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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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gefragt wurde, ob ich in der Nacht irgendetwas gesehen oder gehört hatte, da konnte ich mich nicht dazu durchringen, ihnen von dir zu erzählen.”
    In ihren Augen standen Tränen, als sie Julia ansah. “Ich bin einundsiebzig Jahre alt, und ich habe noch nie eine Lüge erzählt, Julia. Der einzige Grund, warum ich an dem Morgen nichts gesagt habe, war der, dass ich es nicht hätte mit ansehen können, wie sie dich ins Gefängnis stecken. Nicht nach allem, was du mit diesem Mann durchgemacht hast.”
    Voller Wut packte Julia sie an den Schultern. “Eleanor, hör mir zu. Wen auch immer du an dem Abend gesehen hast, das war nicht ich. Hörst du? Du hast selbst gesagt, dass es jemand gewesen sein könnte, der so aussah wie ich. Oder vielleicht hat der Regen …”
    “Was ist denn hier los?”
    Als sie die vertraute Stimme hörte, ließ Julia Eleanor los und fuhr herum. In der Tür stand Detective Hammond und sah sie beide an. Sein ruhiger Blick ging zwischen Eleanor und Julia hin und her, ehe er ihn auf Eleanor ruhen ließ.
    “Was haben Sie gesehen und mir nicht gesagt, Mrs. Bailey?” Er betrat das Foyer und schloss die Tür hinter sich.
    Unter dem bohrenden Blick lief das Gesicht der Frau hochrot an. “Nichts … ich … ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.”
    “Nicht alles, Mrs. Bailey.” Er sah zu Julia. “Und Sie offenbar auch nicht.”
    “Ich war es nicht.” Julia schien nicht in der Lage, mehr als diesen knappen Satz zu sprechen. Nach Hammonds Blick zu urteilen, glaubte er ihr genauso wenig wie Eleanor.
    “Mrs. Bailey.” Hammond sprach langsam und geduldig. “Haben Sie Mrs. Bradshaw am Abend des 26. Mai in das Haus von Ratsmitglied Bradshaw gehen sehen?”
    Eleanor warf Julia einen verzweifelten Blick zu.
    “Sehen Sie nicht Julia an, Mrs. Bailey. Sehen Sie mich an, und beantworten Sie bitte meine Frage.”
    “Ich weiß nicht … ich meine … ich bin nicht sicher.”
    “Dann werde ich Ihnen helfen. Ihr Haus steht direkt gegenüber dem von Paul Bradshaw, richtig?” Er wartete, bis sie genickt hatte, dann erst fuhr er fort. “Und Sie haben Mrs. Bradshaw deutlich – das war Ihre Formulierung:
deutlich
– gesehen, wie sie an dem Abend die Fahrertür öffnete. Stimmt das?”
    “Ja.” Eleanors Stimme war kaum zu hören.
    “Und als Sie nach einiger Zeit noch einmal hingesehen haben, sahen sie, wie Mrs. Bradshaw zum Haus des Ratsmitglieds ging. Das haben Sie gesagt.”
    Mrs. Bailey zog an einer Ecke des Taschentuchs. “Ich habe jemanden gesehen, der einen Regenmantel mit Kapuze trug und der aus einem Auto ausstieg.”
    “Konnten Sie den Wagen erkennen?”
    Ihr Gesicht wurde bleich vor Schreck. “Er war … schwarz.”
    “War es ein Volvo?”
    “Ich kenne mich mit Autos nicht gut aus.” Ihre Stimme war vor Angst gepresst, und sie tat Julia Leid. Sie versuchte zu helfen, machte aber dadurch alles noch schlimmer.
    “Sah der Wagen aus wie der von Mrs. Bradshaw?”
    “Ich … ich glaube schon.”
    Hammond wandte sich an Julia. “Was haben Sie an dem Abend getragen, Mrs. Bradshaw?”
    Julia spürte, wie zwischen ihren Brüsten kalter Schweiß über ihre Haut lief. “Einen Regenmantel.”
    “Hat der eine Kapuze?”
    “Ja, aber das besagt gar nichts. An dem Abend hat jeder, der aus dem Haus gegangen ist, irgendwelche Regenkleidung getragen.”
    Hammond seufzte, als würde er sich auf das, was er gleich machen musste, nicht freuen. “Sie kommen besser mit auf die Wache”, sagte er. “Ich muss Ihnen noch ein paar Fragen stellen. Und Ihnen auch, Mrs. Bailey.”
    “Wollen Sie mich jetzt etwa festnehmen?” fragte Julia mit bebender Stimme.
    Hammonds Augen wurden ein wenig sanfter. “Nein, aber an Ihrer Stelle würde ich einen Anwalt anrufen. Sie könnten ihn gebrauchen, bevor der heutige Tag vorüber ist.”
    Voller Nervosität, weil er noch nichts von Ben gehört hatte, ging McDermott durch sein Gewächshaus und wartete auf den Anruf seines Neffen, als die Tür aufging.
    Ein Blick auf Bens blau geschlagenes und verquollenes rechtes Auge verriet ihm, dass die Mission nicht nach Plan gelaufen war.
    “Was zum Teufel ist denn mit dir passiert?” brüllte er ihn an.
    “Ah …” Unübersehbar verlegen trat Ben von einem Fuß auf den anderen. “Es gab Komplikationen.”
    McDermott bewegte sich nicht. “Komplikationen welcher Art denn?”
    “Julia ist aufgewacht.” Seine Hand wanderte zu seinem Hinterkopf, den er zaghaft berührte. “Dieses Miststück hat mir fast den Schädel

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