Unschuldig!
Sie sofort nach Hause abreisen würden, sobald der Mord an Paul Bradshaw aufgeklärt ist.” Plötzlich war da ein Funkeln in seinen Augen. “Oder gibt es etwas … oder sollte ich besser sagen: Gibt es jemanden in unserem schönen Städtchen, von dem Sie sich nicht losreißen können?”
Steve ließ die Bemerkung unkommentiert und stellte stattdessen auch eine Frage: “Glauben Sie wirklich, dass Edith Donnovan Paul umgebracht hat?”
“Die Waffe ist in ihrem Garten gefunden worden. Und es handelt sich tatsächlich um die Tatwaffe, wie die ballistische Untersuchung ergeben hat.”
“Sie haben meine Frage nicht beantwortet.”
Hammond schlürfte an seinem Kaffee. “Was ich glaube, ist unwichtig. Wir haben gute und eindeutige Beweise. Wir haben sogar ein Motiv.”
“Und das wäre?”
Hammond zuckte mit den Schultern. “Wir geben es ohnehin bald bekannt, also kann ich es Ihnen auch schon jetzt sagen. Edith liebte ihren Boss. Sie bestreitet das genauso hartnäckig wie den Mord an ihm, aber zwei ihrer Kollegen haben erklärt, dass sie verrückt nach Bradshaw war und er es wusste. Da er sie nicht für voll genommen hat, wurde Edith laut ihren Kollegen nach und nach zu einem Albtraum. Ich verwette mein Geld darauf, dass es ihr nach Jahren der selbstlosen Hingabe nicht mehr gereicht hat, nur jeden Morgen von Paul begrüßt zu werden. Dann hat sie ihm ihre Liebe gestanden, er hat sie abblitzen lassen und da ist sie ausgerastet.”
Steve fragte sich, ob das Hammonds Worte waren oder die des ehrgeizigen Staatsanwalts. “Einfach so?” fragte er. “Sie ging abends zu ihm nach Hause, fand die Waffe und erschoss den Mann, den sie liebte.”
Hammond hob wieder die Schultern. “So was kommt vor. Darum nennt man so etwas ja auch vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit.”
Steve war noch immer nicht überzeugt. “Und woher wusste sie, wo er seine Beretta aufbewahrte?”
“Kommen Sie, Steve. Sie wusste alles über den Mann, sogar, was er am Morgen gefrühstückt hatte. Aber selbst wenn sie nichts von der Waffe wusste und die Aussagen der Kollegen nichts weiter sind als Tratsch am Arbeitsplatz, bleibt es eine Tatsache, dass die Tatwaffe in ihrem Garten gefunden wurde.”
Und das, dachte Steve, ist genau der Punkt, auf den sich der Staatsanwalt im Verfahren stützen wird.
Während Steve langsam seine Beine nebeneinander stellte, sah Hammond ihn durchdringend an. “An Ihrer Stelle würde ich keine Dummheiten machen”, sagt er scharf.
Steve reagierte mit einem unschuldigen Blick. “Zum Beispiel?”
“Zum Beispiel nachts zu McDermotts Haus fahren und die Verdächtigungen auf eigene Faust überprüfen. Wenn Sie das nämlich machen und ich nur einen einzigen Anruf von dem Mann erhalte, der einen Eindringling meldet, dann sorge ich dafür, dass Sie die Höchststrafe bekommen.”
Steve zerdrückte seine leere Dose und warf sie in den Papierkorb neben Hammonds Schreibtisch, dann stand er auf. “Danke für die Cola, Detective. Nächstes Mal gebe ich eine Runde aus.”
Julia warf Steve ein Lächeln zu, als sie den Hörer auflegte. “Schönen Gruß von Andrew.”
Steve schien völlig gedankenverloren, als er nickte. “Wie geht es ihm?”
“Wunderbar. Er hat einen Fisch gefangen, aber der war nicht groß genug. Coop konnte ihn überreden, ihn wieder ins Wasser zu werfen.” Sie drehte sich in ihrem Sessel um. “Hammond wollte nichts davon wissen, stimmts?”
“Nein. Offenbar ist McDermott auch so ein wichtiger Bürger, der nur mit Samthandschuhen angefasst werden darf.”
Julia hörte aufmerksam zu, während er ihr von seinem Gespräch mit dem Detective erzählte. Da sie Steve mittlerweile sehr gut kannte, konnte sie fast erraten, was er als Nächstes machen würde. Er hatte es ja bereits angedeutet.
“Wir brauchen nur ein paar Beweise mehr, sonst nichts”, sagte sie und hoffte, dass ihr Vorschlag ihn besänftigen würde. “Tim hat doch gesagt, dass er in ein paar Tagen mehr über McDermott weiß, nicht wahr?”
“Ich werde nicht noch ein paar Tage warten.”
“Steve.”
Er hatte sich gegen die Kochinsel gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt. “Ich fahre noch mal hin, Julia. Ich werde diesen verdammten Wagen finden.”
Julia sprang aus ihrem Sessel auf. “Bist du verrückt?” rief sie. “Du willst dich in McDermotts Haus umsehen, nachdem dich Hammond ausdrücklich davor gewarnt hat?”
“Ich will nicht in sein Haus”, berichtigte er sie. “Ich will auf sein Grundstück. Um ganz
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