Universum der Roboter
sie, daß er lauschte. Es war beinahe, als ob er bei ihnen im Boot wäre, als ob er nicht eine künstliche Intelligenz irgendwo dort draußen wäre, verborgen im undurchdringlich scheinenden Dickicht der metallenen Verstrebungen und Träger. Gelegentlich stellte er eine Frage – er schien das Prinzip der Dreigang-Nabenschaltung besonders faszinierend zu finden – und forderte Una hin und wieder zum Weitersprechen auf, wenn sie verstummte. Als sie ihre Beschreibung gegeben hatte, schien er sich zurückzuziehen. Er sagte nichts mehr und weigerte sich, irgendwelche Fragen zu beantworten. Es war, als wäre eine tatsächliche physikalische Gegenwart von ihnen gegangen.
Una schaute Grimes in die Augen, zog zweifelnd die Brauen hoch und murmelte: »Ich kann immer noch nicht glauben, daß er nur ein Roboter sein soll.«
»Warum nicht?«
»Diese menschlich anmutende Neugierde ...«
»Menschliche Neugierde? Intelligenz und Neugierde gehen Hand in Hand. Die eine wird von der anderen genährt.«
»Richtig, darin stimme ich dir zu. Aber diese telepathische Fähigkeit ... Die Art und Weise, wie er in unseren Gehirnen herumstochern konnte, während wir schliefen.«
Grimes zuckte die Schultern. »Es gibt telepathische Roboter. Ist dir im Verlauf deiner Polizeikarriere niemals einer in die Quere gekommen?«
»Das schon, aber nicht echte Telepathie. Daß Roboter miteinander in Funksprechverkehr stehen, ist nichts Besonderes.«
»Wie du sagst, das hat mit Telepathie nichts zu tun. Nicht mit echter Telepathie. Aber vor nicht allzulanger Zeit begegnete ich ein paar wirklich telepathischen Robotern. Sie waren dafür konstruiert.« Er schmunzelte. »Und so kam ich zu meiner Beförderung vom Leutnant zum Oberleutnant.«
»Sprich nicht in Rätseln, John.«
»Es ereignete sich, als ich die ›Adler‹ befehligte, ein kleines Kurierschiff. Ich mußte eine Bevollmächtigte der Admiralität in einer wichtigen Mission befördern. Die Roboter – man mag nicht daran denken, was sie gekostet haben müssen! – waren ihre persönlichen Diener. Sie behandelte ihre blechernen Gefolgsleute ziemlich schäbig und vermachte einen von ihnen als Abschiedsgeschenk einem jungen Schnösel, den sie zu ihrem Liebhaber gemacht hatte. Der andere erzählte mir alle möglichen Einzelheiten über ihr Liebesleben, das Interessante aber ist, daß er auch nach der Trennung noch behauptete, mit seinem Blechkumpel in Verbindung zu sein. Und Roboter können nicht lügen, nicht wahr?«
»Du bist schon ein Bastard, John! Aber ... nein, unterbrich mich nicht. Ich denke nach. Also, wir müssen zugeben, daß dieser Panzen telepathisch ist. Trotzdem scheint es eine sehr begrenzte Art von Telepathie zu sein.«
»Wieso?«
»Während wir schliefen, konnte er in unserem Bewußtsein herumschnüffeln. Aber warum konnte er es nicht, als ich ihm alles über Fahrräder erzählte? Die Dreigangschaltung, zum Beispiel. Ich kann mir klar vorstellen, wie sie funktioniert, aber es fehlt mir das mechanische Vokabular zur Erklärung. Warum hat er nicht einfach meine Gedanken gelesen?«
»Vielleicht gefällt ihm der Klang deiner Stimme. Mir gefällt er.«
»Werde nicht banal. Vielleicht kann er unsere Gedanken nur lesen, wenn wir keine bewußte Kontrolle über sie haben.«
»Schon möglich. Aber er kann uns sprechen hören.«
»Nur wenn er zuhört. Und warum sollte er? Vielleicht ist er im Augenblick vollauf damit beschäftigt, das Schiff zu manövrieren, selbst wenn er selbst das Schiff ist. Wenn du manövrierst, läßt du die eigentliche Arbeit von einem Computer machen. Aber er ist selbst der Computer.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Daß wir uns seine mangelnde Aufmerksamkeit zunutze machen und ihn zwingen, uns zu bringen, wohin wir wollen.«
»Aber wie?«
»Muß ich es dir vorbuchstabieren? Wir stellen fest, wo in diesem Gewirr von Trägern, Verstrebungen und Kabeln die Intelligenz wohnt, dann drohen wir, sie mit unseren Laserpistolen zu zerstören.«
»Glaubst du, er würde sich so leicht einschüchtern lassen?«
»Ja, das glaube ich. Ein Roboter, sofern er nicht für eine Selbstmordmission konstruiert ist, hat einen sehr starken programmierten Selbsterhaltungstrieb. Das muß so sein, weißt du. Roboter sind nicht billig. Wenn ich mir vorstelle, was ein Ding wie dieser Panzen gekostet haben muß ...«
»Mmh. Nun, wir haben nichts zu verlieren. Wir brauchen neue Sauerstoffflaschen für unsere Anzüge und Laserpistolen. Aber ich bin ziemlich erschüttert, daß
Weitere Kostenlose Bücher