - so aberwitzig sie auch war.
„Sierra-Drei jetzt peilt jetzt in Eins-Zwei-Null, Signal wird stärker“, meldete der Sonarmeister.
Hansen hüllte sich in Schweigen. Er stand hinter dem zweiten Wachoffizier, der an einer Konsole des integrierten Führungs- und Waffeneinsatzsystems saß und blickte auf die beiden grünen Anzeigen auf der linken Seite des unteren Bildschirms. Es waren die Anzeigen von Rohr fünf und sechs.
USS Boise
Simmons geriet fast in Panik. Nach nunmehr fünf endlos scheinenden Minuten war ihm klar, dass U 37, er nannte seinen Gegner jetzt insgeheim beim Namen, weg war. Einfach weg. Er hatte sich gemäß seinen Befehlen erst gar nicht die Mühe gemacht, mit passivem Sonar nach U 37 zu suchen, sondern sofort eine aktive Suche angeordnet. Bei der angenommenen Distanz hätte das Boot einwandfrei geortet werden müssen. Aber es war nicht da! Der ganze Überraschungseffekt war dahin. Niemand auf U 37 hätte einen Angriff von einem amerikanischen U-Boot erwartet, niemand hätte das Öffnen der Mündungsklappen gehört, denn sie waren ja schon längst offen. Und dann vier Torpedos mit aktiver, automatischer Suche, Lenkdrähte kappen, sein Boot drehen und sich mit Höchstfahrt aus dem Staub machen. Ja, toll, so hatten es sich die Marine-Bürokraten und die Deppen von der CIA zu hause an ihren Schreibtischen ausgedacht. Aber U 37 war weg.
Nein, sagte sich Simmons, das Boot konnte gar nicht weg sein. Bei seiner möglichen Höchstgeschwindigkeit unter Wasser musste sich U 37 noch ganz in der Nähe befinden. Er bekam plötzlich eine Gänsehaut. U 37 war in der Nähe, aber nicht zu orten. U 37 hatte die Aktivitäten der USS Boise garantiert mitbekommen und sein Kommandant hatte vermutlich auch die richtigen Schlüsse daraus gezogen. Und U 37 hatte mit ziemlicher Sicherheit noch zwei Torpedos in den Rohren. Er wusste, dass das deutsche Boot sechs Rohre hatte und dass es bis jetzt erst vier Torpedos verschossen hatte. Simmons wurde bleich.
„Sofort alle Maschinen stopp, Yankee-Suche einstellen, absolute Ruhe im Boot!“
Irgendetwas stimmte hier nicht. Simmons überlegte hin und her, wieso sich U 37 bereits vor
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