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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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überraschte sie. Mit der linken Hand griff er in die Geldkassette, dann sprang er mit einem Schrei auf die Füße, und sein Stuhl fiel polternd nach hinten. Bobs linke Hand fuhr wieder aus der Geldkassette empor, und die Bewegung war so schnell, dass sein ganzer Arm verschwommen wirkte. Er hielt den Arm weit nach oben gereckt, sodass er fast an die Decke stieß, und Stride sah den Gegenstand, den er in der Hand hielt: eine Smith & Wesson mit einem zehn Zentimeter langen Lauf.
    »Er hat eine Waffe!« Stride und Serena sprangen zurück und landeten in einem Gewirr aus Windharfen, die ringsum klirrend zu Boden fielen und dort zerbrachen. Stride drehte sich nach rechts und warf sich zu Boden. Glasscherben zerschnitten ihm die Handfläche, als er sich auf dem Boden des Wohnwagens abstützte. Er schob die blutende Hand unter die Jacke und griff mit nassen Fingern nach der Ruger. Mit einer einzigen Bewegung hatte er den Hahn gelöst und sich auf ein Knie erhoben. Er zielte direkt auf Bobs Brust.
    Einen knappen Meter neben ihm tat Serena es ihm gleich. Sie hatte sich auf beide Knie erhoben und hielt ihre Waffe mit beiden Händen umklammert.
    Bob rührte sich nicht. Er blickte starr, mit verzerrtem, triumphierendem Lächeln auf die beiden Polizisten herab, und seine Augen wanderten von einem zum anderen, wie bei einem Tennisspiel. Die Pistole zitterte in seiner Hand. »Worauf warten Sie noch?«, fragte er.
    »Wir wollen Sie nicht verletzen«, sagte Serena mit fester Stimme. »Lassen Sie die Waffe fallen.«
    »Ich will hier weg«, sagte Bob. »Und Sie werden mir dabei helfen.«
    Stride sah, wie Bobs Finger sich fester um den Revolver schlossen und wie er den Arm mit der Waffe senkte.
    »Ich werde schießen«, rief Serena.
    »Nein!«, rief Stride. »Warte! Warte!« Er fürchtete, dass sich auch dieses letzte Fenster zur Wahrheit schließen würde.
    Bob hatte den Hahn nicht gelöst. Er würde nicht schießen. Aber jetzt hielt er die schwarze Mündung des Laufs direkt auf Strides Kopf gerichtet. Strides Blick glitt an Bobs ausgestrecktem Arm entlang, bis er schließlich direkt in die Mündung schaute. Der Revolver starrte zurück. Strides Arm schmerzte an der Stelle, wo sein Freund ihn in Ely angeschossen hatte. Im Geist hörte er noch einmal den Schuss aus dieser Pistole und spürte wieder, wie die Kugel an der Schulter sein Fleisch zerschlug.
    »Sie werden mich nicht erschießen, Bob«, sagte er. »Legen Sie die Waffe weg. Diesmal gewinnen Sie. Sie können sie besiegen.«
    Bob schüttelte den Kopf. »Sie gewinnt immer.«
    Stride sicherte seine Ruger, dann lockerte er den Griff und ließ die Mündung der Waffe nach unten sinken. Er bückte sich langsam und legte sie auf den Boden.
    »Verdammt, Jonny, was machst du da?«, zischte Serena.
    »Ich werde es nicht tun«, sagte Stride, an Bob gewandt.
    Bob schwieg und zögerte sichtlich.
    Um sie her ertönte das monotone Klingeln der Windharfen.
    »Das bin doch gar nicht ich«, sagte Bob. »Sie ist es. Immer ist sie es.«
    Stride schüttelte den Kopf. »Sie können ihr nicht mehr die Schuld geben. Sie ist tot. Diesmal sind das ganz allein Sie. Wollen Sie das wirklich?«
    Bobs Hand zitterte. Er stieß einen langen, wehmütigen Seufzer aus und schien in sich zusammenzusinken, während die Luft seine Lungen verließ. Er senkte den Arm, und die Waffe hing schlaff in seiner Hand.
    »Jetzt legen Sie sie da auf den Tisch. Ganz vorsichtig und ganz langsam. In Ordnung?«
    Stride spürte, wie ihn eine Welle der Erleichterung überflutete.
    Doch dann verzerrte sich Bobs Gesicht vor Angst und Schmerz. Seine Augen wurden groß und rund wie die eines verängstigten Kindes. Sein Mund blieb offen stehen, und er machte einen angstvollen Schritt nach hinten. Sein starrer Blick war auf etwas hinter Stride gerichtet.
    »Da ist sie!«, jammerte er.
    »Jonny, er dreht uns durch!«, warnte Serena. Und Stride wusste, dass sie Recht hatte. Bob würde einen Zusammenbruch erleiden.
    »Es ist niemand hier«, sagte Stride mit fester Stimme zu ihm.
    »Du bist tot!«, brüllte Bob.
    Mit einer raschen Bewegung hob er den Revolver wieder, mit zitterndem Lauf. Seine Kiefermuskeln spannten sich, und er bleckte die Zähne. Sein Daumen streifte die Sicherung.
    »Aufhören!«, schrie Serena.
    Stride hockte angespannt da und wartete darauf, dass Bob feuern würde, wartete darauf, alle Luft aus seiner Brust weichen zu fühlen.
    Die Kugel aus Serenas Waffe warf Bob rücklings zu Boden. Die Pistole sank ihm einfach aus den

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