Unschuldig!
sah zu, wie der Landrover durch den unfruchtbaren Canyon fuhr.
Es begeisterte ihn, dass er endlich Steve Reyes von Angesicht zu Angesicht gegenübergetreten war, auch wenn ihm nun klar war, dass er den Reporter ganz massiv unterschätzt hatte. Obwohl er sieben Jahre lang nicht mehr für eine Zeitung gearbeitet hatte, hatte dieser Mann nichts verlernt. Allerdings machte das nicht wirklich einen Unterschied. Reyes' Besuch war kein Grund zur Beunruhigung gewesen. Auch wenn der unerschrockene Reporter mit seinen Vermutungen zur Polizei gehen sollte, würde nichts geschehen. Reyes hatte nichts in der Hand, um ihn mit dem Einbruch in Verbindung zu bringen. Und da Ben jetzt nicht mehr im Spiel war, würde nicht einmal ein Reporter vom Kaliber eines Steve Reyes die Wahrheit ans Licht bringen können.
Dass er Ben hatte töten müssen, war eine unerfreuliche Notwendigkeit gewesen. Einen ganz kurzen Augenblick lang hatte er mit dem Gedanken gespielt, ihn stattdessen auf irgendeine abgelegene Insel in der Karibik zu schicken. Der Junge gehörte schließlich zur Familie. Aber McDermott hasste offene Enden, vor allem, wenn es um etwas so Flatterhaftes wie Ben ging.
Zum Glück war es kein Problem gewesen, die Leiche zu beseitigen. Nachdem er Eanu losgeschickt hatte, um Besorgungen zu machen, hatte er zwei alte rostige Anker an dem Toten befestigt und ihn in ein Laken gewickelt. Das Anstrengendste war gewesen, ihn bis zum Rand der Klippe zu schleppen, von wo aus er ihn in die tosende See gestürzt hatte.
Da das Gebiet für seine starken und unberechenbaren Strömungen berüchtigt war, kam nie ein Boot in die Nähe von Point Cobra. So musste er sich keine Sorgen machen, dass neugierige Fischer den Toten entdeckten. Wenn es nicht schon längst geschehen war, dann würde Bens Körper in allernächster Zeit von hungrigen Fischen verspeist worden sein.
Der Wagen sollte ebenfalls kein Problem sein. Im Augenblick war er im Hain sicher versteckt. In ein oder zwei Tagen würde er anfangen, ihn in seine Einzelteile zu zerlegen und diese entweder zu verbrennen oder zu vergraben.
Das einzige potenzielle Problem war Eanu. Der treue Butler, der seit dreizehn Jahren in seinen Diensten stand, hatte im Laufe der Jahre eine enge Beziehung zu Ben entwickelt. Während er sonst ruhig und bescheiden war, hatte er doch nicht so schnell glauben wollen, dass Ben spontan abgereist war, ohne sich zu verabschieden.
McDermott dachte eine Weile nach. Vielleicht sollte er sich in ein bis zwei Wochen gegenüber Eanu lautstark Sorgen darüber machen, wo Ben abgeblieben sein mochte. Vielleicht würde er sogar die Polizei anrufen und seiner Besorgnis Ausdruck geben. Das war vielleicht ein riskanter Zug, aber der Herausforderung würde er sich stellen. Außerdem würde es später von ihm ablenken, wenn irgendjemand ein Verbrechen vermutete.
Im Augenblick war das fehlende Audioband die einzige wirkliche Gefahr. Die Suche nach dem verdammten Ding war so von Missgeschicken begleitet, dass er sich zu fragen begann, ob es überhaupt existierte.
Eine Minute später war der Landrover verschwunden. Zufrieden darüber, dass Reyes ihn nicht wieder belästigen würde, kehrte McDermott zurück ins Gewächshaus.
29. KAPITEL
H ammond schüttelte den Kopf, noch bevor Steve ausgesprochen hatte. “Ich weiß, was Sie von mir wollen, aber die Mühe können Sie sich sparen. Kein Richter wird einen Durchsuchungsbefehl auf der Grundlage so schwacher Beweise ausstellen. Ian McDermott ist ein angesehenes Mitglied der Gemeinde. Er spielt zwar nicht in der gleichen Liga wie Charles Bradshaw, aber er kommt ihm ziemlich nahe.”
“Diese Reifenspuren …”
“Das kann alles Mögliche gewesen sein – der Gärtner, ein Lieferant, ein Besucher, der ein paar Meter zu weit zurückgesetzt hat. Und falls Sie auf die Idee kommen, mich zu fragen, ob ich dort nicht auch
ohne
Durchsuchungsbefehl auftauchen könnte”, fügte er an, “dann vergessen Sie das ganz schnell. Ich mag Sie, aber nicht so sehr, dass ich Ihretwegen meine Marke aufs Spiel setze.”
Steve nahm die Dose Cola hoch und trank einen Schluck. “Ihre Marke steht nicht auf dem Spiel, wenn Sie Bens Wagen
und
Ben Rosenthal finden.”
“So hoch pokere ich nicht, tut mir Leid.” Hammond holte ein Tütchen Süßstoff aus der Schublade, riss eine Seite auf und ließ den Inhalt in seine Tasse Kaffee fallen. “Was haben Sie eigentlich mit
Gleic Éire?
Warum sind Sie so fest entschlossen, diese Leute zu finden? Ich dachte, dass
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