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Unschuldig

Titel: Unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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dunkelgelb gestrichenen Hauses in der Naumannstraße geklingelt, da ging schon der Summer. Schnell drückte sie gegen die Tür.
    »Kein Fahrstuhl«, brummte Max, als wäre er ein alter Mann, der sich mit Treppensteigen schwertat.
    Fünf Stockwerke sollten für einen jungen Burschen wie ihn ein Klacks sein, dachte Paula, aber sie wunderte sich auch, wie leicht sie selbst die Treppenabsätze nahm, obwohl sie ihre wöchentlichen Joggingrunden durch den Tiergarten schon seit Monaten vernachlässigte.
    Als sie oben ankamen, erwartete der Caterer sie bereits in der offenen Tür.
    »Aha, die Polizei, dein Freund und Helfer«, begrüßte er sie fröhlich. Sein dunkles Haar war vom Duschen noch nass und glänzte fast schwarz. Er trug dunkle Jeans und einen grauen Kaschmirpullover.
    »Dürfen wir …?«, wollte Paula gerade fragen, aber er unterbrach sie gut gelaunt. »Hereinspaziert und drinnen weiter parliert! «
    Max warf Paula einen kurzen Blick zu, der wohl heißen sollte: Oje, ein Witzbold! Auch ein Witzbold kann ein Mörder sein, dachte Paula.
    Der Wohnungstür gegenüber lag die Küche. Links und rechts am Ende des langen Flures befand sich je ein Zimmer, deren Türen geschlossen waren. Michi Rohde führte sie in die Küche.
    »Darf ich Ihnen irgendetwas anbieten?«
    Beide schüttelten den Kopf.
    »Vielleicht einen Tee? Ich habe guten Jasmintee.«
    Wieder lehnten Paula und Max ab.
    »Gut, dann gieß ich Ihnen wenigstens ein Glas Wasser ein, okay?« Er bot ihnen einen Platz an.
    Sie platzierten sich so am Küchentisch, dass sie ihn in der Mitte hatten, nachdem er jedem ein Glas Wasser hingestellt hatte.
    »Wir werden Sie nicht lange aufhalten«, sagte Paula. »Sie haben ja bereits ausgesagt, aber ich wollte Sie doch gern persönlich hören.«
    Er lächelte so charmant, als wertete er Paulas Worte als Beginn eines Flirts. »Sicher.«
    »Sie haben gesagt, dass Lea Buckow sich kurz vor Ihrem Arbeitsschluss einen Drink holte.«
    »Ja, richtig, Whiskey mit Orangensaft.« Er grinste. »Mit deutlich mehr Whiskey als Orangensaft.« Sein Grinsen wurde breiter. »Interessieren Sie sich für das Mischungsverhältnis?«
    Paula ging nicht auf seine Frage ein. »Der Täter muss von der Straße aus ins Restaurant gegangen sein. Also genau zwischen Ihrem Catering-Wagen und dem Restaurant.«
    »Ich habe Ihren Kollegen bereits gesagt, dass ich niemanden gesehen habe.«
    »Nachweislich hat aber der Regisseur Möller an diesem Abend das Restaurant betreten.«
    »Kann schon sein, aber ich hatte zu tun und habe auch nicht wirklich darauf geachtet. Alles, was nichts mit Essen und Trinken zu tun hat, blende ich aus, wenn ich arbeite.«
    »Bitte denken Sie noch einmal genau nach.«
    Michi Rohde legte die Stirn in Falten. »Nein, da waren nur Gina und ich. Als Lea kam, war Gina nicht da. Sie brachte den Müll zum Container.«
    »Sie waren nur zu zweit?«
    »An dem Abend, ja.« Er lächelte. »Ich hatte ab fünfzehn Uhr Dienst.«
    »Wie war Ihr Verhältnis zu Frau Buckow?«
    »Ich hatte wenig mit ihr zu tun. Manchmal holte sie sich einen Drink am Wagen.«
    »Sind Sie je ausführlicher mit ihr ins Gespräch gekommen?«
    »Nein, das war nicht ihre Art. Wir hatten nur Small Talk.«
    »Worüber haben Sie mit ihr an dem Donnerstagabend gesprochen? «
    »Nichts Bestimmtes. Dass der ewig lange Winter glücklicherweise vorbei war. Lea war freundlich, aber sie hielt stets Distanz zum Personal.«
    »Erwartete sie jemanden?«
    »Keine Ahnung. Sie machte nicht den Eindruck. Sie war ja abends oft noch auf dem Set, wenn wir den Wagen sauber machten oder für den nächsten Tag vorbereiteten.«
    »Wo waren Sie am Donnerstagabend?«
    »Gina und ich sind noch auf einen Drink ins Soho House gefahren. Sie ist dort seit Anfang des Jahres Mitglied und hat mich in die Lounge mitgenommen.«
    Das hatte Michi Rohde bereits zu Protokoll gegeben, und Paulas Kollegen hatten es überprüft und bestätigt.
    »Und am Samstag?«
    »Da war ich bei meiner Mutter in Braunschweig.«
    Auch das war laut Paulas Unterlagen bereits verifiziert.
    »Haben Sie gern für die Produktion von Lea Buckow gearbeitet?«
    »Na klar, immer!«
    »Haben Sie sich geduzt?«
    »Beim Film duzt doch jeder jeden.«
    »Können Sie irgendetwas Typisches über Frau Buckow sagen?«
    »Ja, sie zahlte unsere Rechnungen immer erst nach der zweiten Mahnung.«
    Paula war der Meinung, dass eine Fortsetzung des Gesprächs wohl keine weiteren Erkenntnisse bringen würde, und bedankte sich bei Rohde.
    Als Rohde die Tür

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