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Unnatural History

Unnatural History

Titel: Unnatural History Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Green
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unter dem gelassenen Blick des Diplodokusskelettes umher, das die gewölbte schiffsgleiche Halle dominierte.
    Wenn man berücksichtigte, was genau hier in der vorherigen Nacht geschehen war, war es umso erstaunlicher, dass das Museum für seine Besucher dennoch geöffnet hatte , grübelte Ulysses, während er über die Haupttreppe nach oben in den Darwin-Flügel ging. Er hoffte, dass sich ihm, wenn er schon einmal hier war, ein paar Geheimnisse offenbaren würden, in erster Linie beispielsweise, warum man ausgerechnet ihn schickte, um einen Einbruchsdiebstahl und Mord im Natural History Museum zu untersuchen.
    Die Polizei hatte bereits vor Ort Einzug gehalten, um am Tatort umherzutrampeln. Der gesamte Darwin-Flügel war mit gelb-schwarz gestreiften Bändern mit dem üblichen Schlagwort ›Polizeiabsperrung‹ als Tatort gekennzeichnet worden. An jeder Seite hielt ein Constable die Stellung, ihre schwarzen Körper schimmerten matt in dem faden Licht, das durch die Fenster drang.
    Ulysses näherte sich der am nächsten stehenden Polizeidrohne. Der Constable wandte sich ihm sogleich zu.
    »Verzeihen Sie, Sir, aber diese Räume sind für Besucher geschlossen.« Von irgendwo hinter seiner Brustplatte drang die knackende Stimme hervor; eine nette Imitation des Cockney-Akzentes. Flink zog Ulysses seine Hand aus der Manteltasche, brachte eine lederne Visitenkartenhülle zum Vorschein und klappte sie mit einer lässigen Bewegung des Handgelenkes auf.
    »Ich bin kein Besucher«, stellte er klar und ein schiefes Grinsen kräuselte dabei seine Mundwinkel, »Constable Palmerston«, fügte er nach einem Blick auf das Namensschild an der Brust des Automaten hinzu. Es war eine sonderbare Angewohnheit der Metropolitan Police, ihre kybernetischen Beamten mit Namen verstorbener Persönlichkeiten auszustatten. Konnte es vielleicht sein, dass die Kybernetiker von Scotland Yard etwas wussten, das dem Rest der Welt verborgen blieb?
    Der Constable scannte die Visitenkarte in ihrem Etui mit seinem Visual-Empfänger, das rote Glühen hinter seiner Augenblende surrte von rechts nach links.
    »Verzeihen Sie, Sir«, bat er um Entschuldigung. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Quicksilver?«
    »Ich würde äußerst gern den Tatort besichtigen.«
    »Natürlich, Sir.« Der Constable löste das Band und bat Ulysses in den Flügel. »Hier entlang, Sir. Wenn ich sonst noch etwas für Sie tun kann …« - »Werde ich sicherlich auf Sie zurückkommen«, beendete Ulysses seinen Satz.
    In der Haupthalle des Flügels stieß er auf mehr Polizisten – mechanische und menschliche – ebenso auf Männer ohne Uniform. Ein Team in starren weißen Laborkitteln pinselte routiniert diverse Vitrinen und hölzerne Bänke ab. Ulysses beachtete sie nicht weiter und wandte sich dem Eingang einer der weiterführenden Galerien zu, die ebenfalls von Automaten-Constables flankiert wurden und wo ein ständiges Kommen und Gehen unter den forensischen Arbeitskräften herrschte. Im Licht der Nachmittagssonne, das durch die hohen Dachfenster strömte, tanzten Staubpartikel. Ulysses betrachtete die Ausstellungsbehälter, die dahinterliegenden Türen zu den Büroräumen und Arbeitsbereichen und die Gruppe Männer, die im Zentrum das Raumes an etwas arbeiteten. Er konnte eine Gestalt ausmachen, die ungelenk inmitten einer zerschlagenen Glasvitrine lag.
    »He! Bleiben Sie sofort stehen!«, erklang ein Schrei direkt hinter ihm. Ulysses wandte sich um und sah einen Ausdruck des Entsetzens über das Gesicht des sich nähernden Mannes huschen. »Verflucht noch mal! Ich dachte, Sie seien tot!«
    »Und Sie haben mir ebenso gefehlt«, meinte Ulysses zu dem bleichen Wiesel in Männergestalt vor ihm, dessen rötlicher Haarschopf wie gewohnt in widerspenstiger Aufruhr von seinem Kopf abstand. »Vielleicht sollten Sie nicht alles glauben, was Ihnen die Zeitungen weismachen wollen, Inspector«, fügte er mit einem Lächeln hinzu.
    Einen Augenblick lang schwieg der Polizist in seinem weiten Trenchcoat. Der menschliche Sergeant, der ihn begleitete, blickte immer wieder verwirrt zwischen seinem Vorgesetzten und dem Fremden hin und her.
    »Soll ich diesen Mann entfernen, Inspector Allardyce?«
    »W-was?«, brachte der Inspector heraus. »Ja. Nein. Später«, schnappte er ohne die Augen auch nur einen Moment von Ulysses zu nehmen. »Was wollen Sie hier, Quicksilver?«
    »Oh, das wissen Sie genau. Ich war gerade in der Stadt angekommen, als man mir mitteilte, dass ich mir auf keinen Fall die

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