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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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ich. Du hast es versucht und bist gescheitert. Ob es uns gefällt oder nicht, wir müssen das Spiel zu Ende spielen.“
     
    Er stand im Durchgang zum Restaurant. Niemand ahnte, dass er da war. Die Kellner waren weg. Seinetwegen. Ein kleiner Hinweis per Telefon und alle flogen aus.
    Ganz einfach.
    Nach allem, was er von dem Gespräch gehört hatte, klang auch langsam die Wut ab. Die Wut darüber, dass dieser Mensch seinen herrlichen Plan, den er für Emmas Alleinsein erstellt hatte, zunichte gemacht hatte.
    Aber jetzt war er froh. Denn er wusste nun, was sie zu wissen glaubten.
    Sie waren der richtigen Spur schon gefährlich nahe. Viel zu nahe.
    Sie hätten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht so weit sein sollen.
    Hatte er zu hoch gepokert? Hatte er dem Zufall zu wenig Beachtung geschenkt?
    Neue Wut erwachte in seinem Innern. Er hielt die Luft an, ballte die Hände zu Fäusten und spannte jeden Muskel seines Körpers an. Er durfte nicht ausrasten. Jetzt noch nicht. Er konnte all seine Energie noch früh genug umsetzen. Würde er jetzt explodieren, wäre alles umsonst gewesen.
    Sie waren schon weiter, als er es gewollt hatte. Sein Fehler.
    Aber verloren war noch nichts. Das hatte er auch sich selbst zu verdanken.
    Er musste sich lediglich wieder ein wenig flexibel zeigen. Kein Problem.
    Allmählich beruhigte er sich.
    Er horchte an der Tür zur Bar.
    Sie waren noch da. Sie sprachen noch nicht über ihr nächstes Ziel.
    Und damit auch nicht über seins.
    Da kam aus dem Gasthof ein Geräusch.
    Stimmen.
    Die Belegschaft war zurück.
    Höchste Zeit sich unsichtbar zu machen.
     
     

Strang 1 / Kapitel 25
     
    Bens Worte hallten in Emmas Ohren wider. Schweigend sah sie ihm in die Augen.
    Verspürte sie Angst? Interessanterweise nicht. Aber sie fürchtet, die Angst käme, wenn sie wegsah.
    Also nicht wegsehen. Ganz simpel. Oder doch nicht? Jede Sekunde, die sie länger in diese Augen sah, war eine zu viel.
    Die kurze Distanz zwischen ihnen zu überbrücken wäre ein Leichtes. Und so verlockend.
    Ihm schien es nicht anders zu ergehen.
    Obwohl er sie nicht berührte, konnte sie förmlich spüren, wie er leer schluckte.
    In der Bar alleine zu sein, half da nicht im Geringsten. Im Gegenteil.
    „Ben…“ Es war nicht wirklich ein Wort, es war mehr ein Lufthauch. Aber er wirkte wie ein Sturm.
    Er tat den letzten Schritt. Er überquerte die Grenze. Er schlang den Arm um sie, umfasste mit seiner Hand ihren Nacken und zog ihren Kopf leicht zurück.
    Emma wurde überflutet. Diese Umarmung. Diese Hände. Dieser Körper. Dieser Geruch. Und das Schlimmste: Dieser Blick. Man konnte darin ertrinken.
    Ihr wurde gleichzeitig heiss und kalt. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie geglaubt, an einer Grippe zu leiden. Gar nicht so abwegig. Er war wie ein Bakterium. Ein Virus. Er brachte alles durcheinander.
    Er hielt sie mit seinem Blick weiter gefangen. Er kostete den Augenblick aus. Nur noch einen kurzen Moment, dann würde er ihre hübschen Lippen spüren. Und darunter das leichte Kribbeln, das diese Berührung auslöste und das sich dann wohlig im ganzen Körper ausbreitete.
    Da schepperte es im Gang zwischen Bar und Gasthof.
    Er hielt sie noch fest. Aber beide wussten, dass der Augenblick abseits der Wirklichkeit vorbei war.
    „Ich glaube, sie kommen zurück“, flüsterte Emma, ohne sich von ihm zu lösen oder auch nur den Blick abzuwenden. Ihr Herz schlug so heftig gegen ihre Rippen, dass sie glaubte, er müsse es an seiner Brust spüren.
    Ein Hauch von Bedauern blitzte in seinen Augen auf. Er nickte nur ganz leicht. Dann streifte er in einer federleichten Berührung mit seinem Nasenflügel den ihrigen.
    Eine Berührung, die intimer nicht hätte sein können.
    Die Sekunden auskostend schloss Emma instinktiv die Augen.
    Dann flog mit einem Ruck die Tür zum Verbindungsgang auf.
    Dort, wo Ben sie eben noch berührt hatte, wurde es kalt.
    Er hatte sich zurückgezogen. Exakt in dem Augenblick, als Mara in die Bar strauchelte. Auf dem Arm eine grosse Kiste.
    Das Prickeln hallte in Emmas Fingern noch nach. Ihr Mund war trocken. Sie stellte fest, dass ihr Atem gestockt hatte.
    Es hatte ihr den Atem verschlagen, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Das war zu viel.
    Während sie noch nach Fassung rang, drückte er sich an ihr vorbei. Er nahm Mara die sperrige Kiste ab, bevor sie ihr aus der Hand rutschte und trug sie zur Bar.
    Jetzt, da Mara nicht mehr mit anderen Dingen beschäftigt war, hatte sie Zeit, die Situation zu erfassen, in die

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