Unschuldig!
schätze, das Geld für zwei Eishörnchen können wir noch verprassen.”
“Cool.” Mit einem Mal konnte er es nicht abwarten fortzukommen und sah auf die Küchenuhr. “Dad ist spät dran.”
Julia seufzte und hoffte, dass Paul es nicht vorzog, wieder mal nicht aufzutauchen. Jetzt, da er sich zur Wahl für den Posten des County Commissioner hatte aufstellen lassen, stand sein Sohn ganz unten auf der Liste seiner Prioritäten.
“Er wird bald hier sein”, sagte sie halbherzig.
Weitere zehn Minuten verstrichen, dann beschloss sie, bei ihm zu Hause anzurufen. Zu ihrer Überraschung wurde der Hörer bereits nach dem ersten Klingeln abgenommen, aber es war nicht Paul. Sie hörte eine männliche Stimme, die sie nicht kannte.
“Hallo?”
“Ähm …” Sie zögerte. “Könnte ich bitte Paul Bradshaw sprechen?”
“Wer ist da?”
“Julia Bradshaw, Pauls Exfrau. Und wer sind Sie?”
Es folgte eine kurze Pause, dann sagte der Mann: “Mein Name ist Detective Hank Hammond vom Monterey Police Department. Ich fürchte, ich habe schlechte Neuigkeiten für Sie, Mrs. Bradshaw. Auf Ihren Exmann wurde geschossen. Er ist tot.”
3. KAPITEL
J ulia war vor Schock wie gelähmt. Paul konnte nicht tot sein, sie hatte erst vor zwei Tagen noch mit ihm gesprochen. Er hatte direkt vor ihr gestanden, hier in der Küche.
“Was haben Sie gesagt?” Ihre Stimme klang weit entfernt und so unwirklich wie die Worte, die sie gerade gehört hatte.
“Mr. Bradshaw ist tot, Ma'am”, wiederholte Detective Hammond. “Es tut mir Leid.”
“Aber das ist nicht möglich. Er …” Sie hielt inne, weil sie nicht sicher war, ob sie Pauls Besuch erwähnen sollte.
Der Detective bemerkte sofort ihr kurzes Zögern. “Er … was, Mrs. Bradshaw?”
“Nichts.” Sie sah zu Andrew, der immer noch mit seiner Krawatte kämpfte. Gott, wie sollte sie ihm das nur beibringen? “Wissen Sie, was geschehen ist?” fragte sie. “Oder wer es getan hat?”
“Noch nicht.” Der Detective klang sachlich, als würde er solche Fragen routinemäßig beantworten. “Ich muss mich mit Ihnen unterhalten, Mrs. Bradshaw. Wo kann ich Sie finden?”
Wusste er das nicht? Wusste das nicht jeder in Monterey? “Ich betreibe ein Gasthaus an der Via del Rey – die 'Hacienda'.”
“Ich komme gleich bei Ihnen vorbei.”
Andrew beobachtete sie. Sein Gesichtsausdruck war plötzlich ernst geworden. Julia hockte sich vor ihm nieder, umschloss seine Hände und sah sie einen Moment lang an. Durch Pauls vollen Terminplan waren er und Andrew sich nie nahe gewesen, aber der Junge liebte seinen Vater, sodass der Verlust ihm wehtun würde.
“Was ist, Mom?” fragte er. “Mit wem hast du denn da gesprochen?”
“Mit einem Polizisten.” Sie sah auf. “Ich befürchte, dass es einen Unfall gegeben hat.”
In den blauen Augen zeichnete sich Angst ab. “Ist es Dad?” Er fixierte ihr Gesicht. “Es ist Dad, ja? Was ist passiert? Wo ist er?”
Ein Kloß bildete sich in Julias Hals. “Du musst jetzt sehr tapfer sein, Andrew. Und sehr stark.”
“Was ist mit Dad?” Seine Stimme zitterte, als würde er bereits die Antwort ahnen.
Julia atmete tief durch und hasste sich für den Schmerz, den sie ihm gleich bereiten würde. “Er ist tot, Darling.”
Als wäre mit einem Mal ein gewaltiges Gewicht auf ihn herabgestürzt, sackten seine Schultern herab. Er presste die Lippen aufeinander, um nicht weinen zu müssen. Doch er konnte die Tränen nicht zurückhalten, stieß ein herzzerreißendes Schluchzen aus und sank in Julias Arme, um sein Gesicht gegen ihre Schulter zu pressen.
Von seiner Trauer am Boden zerstört, drückte Julia ihn an sich, presste ihren Mund auf sein Haar. “Es tut mir so Leid, Andrew, so schrecklich Leid.”
Nach einer Weile löste sich Andrew mit gerötetem Gesicht und rot unterlaufenen Augen aus der Umarmung. “War es ein Autounfall?”, fragte er flüsternd. Mit einer Geste, die Julia an seine frühe Kindheit erinnerte, wischte er sich die Tränen mit dem Hemdsärmel fort.
“Nein.” Es machte keinen Sinn, ihn anzulügen. Paul war ein bekannter Mann. In wenigen Stunden kannte man in der ganzen Stadt die Umstände seines Todes, auch auf dem Schulhof. “Er wurde erschossen.”
Andrew riss die Augen auf, als würde der Gedanke sein Vorstellungsvermögen übertreffen. Dann funkelte durch den Schleier aus Tränen Wut, stechend und heiß. “Wer hat das getan?” wollte er wissen. “Wer hat meinen Dad umgebracht?”
“Das wissen wir noch nicht,
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