Unit Kill
Bill. So nennt man es doch, wenn die Streitkräfte zweier souveräner Staaten aufeinander schießen.“
„Mr. President, es handelt sich weder völkerrechtlich noch militärisch gesehen um einen echten Krieg. Eine verdeckte Operation ist gescheitert und um Schaden von der Nahostregion abzuwenden, von der übrigens auch unsere deutschen Verbündeten wirtschaftlich in gefährlich hohem Maße abhängen, müssen Opfer gebracht werden. Das ist leider unvermeidlich.“
Das hast du dir gut ausgedacht, mein lieber Bill, dachte der Präsident. Aber gleichzeitig gratulierte er sich insgeheim zu seiner Entscheidung, seinen langjährigen Weggefährten Bill Nelson in dieses Amt geholt zu haben, denn er wollte unbedingt einen Gegenpol zu sich selbst in seiner Nähe haben. Und Nelson war dafür perfekt geeignet. Beide waren seit langem befreundet und der nationale Sicherheitsberater konnte sich ihm gegenüber Dinge herausnehmen, die jeden anderen den Job gekostet hätten.
„Opfer? Sie reden von den über hundertzwanzig, vermutlich toten jungen Amerikanern auf der USS Boise?“, fragte der Präsident kalt. Bill Nelson wurde bleich. Auch nicht schlecht, Mr. President, dachte er und holte tief Luft. Nach einem kurzen Blick in das Gesicht des Präsidenten verkniff er sich jedoch eine Erwiderung. Er hatte nicht vor, den Bogen zu überspannen.
Der Stabschef der US-Navy dachte bei der letzten Bemerkung des Präsidenten, dass diese Politiker, Zivilisten und damit aus seiner Sicht allesamt rückgratlose Weicheier, eigentlich kein Land wie die USA regieren sollten. Opfer! Mein Gott, was soll denn dieses Ergriffenheits-Geschwafel, hier geht es doch um ganz andere Dinge. Er verzog leicht sein Gesicht. Dem Stabschef der US-Navy waren die toten Matrosen der USS Boise völlig egal, er dachte in anderen Dimensionen. Sein Gedankengang wurde jäh unterbrochen, als der Präsident ihn direkt ansprach.
„Admiral Grant, können Sie mir bitte den Verlust der USS Boise erklären? Ich dachte, unsere Navy wäre die am besten ausgerüstete und ausgebildete Marine der Welt? Zumindest, wenn ich Sie immer so höre und Ihre zahlreichen Milliardenbudgets genehmigen soll!“
Der Admiral wurde rot vor Zorn. Wieder am Thema vorbei, Mr. President, dachte er in ohnmächtiger Wut. Er konnte sich nur noch mühsam beherrschen, allerdings sprach sein Gesichtsausdruck Bände. Der Präsident bemerkte es und fühlte, wie wieder der Zorn in ihm hochstieg. Er setzte nach. „U 37? Was ist das für eine Art von U-Boot? Was kann es, was unsere Boote nicht können? Können sie mich bitte kurz in Kenntnis setzen?“
Der Admiral geriet langsam aus dem Konzept. Um was ging es hier eigentlich? War dem Präsidenten denn nicht klar, welche Entscheidung hier schnellstens getroffen werden musste? Jede Minute Verzögerung war eine Minute gewonnene Zeit für das deutsche U-Boot. Er zwang sich mit äußerster Anstrengung zur Beherrschung und wollte gerade antworten, als ihm der Präsident wieder zuvor kam.
„Admiral, warum denn auf einmal so kleinlaut?“, stichelte er weiter. Er hatte jetzt sein Opfer gefunden. „Es hat doch bis jetzt noch gar niemand von Versagen oder Unfähigkeit gesprochen. Ich habe Ihnen nur ein paar einfache Fragen in leicht verständlichem Englisch gestellt.“
Das war zuviel für den Oberbefehlshaber der US-Navy. Der Admiral verlor seine Beherrschung, sprang auf und fuhr seinen Oberbefehlshaber zornbebend an. „Wie können Sie es wagen ...“
Endlich hatte es der Präsident geschafft. Er war ebenfalls auf gesprungen. Sein Sessel kipple mit einem lauten Schlag nach hinten um. „Wagen? Wagen? Wie können Sie es wagen, gegen den Präsidenten der Vereinigten Staaten und ihren Oberbefehlshaber die Stimme zu heben?“ Vier Sicherheitsbeamte des Secret Service stürmten mit schussbereiten Waffen ins Oval Office und umringten sofort den Präsidenten. Sie richteten die Waffen auf den Boden, steckten sie aber noch nicht weg. Wachsam musterten sie alle Anwesenden im Raum.
Der Präsident drängte sich zwischen den Beamten des Secret Service hindurch und fiel verbal über den Stabschef der US-Navy in einer Weise her, wie dieser es noch niemals in seinem Leben erlebt hatte. Als der Ausbruch des Präsident beendet war, hatte er ein wenig Speichel im rechten Mundwinkel. Schlagartig wurde er wieder ruhig und kehrte zu seinem Sessel zurück. Mit einem Handzeichen signalisierte der Präsident, dass er ihn selbst wieder aufstellen wollte. Er wandte sich anschließend
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