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Unschuldig

Titel: Unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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überhaupt noch? Wo könnte er versteckt sein? Sie würde auf der Stelle ein Team zu Nicolais Wohnung schicken. Tim Möller musste ebenfalls gefunden und gewarnt werden, denn er schwebte in höchster Lebensgefahr. Die Handys von Berger und Möller mussten geortet werden. Vielleicht würden sie die beiden so schneller finden. Und sie musste Herbert bitten, alle für eine Besprechung in zehn Minuten zusammenzutrommeln.
    Aber noch bevor Paula wählen konnte, klingelte ihr Handy.
     

54
    S ie bemerkte, dass die Nummer unterdrückt war, aber nahm das Gespräch trotzdem an.
    »Hallo, Frau Zeisberg.«
    »Wer sind Sie?« Paula stand wie erstarrt und schnappte nach Luft. Sie wusste sehr wohl, wer das war.
    »Wir haben vorhin erst auf der Beerdigung miteinander gesprochen. Sie interessieren sich doch für mich und fürs Kochen? «
    Paula war einen Moment lang sprachlos, aber dann fragte sie mit heiserer Stimme. »Haben Sie Manuel?«
    Er lachte. »Warum, glauben Sie, rufe ich Sie sonst an? Um mich mit Ihnen über neue Rezepte auszutauschen?«
    »Wo ist Manuel?«
    »Er ist nicht hier.«
    »WO IST MANUEL?«
    Schweigen. Paula hatte Angst, dass Berger die Verbindung einfach wieder unterbrechen könnte. Sie musste ihn unbedingt in der Leitung halten. Denk nach!, rief sie sich selbst zur Ordnung. Denk gründlich nach und denk verdammt noch mal schnell nach.
    »Bitte sagen Sie mir, was Sie mit Manuel gemacht haben.«
    »Nichts habe ich mit ihm gemacht.«
    »Beweisen Sie mir, dass Sie ihn haben.«
    »Wie könnte ich das?«
    »Holen Sie ihn ans Telefon. Ich möchte mit ihm sprechen.«
    »Nein.«
    »Holen Sie Manuel SOFORT ans Telefon.«
    »Ich glaube nicht, dass Sie in der Position sind, irgendetwas von mir zu fordern, Frau Zeisberg.«
    Paula überlegte, ob sie es schaffen würde, in Staufers Büro zu kommen, um dort mit Handzeichen oder Botschaften auf Papier von ihm oder Frau Wenzel Hilfe anzufordern. Nur, bis sie in den neunten Stock gelangte, hatte Berger die Verbindung vielleicht längst unterbrochen. Aber sie wollte es trotzdem versuchen. Sie musste die Treppe benutzen, weil sie im Aufzug bestimmt keinen Empfang hatte. »Ich weiß, wer Sie sind und wo Sie wohnen. Meine Kollegen sind bereits unterwegs.«
    Nicolai lachte. »Ich scheiße auf Ihre Kollegen.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Ich rufe Sie an, Paula, weil Sie ein guter Mensch sind. Weil Sie Ihren Neffen lieben und wir beide nicht wollen, dass ihm etwas zustößt.«
    »Wie geht es Manuel?«
    »Gut.«
    »Was heißt gut?« Sie musste sich zwingen, ruhig zu bleiben, und nahm die ersten Treppenstufen.
    »Sagen wir, den Umständen entsprechend.«
    »Wo ist er?«
    »In Sicherheit. Er fragt jeden Tag nach seiner Mutter und nach Ihnen.« Paula spürte einen Stich in der Brust. »Und nach Jonas. Manuel ist wirklich ein entzückender Junge.«
    »Kann ich bitte mit ihm sprechen?«
    »Nein.«
    »Was wollen Sie?«
    »Ihnen ein Tauschgeschäft anbieten.«
    »Schon wieder? Welchen Tausch?«
    »Ich will, dass Sie mich ausreisen lassen.«
    »Allein?«
    »Ja, Manuel bleibt in Sicherheit. Aber sobald Sie nach mir fahnden oder mich gar festnehmen, ist der Junge tot.«
    Wie will er das anstellen?, fragte sich Paula. Hat er doch einen Komplizen, der Manuel irgendwo festhält?
    Sie kam im dritten Stockwerk an.
    »Wenn ich verschwinden kann, ohne dass die Polizei mich sucht, sage ich Ihnen, wo Manuel versteckt ist.«
    »Wohin wollen Sie?«
    Nicolai lachte. »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich Ihnen das verrate.«
    »Ist das ein Deal?«
    »Ja, das ist mein Angebot. Sie haben nur wenige Minuten Zeit, sich dafür oder dagegen zu entscheiden. Aber ich versichere Ihnen, ich melde mich aus dem Ausland und teile Ihnen mit, wo Manuel sich befindet. Ich benötige zwei Tage, um zu verschwinden.«
    »Welche Sicherheit habe ich?«
    Er lachte wieder. »Es gibt es keine Sicherheiten, Frau Zeisberg. Sie müssen mir wohl vertrauen. Aber ich spiele keine Spielchen.«
    Paula wusste, wenn sie jetzt nicht auf einem Lebensbeweis von Manuel bestehen würde, wenn sie hier nicht beharrlich bliebe, würde der Geiselnehmer sie nicht ernst nehmen. »Hören Sie, Nicolai, ich will, dass Manuel ans Telefon kommt, sonst verhandele ich nicht.« Sie beendete das Gespräch, indem sie mit zitternden Händen den roten Knopf drückte. Wenn Manuel noch lebte, würde Nicolai sich wieder melden. Sie musste sich jetzt konzentrieren und dafür sorgen, dass die Leitung frei blieb. Atemlos stürmte sie die Treppen weiter nach

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