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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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durchforstete er die Schränke, bis er ein Einmachglas mit Pulverkaffee entdeckte. Nach einigem Herumprobieren fand er heraus, wie ihre Kaffeemaschine funktionierte, schaltete sie ein und ging dann zurück nach oben. Serena saß schon wieder auf dem Bett und trocknete sich das nasse Haar mit einem Handtuch. Wassertropfen glitzerten auf ihrer Haut.
    »Ich weiß, was du gerade denkst. Vergiss es«, sagte sie beiläufig.
    »Woher willst du wissen, was ich denke?«
    Ihr Blick richtete sich auf seine Körpermitte, und er schaute nach unten. »Oh.«
    »Ja, oh. Jetzt mach, dass du unter die Dusche kommst. Ich empfehle kaltes Wasser.«
    Als er aus der Dusche kam, empfing ihn Kaffeeduft. Er sah Serena nicht, doch einen Augenblick später kam sie mit zwei dampfenden Tassen ins Schlafzimmer. Sie war halb angezogen, trug ein Höschen und ein weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt.
    »Wir sollten uns beeilen, Jonny. Cordy ist immer pünktlich.«
    »Dann sollten wir uns wirklich beeilen, wenn wir noch was getan kriegen wollen.«
    »Das Einzige, das du jetzt tun wirst, ist dich anziehen«, sagte Serena. Dann sah er, wie ihr Blick wieder an seinem Körper hinunterwanderte. Sie legte den Kopf schief. »Schaffst du es wirklich in fünf Minuten?«
     
    Stride saß wieder auf dem Rücksitz von Cordys Cruiser, während sie auf dem 1-15 Richtung Süden brausten, den Strip hinter sich ließen und direkt in die Wüste fuhren. Er spürte die erwartungsvolle Anspannung. Dort vor ihnen, am Rand einer gottverlassenen Straße, gab es jemanden, der Rachel nach ihrem Verschwinden gekannt hatte. Jemanden, der sie in ihrem Leben nach dem Tod erlebt hatte. Jemanden, der ihm vielleicht endlich die Antworten auf die Fragen geben konnte, die ihn seit vier Jahren beschäftigten.
    Außerdem würden sie dort auf einen Mann treffen, der möglicherweise einer jungen Frau den Schädel eingeschlagen und ihre Leiche dann in der Wüste deponiert hatte. Serena hatte ihre 9mm-Sig-Sauer aus dem verschlossenen Handschuhfach ihres Wagens geholt und trug sie jetzt in einem Schulterhalfter unter der weiten blauen Jacke, die ihr bis zur Taille reichte. Stride hatte seine Ruger auf ähnliche Weise unter seinem anthrazitfarbenen Sportsakko versteckt.
    Cordy bog von der Hauptstraße ab und fuhr, in eine Staubwolke gehüllt, auf die Nebenfahrbahn. Er deutete die Straße entlang, wo Stride etwa einen halben Kilometer entfernt einen heruntergekommenen Wohnwagen sehen konnte. »Da unten, das ist er.«
    »Hier wurde sie also gefunden?«, fragte Stride.
    »Ja, genau hier«, erwiderte Serena.
    Cordy parkte den Wagen direkt vor dem Wohnwagen und ließ den Motor laufen. Serena drehte sich zu ihm um und sagte: »Gib uns ein paar Minuten allein mit ihm, okay?«
    Sie stiegen aus dem Wagen, und Stride sah sich um. Der Wohnwagen war grau und von einer dicken Kruste aus Dreck und Wüstensand umhüllt, den der Wind aus der Weite der umliegenden Wüste heranwehte. Es gab keinen Fußweg, nur eine Art Trampelpfad von der Straße bis zur Tür des Wohnwagens, den die Kunden nahmen. Stride spitzte die Ohren und lauschte einem merkwürdig misstönenden Klang, der immer wieder den Windstößen folgte. Es war eine seltsame, unrhythmische Melodie, ein klimperndes Geräusch, als klingelten tausend Kinder mit Spielzeugglöckchen.
    »Was in aller Welt ist das?«, fragte er.
    »Windharfen«, sagte Serena. »Sehr viele Windharfen.«
    Sie ging ihm voraus die Stufen zum Wohnwagen empor, die unter ihrer beider Gewicht fast nachgaben. Vor der Tür mit dem Fliegengitter blieb sie stehen und klopfte nachdrücklich an die Aluminiumwand des Wohnwagens. Niemand antwortete. Man hörte nur das Singen der Windharfen.
    Auf die Tür war der Hinweis »Jederzeit geöffnet« gepinselt. Serena warf Stride einen Blick zu, zuckte die Achseln und machte dann vorsichtig die Tür auf. Sie ging hinein, und Stride folgte gleich hinter ihr. Der Lärm im Wohnwagen war ohrenbetäubend. Direkt vor ihnen stand ein Fenster offen, und der Durchzug sorgte dafür, dass mehrere Dutzend Windharfen aus buntem Glas in einem wilden, farbenfrohen Tanz aneinander schlugen. Sie hielten sich beide die Ohren zu. Serena war mit zwei Schritten beim Fenster und schloss es energisch. Der Wind ließ nach, und die Windharfen beruhigten sich langsam wieder und klimperten nur noch als leise, formlose Hintergrundmusik.
    Dann hörten sie eine Stimme.
    »Dann habt ihr’s also rausgefunden.«
    Sie fuhren herum. Bob saß ein paar Meter entfernt an einem

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