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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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wirklich Leid, Euer Ehren«, sagte Stride. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, wie Bird an diese Information gekommen ist. Aber ich weiß es wirklich nicht.«
    »Nun gut, das ist eben sein Beruf. Sagen Sie mir bitte ganz genau, was Sie gefunden haben. Es handelt sich eindeutig um menschliche Überreste?«, fragte die Richterin.
    »Ja. Das hat der Pathologe uns bereits bestätigt.«
    »Und das Geschlecht?«
    »Der Pathologe sagt, weiblich«, antwortete Stride.
    Die Richterin nickte. »Und es gibt keine offensichtliche Möglichkeit der Identifizierung? Es könnte Rachel sein oder Kerry oder auch irgendein anderes Mädchen?«
    »Es ist nichts mehr übrig, was eine klare Identifizierung zulassen würde. Keine Kleider, keine persönlichen Gegenstände. Die Leiche ist teilweise verkohlt. Wir werden mit Hilfe der verbliebenen Skelettteile eine DNA-Analyse durchführen.«
    »Wie lange wird das dauern?«
    Stride schüttelte den Kopf. »Darauf kann ich Ihnen leider keine klare Antwort geben, Euer Ehren. Es kann ein paar Tage dauern, vielleicht aber auch ein paar Wochen.«
    »Und Sie haben in der Nähe der Leiche bisher keine weiteren Beweise gefunden?«
    »Nein. Wir werden die Suche natürlich fortsetzen, aber ich bin wenig optimistisch, weil so viel Zeit vergangen ist.«
    Dan mischte sich ein. »Aber eigentlich geht es doch nur um die Identität der Leiche, Euer Ehren. Wenn es tatsächlich Rachel ist, hat das eine enorme Auswirkung auf den Prozess.«
    »Wenn, wenn, wenn«, sagte Gale. »Wenn dies, dann das. Es gibt keine Beweise, aber wir suchen weiter. Vielleicht in ein paar Tagen, vielleicht in ein paar Wochen, vielleicht auch nie. Mr Stoner sollte nicht gezwungen sein zu warten, während die Polizei und die Anklage uns mit vagen Versprechungen von Beweisen hinhält, die es vielleicht niemals geben wird. Und auch die Geschworenen sollten dazu nicht gezwungen sein. Das ist doch alles bedeutungslos, Euer Ehren, nichts als heiße Luft.«
    Richterin Kassel seufzte. »Ich bin geneigt, Ihre Ansicht zu teilen.«
    Dan umklammerte den Rand der Richterbank mit beiden Händen. »Nur ein paar Tage, Euer Ehren. Geben Sie uns bis Ende der Woche Zeit, die Identität zu bestätigen. Wenn wir bis dahin nichts herausgefunden haben, bringen wir den Prozess so zu Ende.«
    »Und in der Zwischenzeit sind die Zeugenaussagen nur noch eine blasse Erinnerung«, warf Gale scharf ein. »Jetzt oder nie.«
    »Die Geschworenen können sämtliche Zeugenaussagen noch einmal vorgelesen bekommen, wenn sie das wünschen«, gab Dan zurück.
    »Ich bitte Sie«, sagte Gale.
    Die Richterin unterbrach den Disput. »Das reicht, meine Herren. Mr Erickson, ich habe Verständnis für Ihre Lage. Und es fällt mir selbst sehr schwer, den Prozess mit der quälenden Aussicht auf eventuell entscheidende neue Beweise fortzusetzen. Aber im Augenblick haben Sie nichts weiter als Hoffnungen und Hypothesen. Sie sind ohne eine Leiche in die Verhandlung gegangen, und Sie waren überzeugt, trotzdem eine Verurteilung erwirken zu können. Jetzt müssen Sie auch zu dieser Entscheidung stehen.«
    Sie streckte die Hand aus, schaltete ihr Mikrofon ein und klopfte noch einmal mit dem Hammer auf den Tisch, um für Ruhe im Gerichtssaal zu sorgen. Dann teilte sie den Anwesenden ihre Entscheidung mit.
    »Der Antrag auf Vertagung wurde abgelehnt. Wir setzen die Verhandlung fort.«
    »Euer Ehren, ich erneuere meinen Antrag auf Zulassung der auf Hörensagen beruhenden Aussage einer bestehenden sexuellen Beziehung zwischen dem Angeklagten und Rachel Deese, die von Dr. Nancy Carver zu Protokoll gegeben wurde, da die ursprüngliche Informantin nicht als Zeugin zur Verfügung steht.«
    »Abgelehnt. Sonst noch etwas, Mr Erickson?«
    Dan ballte verärgert die Fäuste. »Nein, Euer Ehren.«
    »Gut. Gerichtsdiener, bitte führen Sie die Geschworenen herein.«
    Stride wandte sich von der Richterbank ab. Er sah den Zorn in Dans Augen, eine eisige Kälte, wie er sie noch nie im Leben gespürt hatte. Dan schien seine ganze Zukunft in dem flachen Erdloch versinken zu sehen, in dem man die Leiche gefunden hatte, und es gab nur einen, dem er die Schuld daran geben konnte.
    Er flüsterte Stride zu: »Du hast mir den ganzen Prozess von vorn bis hinten ruiniert.«
    Stride gab keine Antwort. Ihm blieb keine Zeit dazu.
    Irgendetwas war nicht in Ordnung.
    Das Stimmengewirr im Saal hatte sich verändert. Das aufgeregte Flüstern, das aufgekommen war, als die Richterin ihre Entscheidung verkündet hatte, wich

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