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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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immer noch nicht fassen, dass Emily mit dem Messer da reingekommen ist.«
    »Es gab natürlich Metalldetektoren. Aber sie wurde von den Reportern bedrängt und hat darum gebeten, durch den Hintereingang hereinkommen zu dürfen. Wer hätte denn damit gerechnet, dass sie zu so was imstande ist?«
    »Wollen Sie mir etwa weismachen, das hat Sie überrascht? Ich bitte Sie. Ich glaube fast, Sie wollten, dass so etwas passiert, Daniel.« Gale nahm einen weiteren Schluck Kaffee. »Was haben Sie denn für sie aushandeln können?«
    »Totschlag. Drei Jahre Haft im offenen Vollzug.«
    »Also nur ein kleiner Klaps«, bemerkte Gale.
    »Ach, hören Sie schon auf. Der Mann hat ihre Tochter umgebracht. Wir sind hier nicht mehr vor Gericht, Archie. Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass Graeme unschuldig war?«
    »Ich weiß nicht, ob er unschuldig war, und ich weiß nicht, ob er schuldig war. Aber Sie wissen das auch nicht.«
    Dan tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab, erhob sich und strich sich das Jackett glatt. Er griff nach der Kaffeekanne und schenkte sich eine Tasse ein. »Auf jeden Fall war es brillant nachzuweisen, dass Sally noch bei Rachel war. Wer hat Sie denn darauf gebracht?«
    »Man merkt, dass Sie keine Kinder haben«, erwiderte Gale lachend. »Sie sieht, wie ein anderes Mädchen mit ihrem Freund rummacht, und dann geht sie einfach nach Hause ins Bett? Auf gar keinen Fall. Das schreit doch geradezu nach einer Konfrontation.«
    »Und die Sache mit Kerry McGrath?«
    »Nachdem ich herausgefunden hatte, dass Sally an dem Abend tatsächlich noch bei Rachel war, habe ich nach weiteren Verbindungen gesucht. Und als Kevin zugegeben hat, dass Kerry ihn einmal um eine Verabredung gebeten habe, war das fast zu schön, um wahr zu sein.«
    Dan zuckte die Achseln. »Sallys Vater hat in seinem Kalender nachgeschaut. Die ganze Familie war an dem Wochenende in Minneapolis, um sich Les Misérables anzuschauen. Wir haben das überprüft.«
    »Jeder Vater kann solche Beweise erbringen, wenn seine Tochter in Schwierigkeiten ist«, sagte Gale.
    »Sie war es nicht, Archie.«
    »Ganz wie Sie meinen. Aber hinter der Geschichte steckt noch viel mehr, als vor Gericht herausgekommen ist.«
    Das ganze Zimmer erbebte, als ein Donnerschlag das Haus erschütterte. Gale betrachtete gedankenverloren den pechschwarzen Himmel.
    »Jetzt, wo Graeme tot ist, werden wir es wahrscheinlich nie erfahren«, sagte Dan.
    Gale strich sich über das Bärtchen. »Ach, ich weiß nicht. Vielleicht kommt Rachel ja zurück und offenbart uns ihr Geheimnis. So wie ein Geist.«
    Stride lauschte dem lauten Klopfen des Regens auf dem Glasdach, und jedes Mal, wenn ein Blitz niederging, sah er das Leuchten durch die geschlossenen Augenlider. Die Eichenbalken der Veranda stöhnten unter den heftigen Windstößen.
    Er roch die süße, frische Luft, in die sich ein leichter, säuerlicher Geruch nach schimmelndem Holz mischte.
    Als er um vier Uhr morgens vom Donner aufgewacht war, hatte er sein Bettzeug mit auf die Veranda genommen, hatte den Heizlüfter eingeschaltet und war in einen leichten, unruhigen Schlaf gefallen, während das Unwetter über ihm in Wellen von Westen her heranrollte. Im Schlafzimmer hatte vor zwei Stunden der Wecker geklingelt. Aber es war ihm egal. Draußen war es so dunkel, dass man sich einreden konnte, es sei noch Nacht.
    Die Ermittlungen und der Prozess gingen ihm nicht aus dem Kopf. Er hatte nicht das Gefühl, dass die Sache abgeschlossen war. Und er weigerte sich, an Stoners Unschuld zu glauben, daran hatte sich nichts geändert. Aber vielleicht machte er sich ja auch etwas vor, wenn er versuchte, sich einzureden, dass er nicht von Anfang an falsch gelegen hatte. Er verscheuchte die Zweifel wie Fliegen, aber ein paar Minuten später waren sie schon wieder da und summten ihm ins Ohr. Und sie summten jedes Mal lauter.
    Er dachte an die Postkarte. Sie hatte in seinem Briefkasten gesteckt, als er am Abend zuvor nach Hause gekommen war. Alle paar Minuten starrte er darauf. Und immer wieder hörte er die Fliegen summen.
    Die Bodendielen quietschten, als Schritte näher kamen. Stride schlug abrupt die Augen auf, drehte den Kopf und sah Maggie in der Tür zur Veranda stehen. Ihr schwarzes Haar war klatschnass, und von Gesicht und Jacke tropfte Regenwasser. Sie sah schmal und verletzlich aus.
    »Du willst dein Haus verkaufen?«, fragte sie.
    Das Schild war vor ein paar Tagen aufgestellt worden. Stride schloss die Augen wieder und schüttelte den Kopf. Er

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