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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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gesagt hatte.
    Julia hatte sie seit der Beerdigung nicht mehr gesehen, und auch da war es nur ein kurzer Augenblick gewesen. Doch heute blieb Eleanors Gesichtsausdruck unverbindlich und zeigte keine Spur von dem freundlichen Lächeln, das Julia so vertraut war. Sie wollte nicht einmal ins Haus kommen.
    “Ich wollte nur das Kochbuch zurückbringen, das ich mir bei dir vor Monaten ausgeliehen hatte”, sagte sie und wich ihrem Blick aus.
    Julia sah auf das Buch, das Eleanor ihr gegeben hatte, und war etwas irritiert über das kühle Verhalten der Frau. “Das hatte keine Eile”, sagte sie. “Aber ich freue mich, dass du vorbeigekommen bist.” Sie zog Eleanor ins Haus. “Komm rein. Lass uns neuen Klatsch austauschen, ich mache uns einen Kaffee. Vielleicht habe ich sogar noch ein paar Haferkek…”
    “Ich kann nicht bleiben.”
    Julia ließ sie los. “Stimmt etwas nicht?”
    “Nein, ich bin nur in Eile, sonst nichts.”
    Julia spürte aber, dass das nicht alles war, und sorgte sich wegen der plötzlichen Veränderung ihrer alten Freundin. “Bist du wütend auf mich?” hakte sie nach. “Habe ich dir etwas getan?”
    Schließlich sah die alte Frau Julia an, die in ihren Augen eine Mischung aus Traurigkeit und Enttäuschung entdeckte.
    Julia fühlte, wie sich eine eisige Hand um ihr Herz legte. “Oh, Eleanor, du glaubst nicht etwa diesen albernen Gerüchten, dass ich Paul getötet habe, oder? Du weißt doch, dass das nicht stimmt.”
    Eleanor wirkte noch unglücklicher und steuerte auf die Tür zu. “Ich hätte nicht herkommen sollen”, sagte sie und winkte Julia aus dem Weg.
    Julia kam zu dem Schluss, dass sie die Lage nur klären konnte, wenn sie ihre ehemalige Nachbarin direkt darauf ansprach, und stellte sich ihr in den Weg. “Eleanor, wir beide kennen uns seit langem, und wir hatten immer ein gutes Verhältnis. Aber du fühlst dich jetzt in meiner Gegenwart nicht behaglich, und ich möchte den Grund dafür wissen!”
    “Manche Dinge spricht man besser nicht aus”, erwiderte Eleanor hartnäckig. Sie sah kurz in Julias Richtung, konnte ihr aber nicht in die Augen blicken. “Darum habe ich der Polizei auch nichts gesagt.”
    Perplex schüttelte Julia den Kopf. “Der Polizei nichts gesagt? Worüber?”
    “Dass ich dich in der Nacht gesehen habe, in der Paul starb.” Sie nahm ein weißes Taschentuch aus ihrer Handtasche und betupfte ihre Augen. “Ich wollte dich nicht in Schwierigkeiten bringen.”
    “Oh”, seufzte Julia erleichtert. “Das musstest du doch nicht verschweigen, Eleanor. Ich habe der Polizei gesagt, dass ich vor Pauls Haus geparkt habe. Das stand sogar in der Zeitung.”
    Eleanor drückte das Taschentuch gegen das andere Auge. “Ich habe mehr als das gesehen, Julia.”
    Beunruhigt starrte Julia sie an. “Wovon redest du? Was hast du gesehen?”
    Eleanor drückte das Taschentuch zu einer Kugel zusammen und sah sie gepeinigt an. “Oh, Julia, weißt du es nicht?”
    “Nein, was denn?”
    “Ich habe dich gesehen, Julia. Ich habe gesehen, wie du in Pauls Haus gegangen bist.”

24. KAPITEL
    F assungslos über das, was sie soeben gehört hatte, trat Julia einen Schritt zurück. “Das ist nicht möglich”, sagte sie nach ein paar Sekunden. “Ich bin nie ins Haus gegangen. Ich bin die ganze Zeit über im Wagen geblieben.”
    Eleanor schüttelte starrsinnig den Kopf. “Ich habe an dem Abend zweimal aus dem Fenster gesehen. Beim ersten Mal habe ich dich gesehen. Ich konnte mir nicht vorstellen, was du um diese Zeit da draußen machen solltest. Ich habe zuerst sogar überlegt, ob du es wirklich
warst
oder jemand, der so aussah wie du. Dann habe ich den Wagen erkannt, und als dann die Fahrertür geöffnet wurde, habe ich dich ganz deutlich erkannt.”
    “Aber ich habe die Tür fast gleich wieder zugemacht,
ohne
auszusteigen. Hast du das nicht gesehen?”
    Eleanor schüttelte wieder den Kopf. “Ich bin vom Fenster weggegangen, weil ich nicht neugierig erscheinen wollte. Aber ich muss zugeben, dass es mich doch interessierte. Also habe ich nach einiger Zeit noch mal rausgeguckt.” Sie sah auf das Taschentuch, das sie noch fester zusammenpresste. “Da habe ich dich aus dem Wagen aussteigen und zum Haus gehen sehen.”
    “Das war ich nicht!” schrie Julia frustriert. “Du musst jemand anderen gesehen haben.”
    “Du warst das, Julia. Als am nächsten Morgen die Polizei bei mir vor der Tür stand und mir sagte, Paul sei tot, da wusste ich nicht, was ich denken sollte. Als ich aber

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