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Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich mich ohne echte Hoffnung. »Hat man
mir vielleicht die Übernahme des FBI angeboten?«
    »Eine Miss Soong hat
angerufen.« Fran nahm einen Lippenstift und einen kleinen Spiegel aus der
Tasche, um ihr Make-up zu erneuern. »Sie möchten gleich zurückrufen. Aber nach
ihrem Ton zu urteilen, schien es nicht übermäßig wichtig zu sein.«
    »Miss Soong ist genau die Art
von Privatsekretärin, die ich mir immer von Ihnen erhofft habe«, sagte ich
schmachtend. »Wann tragen Sie im Büro endlich Kleider, die bis zum Oberschenkel
geschlitzt sind?«
    »Wenn Sie hier in der
Zwangsjacke erscheinen, Danny-Boy«, erwiderte sie bestimmt. »In meinem Vertrag
stehen keinerlei Sonderklauseln.«
    »Könnten wir das nicht noch
nachholen?« fragte ich eifrig.
    »Gute Nacht, Mr. Boyd«, sagte
Fran mit freundlicher Entschiedenheit. »Falls Sie umgebracht werden: Soll ich
Blumen schicken?«
    »Sorgen Sie vor allem dafür,
daß der Friedhof groß genug ist, damit alle Damen Platz haben, die sich die
Augen ausweinen, wenn das beste Profil, das es jemals in Manhattan...«
    Die letzten Worte hatte ich nur
noch zu mir selbst gesprochen, Fran war bereits verschwunden. Ich ging in mein
Zimmer hinüber, ließ mich in den Schreibtischsessel sinken und wählte die
Nummer der Hurlingford -Verlagsgesellschaft. Fünfzehn
Sekunden später hörte ich bereits Miss Soongs melodische Stimme, deren Klang in
jedem Mann Träume aus dem Djin Ping Meh heraufbeschwören mußte.
    »Vielen Dank für Ihren Anruf,
Mr. Boyd«, sagte sie. »Mr. Hurlingford möchte gern wissen, was Sie heute
erreicht haben.«
    Ich berichtete ihr von meinen
Besuchen bei den Personen auf der Liste, der Entdeckung von Jenny Shaw in Roger
Lowells Diensten und den noch für heute abend anstehenden beiden Verabredungen.
    »Das ist aber ein sehr
eindrucksvolles Tagewerk, Mr. Boyd«, sagte sie anerkennend. »Mr. Hurlingford
wird sehr zufrieden sein.«
    »Halten Sie es für möglich, daß
er mich auf die Empfängerliste für Freiexemplare seiner Verlagsprodukte setzen
läßt?« fragte ich in ehrfurchtsvollem Ton.
    »Sie haben wirklich einen
erstaunlichen Sinn für Humor, Mr. Boyd«, erwiderte sie lebhaft. »Sollte sich heute abend noch etwas Wichtiges ergeben, können Sie Mr.
Hurlingford ruhig auch später anrufen.«
    »Sie können mich auch gern spät
abends anrufen«, versicherte ich ihr hoffnungsfroh. »Selbst wenn es noch so
unwichtig sein sollte — für Sie bin ich immer zu sprechen. Meine Privatnummer
ist...«
    »Das ist ganz reizend von
Ihnen, Mr. Boyd«, unterbrach sie mich mit einem kaum merklichen Zögern in der
Stimme. »Glauben Sie mir, ich bin Ihnen dankbar.« Es klickte leise, und sie
hatte aufgelegt.
    Eine Sekunde, nachdem ich den
Hörer ebenfalls aufgelegt hatte, hörte ich ein leises Hüsteln. Einen Augenblick
lang überlegte ich, ob mir wohl plötzlich die Gabe übersinnlicher Wahrnehmungen
zuteil geworden sei, aber dann blickte ich hoch und sah den Mann auf der
Türschwelle stehen.
    Er sah aus wie ein Toter auf
Urlaub — groß und dünn mit gebeugten Schultern und mehr Falten als ein Stück
zerknülltes Pergamentpapier. Das dichte, vorzeitig ergraute Haar war streng aus
der Stirn gebürstet und hätte ihn beinahe menschenfreundlich wirken lassen,
wenn nicht die eingesunkenen leblosen Augen gewesen wären.
    »Kreppsohlen?« fragte ich
eisig. »Oder sind Sie auf den Händen reingekommen?«
    »Sind Sie Boyd?« Seine Stimme
war monoton und ebenso tot wie der Blick seiner Augen.
    »Das steht an der Tür — falls
Sie lesen können«, fauchte ich.
    Er trat gemächlich näher und
blickte sich langsam um. »Schicke Bude haben Sie hier«, sagte er. »Das Geschäft
scheint ja zu blühen.«
    »Was sind Sie? Steuerprüfer
oder so etwas Ähnliches?«
    »Mein Name ist Karsh«, sagte er
langsam. »Mannie Karsh. Sagt Ihnen das was?«
    »Nicht daß ich wüßte«,
erwiderte ich nachdenklich. »Sie müssen schon vor meiner Zeit gestorben sein.«
    »Komisch.« Er zuckte
verachtungsvoll die Schultern. »Sie scheinen nicht viel rumzukommen, Boyd.
Keine Verbindungen. Haben Sie schon mal von Lou Kestler gehört?«
    »Kestler, den Namen kenne ich«,
bestätigte ich. »Er hat seine Finger so ziemlich in jedem Geschäft hier in der
Stadt.«
    »Jetzt sind Sie im Bilde«,
nickte Karsh zustimmend. »Ich bin seine rechte Hand — falls es mal
Schwierigkeiten gibt.«
    Zum Beweis für seine Behauptung
zog er die rechte Hand aus seiner Manteltasche und hielt mir eine gedrungene
.357er Magnum vor die

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