Unmoralisch
und weich und fast genauso groß wie Rachel.
Das kleine Mädchen riss die Augen auf und zog Tommy dann mit sehnsüchtigem Blick am Ärmel. »Gewinnst du mir den, Papa?«
»Na klar.«
Der Teufel reichte Tommy drei Bälle. Tommy nahm zwei davon in die rechte Hand und holte dann mit der linken zum Wurf aus.
»Du hast zu viel getrunken, Tommy«, mahnte Emily. »Und du siehst nicht besonders gut aus.«
Tommy schmetterte den ersten Ball mitten hinein in einen Keramikteller. Der Teller zersprang, die Scherben fielen auf den Boden der Bude, und der Ball prallte mit einem Knall gegen die Aluminiumwand.
»Du hast es geschafft, Papa! Du hast es geschafft!«
Tommy grinste. Er warf den zweiten Ball, und ein zweiter Teller zersprang mit lautem Krachen.
»Noch einen, Papa, dann hast du gewonnen!«, juchzte Rachel.
»Räum diesem Bären schon mal einen Platz auf dem Bett frei, Kleines«, sagte Tommy.
Er machte sich für den letzten Wurf bereit und holte mit seinem fleischigen Arm aus. Die Menge, die sich bereits hinter ihnen angesammelt hatte, erstarrte in Erwartung eines weiteren Krachens und eines weiteren Tellers, der in tausend Stücke zerspringen würde.
Doch stattdessen ließ Tommy den Ball fallen, und er prallte auf der Theke ab und landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden. Der Teufel lachte, und die Leute, die um die Bude herumstanden, stöhnten enttäuscht auf. Tommys Knie schienen unter ihm nachzugeben, er schrie auf und hielt sich den linken Arm. Er war rot im Gesicht, und seine Züge verzerrten sich.
Emily sagte das Erste, das ihr in den Sinn kam, und bereute es sofort. »Verdammt noch mal, Tommy, du hast seit Jahren keinen Ball mehr in der Hand gehabt. Was wolltest du denn damit beweisen?«
Rachel warf ihrer Mutter einen wütenden Blick zu. Tommy biss sich so fest auf die Unterlippe, dass ihm ein Tropfen Blut übers Kinn rann. Rachel wischte ihn mit der Hand ab.
»Tut mir Leid, Süße«, sagte Tommy zu ihr.
Der Budenbesitzer kicherte immer noch und machte Tommy dann ein Zeichen. »Vergessen Sie Ihren Preis nicht.« Er hielt ein kleines Plüschschwein mit einer schwarzen Sonnenbrille in die Höhe und warf es ihm zu.
Tommy war es sichtlich peinlich, als er es Rachel reichte, aber sie hielt das Schwein im Arm, als wäre es viel besser als der große Preis. »Es ist toll, Papa«, sagte sie, und als er sich zu ihr herunterbeugte, gab sie ihm einen raschen Kuss auf den Mund.
Emily fühlte sich, als hätte ihr jemand ein Messer ins Herz gerammt. Sie war eifersüchtig und hasste sich selbst dafür.
»Ich glaube, wir gehen jetzt besser«, sagte sie.
Aber Rachel hatte andere Pläne. Als sie sich von der Bude entfernten, ragte plötzlich ein Fahrgeschäft vor ihnen auf, das sich »Schleudersitz« nannte. Eine runde Gondel mit zwei kreischenden Leuten darin wurde wie ein Stein aus einer Schleuder in die Höhe katapultiert. In der Gondel war ein Mikrofon angebracht, sodass man das hysterische Geschrei auf dem ganzen Jahrmarkt hören konnte.
»Wow«, flüsterte Rachel tonlos. »Kann ich da auch mitfahren?«
»Das ist jetzt keine gute Idee, Rachel«, mischte sich Emily ein. »Dein Vater fühlt sich nicht wohl, und du bist noch viel zu klein für so was.«
»Ich finde nicht, dass du zu klein bist«, sagte Tommy. »Und ich fühle mich fantastisch.«
»Mach dich nicht lächerlich, Tommy«, protestierte Emily.
Tommy zwinkerte seiner Tochter zu. »Was sagen wir denn dazu, Rachel?«
Rachel drehte sich zu ihrer Mutter um und trällerte mit ihrer kindlichsten Stimme: »Alte Schlampe, alte Schlampe!«
Emily war fassungslos. Sie fasste Tommy am Arm und zischte ihm ins Ohr. »Hast du ihr beigebracht, das zu mir zu sagen? Bist du noch ganz bei Trost?«
»Mein Gott, Emily, das ist doch nur ein Witz.«
»Gut, dann macht eure beschissene Fahrt eben«, fauchte Emily und verabscheute sich sofort dafür, dass sie sich immer wieder von Tommy provozieren ließ.
Er tat schockiert. »Da hat Mami jetzt aber ein schlimmes Wort gesagt.«
Rachel griff triumphierend nach seiner Hand. Sie gingen auf den »Schleudersitz« zu, doch dann drehte die Kleine sich noch einmal um. Mit lauter Stimme, als wäre es ein besonders lustiger Witz, rief sie: »Leck mich, Mami.«
Emily machte ein paar Schritte auf sie zu und holte bereits mit der Hand aus. Am liebsten hätte sie ihre Tochter ins Gesicht geschlagen. Aber dann blieb sie unvermittelt stehen und brach in Tränen aus. Sie sah den beiden nach, wie sie davongingen und sie keines
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