Unschuldig!
dafür.”
Im gleichen Augenblick verschwand Grace' Verärgerung. “Das ist gut. Aber was ist mit der Polizei? Versucht die überhaupt, den Mann zu fassen, der dich angegriffen hat?”
“Natürlich. Detective Hammond geht auf der Via del Rey von Tür zu Tür, um zu erfahren, ob jemand etwas gesehen hat. Steve fragt auch rum, aber bislang ohne Ergebnis.”
Es sei denn, dachte Julia, sie haben etwas gesehen und sagen es nur nicht. Das wäre keine Überraschung gewesen, wenn man überlegte, wie die Stadt zu ihr stand.
Auf ihrem Platz gegenüber von Julia auf der sonnigen Veranda des “Clock Garden” in der Abrego Street ignorierte Penny ihren Hummersalat und stützte beide Ellbogen auf den Tisch. “Ich kann es nicht glauben, dass dieser Dreckskerl eine Waffe auf dich gerichtet hat”, sagte sie mit vor Verärgerung bebender Stimme. “Ich wünschte, Steve hätte ihn erwürgt, als er die Gelegenheit dazu hatte.”
Julia lächelte. “Penny, ich wusste gar nicht, dass du eine sadistische Ader hast.”
“Wie kannst du darüber bloß Witze reißen?”
“Weil ich sonst den Verstand verliere.” Als Penny endlich zu essen begann, fing auch Julia an und schnitt ein Stück von ihrer gegrillten Flunder ab. “Mir geht es gut”, fügte sie hinzu. “Und was noch viel wichtiger ist: Andrew geht es gut.”
“Ja.” Penny spießte ein Stück Hummer mit der Gabel auf. “Gott sei Dank.” Sie kaute schweigend, bevor sie wieder zu Julia sah. “Frank möchte, dass du bei uns wohnst, bis sie den Kerl gefasst haben.”
Julia schüttelte den Kopf. “Das geht nicht, Penny. Ich habe ein Geschäft zu führen.” Sie lächelte. “Außerdem ist Steve da, und du kannst mir glauben, dass wir in letzter Zeit praktisch unzertrennlich sind.”
“Hmmm.” Penny imitierte Groucho Marx, indem sie die Augenbrauen auf viel sagende Weise hob und senkte. “Keine schlechte Sache, wenn du mich fragst.”
Julia blickte auf ihren Teller. “Unter anderen Umständen würde ich dir zustimmen. Steve ist charmant, und er lenkt mich ab, aber im Moment mache ich mir zu viele Gedanken über diesen Wahnsinnigen, der wieder kommen könnte, als dass ich über die Liebe nachdenke.”
“Dann hör auf, dir Sorgen zu machen.” Penny nahm die Flasche Evian und füllte ihr Glas wieder auf. “Frank war sicher, dass du unsere Einladung ausschlagen würdest. Deshalb hat er ein paar Kollegen gebeten, Tag
und
Nacht regelmäßig in deiner Straße zu patrouillieren. Das ist nicht das Gleiche wie einen uniformierten Polizisten vor der Tür zu haben, aber es sollte helfen.”
Überrascht lehnte sich Julia zurück. “O Penny, das hätte er nicht machen sollen. Er könnte Ärger bekommen.”
“Nein, bekommt er nicht. Ein paar Leute waren ihm noch einen Gefallen schuldig. Das läuft bei den Jungs ständig so.”
Julia schüttelte den Kopf. “Ich scheine allen Leuten nur Unannehmlichkeiten zu bereiten. Meinem Vater, der praktisch über Nacht in eine Stresssituation geraten ist. Steve, der meint, er müsse mich jetzt Tag und Nacht bewachen. Frank, du, meine Mutter.”
“Hörst du endlich auf?” fragte Penny und lehnte sich vor. “Wir lieben dich, das sind für uns keine Unannehmlichkeiten, um Gottes willen.”
“Ich weiß. Ich bin nur einen Moment lang in meinem Selbstmitleid versunken. Das kommt in letzter Zeit des Öfteren vor.” Sie wusste, dass sie keinen Bissen mehr schlucken würde, und schob ihren Teller zur Seite. “Ich will mein Leben zurückhaben, Penny. Mein einfaches, ruhiges Leben mit Andrew, so wie früher.”
“Genau so wie früher?” fragte Penny mit einem Blitzen in den Augen. “Bist du sicher, dass du nicht wenigstens eine neue Sache dazuhaben möchtest?”
Julias sinkende Laune besserte sich ein wenig. “Jetzt, wo du es sagst”, erwiderte sie und beschloss, sich auf Pennys Kosten ein wenig zu amüsieren. “Ich könnte im Parterre noch ein Badezimmer gebrauchen.”
Penny gab Julia einen spielerischen Klaps auf die Hand. “Ach, hör auf.”
“Eleanor, was für eine angenehme Überraschung.”
Julia öffnete die Tür, um ihre frühere Nachbarin ins Haus zu lassen. Eleanor Bailey war einer der wenigen Menschen in Monterey, die sie nach ihrer Scheidung von Paul nicht schief angesehen hatten. Julia vermutete sogar, dass die ältere Frau genau wusste, was sich hinter den verschlossenen Türen des hübschen Tudor-Hauses abgespielt hatte, in dem Julia und Paul gelebt hatten. Sie war aber so diskret, dass sie nie ein Wort
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