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Unschuldig

Titel: Unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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Decke. Sie drückte den Schalter, und ein paar Energiesparlampen verbreiteten ihr kaltes Licht. Mit schnellen Schritten durchquerte sie den Flur und öffnete eine Tür. Sie stand in einem Zimmer mit hellgrünen Vorhängen, das wohl gleichzeitig als Wohn- und Schlafzimmer diente, denn neben einem schmalen Bett befanden sich eine dunkelrote Sitzgarnitur, ein Couchtisch und auf dem Fensterbrett eine Stereoanlage in dem Raum.
    Als sie die Tür zu dem zweiten Zimmer öffnete, blieb sie überrascht stehen: ein komplett eingerichtetes Kinderzimmer mit bunten Möbeln. Auf einer Kommode gab es unzählige Kerzen und Fotos von Bergers kleinem Bruder Fabian. Das Arrangement wirkte beinahe wie ein Altar. Ein eigentümlicher Geruch lag in der Luft.
    Paula bemerkte die abgebrannten Räucherstäbchen in einem mit Sand gefüllten Blumentopf. Auch wenn ihre eigene Räucherstäbchenzeit schon fast zwanzig Jahre zurücklag, erkannte sie, dass es sich um Sandelholz handelte. Alle Kerzen hatten geschwärzte Dochte, manche waren mehr, manche nur wenig, andere weiter heruntergebrannt. Für einen Moment hielt sie inne und ließ die Szenerie auf sich wirken.
    Sie ging weiter in die Küche, zog sich einen der Gummihandschuhe über, die neben dem Waschbecken lagen, kehrte zurück in das Kinderzimmer und zog die Schubladen der Kommode auf. In der einen fand sich ein Vorratslager für Kerzen, unzählige weiße und gelbe Stumpen- und Leuchterkerzen. Auch mehrere Packungen Räucherstäbchen, Sandelholz made in India, und eine Schachtel mit langen Streichhölzern. In der nächsten Schublade lagen ungeordnet Fotos ohne Rahmen, auf denen Fabian zu sehen war. Auch Aufnahmen von Nicolai selbst, als er noch jünger und sehr viel dicker war und das Haar ganz kurz trug. Man musste schon ganz genau hinschauen, um ihn darauf erkennen zu können.
    Paula ging wieder nach unten und fragte Kottke, ob zu der Wohnung von Berger auch ein Boden- oder Kellerraum gehöre.
    »Keller«, sagte er. »Da ist aber nix, das haben Ihre Kollegen schon überprüft.«
    »Haben Sie selbst auch einen Kellerraum?«
    »Nein, ich hatte mal einen irgendwann neu gemauerten Lagerraum, aber den hab ich seit Jahren nicht mehr benutzt. Das alte Zeug aus dem Lager habe ich der Caritas gegeben.«
    »Gut, öffnen Sie mir den bitte.« Schnell lief sie die Treppenstufen voraus, während Kottke ihr mit langsamen Schritten folgte. Sie blieb stehen und wandte sich zu ihm um. »Ich will Sie nicht nerven, aber es ist wirklich sehr eilig. Es geht um das Leben eines Kindes.«
    Kottke brummte etwas und ging schneller.
    Vor der schweren Tür am Ende des Kellerflurs blieb er erstaunt stehen. »Die ist ja zu!«, sagte er. »Ist sonst immer offen.« Umständlich untersuchte er das Schloss und schaute Paula fragend an.
    »Ja, genau, ich will da rein!«, sagte Paula und schlug mit der Faust gegen die Tür. »Hallo, hallo!«
    »Dat geht nur mit Bohrer. Momentchen«, sagte Kottke, verschwand und kam kurz darauf mit seinem Werkzeug wieder. Wenigstens einmal während dieser Ermittlung ist das Glück auf meiner Seite, und ich treffe auf einen Mann, der mir ohne langes Trara ein Schloss öffnet, dachte Paula.
    Kottke machte sich sofort an die Arbeit und brauchte nicht einmal eine Minute.
    »Warten Sie hier«, sagte Paula.
    »Jawoll, Frau Kommissar«, sagte er trocken.
    Paula öffnete langsam die Tür und betrat mit zögernden Schritten den Raum. In dem gemütlich eingerichteten Kellerraum stand auf der einen Seite ein Fernseher und auf der anderen Seite ein bequemer Sessel. Als ihr Blick darauf fiel, schienen ihre Beine unter ihr nachzugeben. Ihr Atem stockte, und das Hämmern ihres Herzens dröhnte ihr in den Ohren.
    Dort saß Manuel im Schneidersitz und schaute einen Film. Über seine Ohren waren mächtige Kopfhörer gestülpt. In der linken Hand hielt er eine Tüte mit Süßigkeiten und mit der rechten schob er sich ein einzelnes Gummibärchen in den Mund. Erstaunt blickte er zu Paula, als missbillige er die Eindringlinge, die ihn an der spannendsten Stelle des Films störten.
    »Dat ist ja ’n Ding«, hörte sie Kottkes Stimme hinter sich.
    Langsam ging sie auf Manuel zu, kniete sich vor ihn, nahm ihm die Kopfhörer ab und starrte ihn an, als sähe sie einen Geist. »Manuel? Was ist? Erkennst du mich nicht?«
    Irritiert blickte der Junge erst auf sie, dann wieder auf den Bildschirm, auf dem gerade eine Verfolgungsjagd stattfand. »Manuel, mein Gott, was ist mit dir? Wach auf!«
    Plötzlich kam Leben in den

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