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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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Pflanzen und sah recht betroffen aus. “Das
muss
ein Irrtum sein, Mr. Reyes. Warum sollte Ben eine Kassette haben wollen?”
    Es konnte nicht schaden, allmählich etwas direkter zur Sache zu kommen. “Hat sich Ihr Neffe jemals mit Ihnen über die Nordirlandpolitik unterhalten, Mr. McDermott?”
    “Nordirlandpolitik?”
Diesmal stand McDermott ein echter Schock ins Gesicht geschrieben. “Großer Gott, wollen Sie unterstellen, dass mein Neffe in irgendeiner Weise mit irischen Terroristen in Verbindung steht?”
    “Um genau zu sein, mit
Gleic Éire”
, sagte Steve.
    “Gleic Éire?”
McDermott schien Schwierigkeiten zu haben, den Namen auszusprechen. “Ist das nicht diese Gruppe, über die im Moment jeder redet?”
    Steve nickte und sah ihn lange und eindringlich an. Entweder sprach der Kerl die Wahrheit, oder er war ein verdammt guter Schauspieler. Er beschloss, noch ein wenig stärker nachzubohren. “Ich möchte offen sein, Mr. McDermott. Bevor wir hergekommen sind, habe ich mir erlaubt, Bens Vergangenheit zu durchleuchten. Wenn ich das richtig sehe, ist er früher auch schon in Schwierigkeiten geraten, während seiner Zeit im Internat.”
    McDermott seufzte bedauernd. “Darauf ist keiner von uns stolz, Mr. Reyes. Außerdem ist das lange her.”
    “Aber die Anklagen lauteten doch auf Einbruch und Diebstahl, nicht wahr?” hakte Steve nach. “Und das gleich zweimal. Und beide Male ist es Ihnen gelungen, das Ganze zu vertuschen, indem Sie das Diebesgut zurückgegeben und den Opfern eine großzügige Entschädigung gezahlt haben.”
    McDermott nickte traurig. “Ich gebe zu, dass ich eingeschritten bin.” Mit einem Blick zu Julia, als könne nur sie ihn verstehen, fügte er hinzu: “Das ist doch das, was Eltern machen, nicht wahr? Sie helfen und beschützen ihre Kinder. Und ich kann Ihnen versichern”, fügte er hinzu und wandte sich wieder Steve zu. “Ben ist für mich wie ein eigener Sohn.”
    “Manchmal”, bemerkte Steve, “richten wir mehr Schaden an, als wir helfen, wenn wir unsere Kinder beschützen, anstatt sie zu disziplinieren.”
    Die Bemerkung bewirkte bei McDermott ein zynisches Lächeln. “Haben Sie Kinder, Mr. Reyes?”
    Es war dumm, wusste Steve, aber er hatte das sonderbare Gefühl, dass McDermott bereits die Antwort auf seine eigene Frage kannte. “Nein.”
    “Aber Sie. Ich habe in der Zeitung gelesen, daß Sie einen Sohn haben.” Wieder fixierte McDermott Julia. “Darum können Sie das auch verstehen.” Er nahm ein Handtuch von der Arbeitsplatte und begann, seine Finger einen nach dem anderen langsam abzuwischen. “Ich will nicht gutheißen, was Ben in der Schule gemacht hat”, sagte er ruhig. “Aber es gibt eine Erklärung, wenn auch keine Rechtfertigung für sein Verhalten. Seine Eltern starben, als er vierzehn Jahre alt war, wissen Sie. Und bis dahin hatte der Junge jegliche Disziplin ausschließlich von Kindermädchen erfahren, die sich, krass ausgedrückt, einen Dreck darum scherten. Nach dem Tod von Lizzie kam Ben zu mir. Ich versuchte, ihm Werte zu vermitteln, aber …” Er schüttelte den Kopf und ließ den Satz unvollendet.
    Während McDermotts Monolog hatte Steve aus dem Fenster gesehen. Diese dritte Reifenspur machte ihn misstrauisch. Es sah fast so aus, als hätte man einen Wagen in den Hain gefahren. Es sei denn, McDermott hatte dort aus irgendeinem Grund ein Boot abgestellt.
    Seine Augen richteten sich wieder auf McDermott. “Ich habe gehört, dass Sie Bootsbauer sind, Mr. McDermott.”
    Der plötzliche Themawechsel schien ihren Gastgeber nicht zu stören. “Das war ich”, berichtigte McDermott ihn. “Ich habe vor Jahren mein Geschäft verkauft, damit ich mehr Zeit mit meinen Orchideen verbringen kann.” Er lächelte. “Sind Sie ein Bootsfreund, Mr. Reyes?”
    Da war es wieder, dieses seltsame Gefühl, dass der Mann mit ihm spielte. “Sehr sogar. Ich lebe auf einem Hausboot.”
    Sofort war McDermotts Interesse geweckt. “Was haben Sie für ein Boot? Ein Gibson? Oder eine Sunstar?” Er sah Steve anerkennend an. “Sie sehen mir nach dem Sunstar-Typ aus.”
    “Ich habe eine Kingscraft.”
    “Ah, ein exzellentes Boot. Wo liegt es?”
    “In Florida.” Steve widerstand der Versuchung, wieder aus dem Fenster zu sehen. “Und Sie? Wo ist Ihre beeindruckende Flotte?”
    “Nirgends. Ich habe meine letzte Sea Ray vor einigen Jahren verkauft, als mir klar wurde, dass ich nicht mehr die Zeit hatte, um sie zu genießen.”
    Der Verdacht, dass zwischen diesen

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