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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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müssen das machen, aber wir sind noch nie auf etwas gestoßen.”
    Bei dem Glück, das ich in den letzten Tagen hatte, wird sich auch diesmal nichts ergeben, dachte Julia in einem Moment des Selbstmitleids.
    Das plötzliche Geräusch von zersplitterndem Glas, dem ein dumpfer Knall folgte, ließ sie aus ihrem Sessel aufspringen.
    Zu überrascht, um Angst zu empfinden, rannte sie ins Foyer. Auf dem Boden vor ihr lagen die Überreste eines kleinen bunten Fensters über der Tür. Zwischen den verschiedenfarbigen Scherben lag ein Päckchen – ein Ziegelstein, um den eine Zeitung gewickelt war, die von einem Gummiring festgehalten wurde.
    Von der Straße her war das Geräusch quietschender Reifen zu hören, während ein Wagen wegfuhr. Zorn wallte in ihr auf, als sie die Tür aufriss und nach draußen rannte. Sie kam zu spät. Der Wagen war bereits im dichten Nebel verschwunden.
    Ihr Herz pochte laut in ihrer Brust, während sie zurück zur “Hacienda” ging und besorgt war, dass Andrew von dem Lärm geweckt worden sein könnte. Aber nicht ihr Sohn wartete auf sie, sondern ihre beiden Gäste, eine im Ruhestand befindliche Lehrerin aus Joliet, Illinois, und ein Buchhalter aus Seattle. Beide standen im Foyer, einen Morgenmantel über den Schlafanzug gezogen, starrten sie auf das Loch, wo das Fenster gewesen war.
    “Mrs. Bradshaw!” rief Emilie Harris. “Was ist passiert?”
    “Das ist doch offensichtlich.” Jack Woods, der Buchhalter, der von Natur aus schlecht gelaunt war, sah Julia an, als sei der Zwischenfall ihre Schuld. “Irgendein Scherzbold hat einen gottverdammten Stein durch das Fenster geworfen.”
    Julia ignorierte seine aggressive Art und hob den Stein auf, um ihn auszuwickeln. Sofort sah sie die Nachricht, die in großen roten Buchstaben quer über die Seite geschrieben worden war. Ein kaltes, klammes Gefühl ergriff von ihr Besitz, während sie das einzige Wort las, aus dem die Nachricht bestand.
    Mörderin.
    Emilie Harris presste ihre Hände an ihre Brust. “Was steht da drauf, Mrs. Bradshaw?”
    Mit zitternden Händen faltete Julia rasch die Zeitung zusammen. “Nichts. Diese Woche ist Schulschluss. Ich bin sicher, dass es nur ein Scherz …”
    “Das ist nichts? Von wegen.” Jack Woods ging auf sie zu und deutete mit dem Zeigefinger auf die Zeitung. “Wir sind Gäste in Ihrem Haus, Mrs. Bradshaw. Wenn das ein Drohbrief ist und unser Leben in Gefahr ist, haben wir ein Recht, das zu wissen.”
    “Das ist kein Drohbrief.”
    Bevor sie es verhindern konnte, hatte der Buchhalter ihr das Papier aus den Händen gerissen, starrte erst auf das hingekritzelte Wort, dann sah er wieder Julia an.
    “Würde mir freundlicherweise jemand erklären, was da steht?” Mrs. Harris' Stimme war von Panik erfüllt. Als Woods ihr die Zeitung zeigte, schnappte sie nach Luft. “O mein Gott!”
    “Wer wird als Mörderin beschimpft?” wollte der Buchhalter wissen. “Sie?”
    “Ja, aber es stimmt nicht”, protestierte Julia. “Ich habe niemanden umgebracht.” Sie hoffte, dass ihre Offenheit ihn besänftigen würde, doch das war nicht der Fall.
    “Es geht um den Mord an Ihrem Exmann, oder?” Emilie Harris' kleine Augen funkelten vor plötzlicher Neugier. Sie wandte sich an Woods. “Der Mann von gegenüber hat mir erzählt, dass die Polizei letzte Woche hier war und sie verhört hat.”
    Woods' Blick hatte etwas Unerbittliches, als er wieder zu Julia sah. “Glaubt die Polizei, dass Sie Ihren Exmann umgebracht haben?”
    “Nein, natürlich nicht.” Angesichts solcher Feindseligkeit versuchte Julia verzweifelt, die Situation nicht ihrer Kontrolle entgleiten zu lassen. “Ansonsten hätte man mich auch schon längst verhaftet.”
    Woods hielt die Zeitung wie ein Schwert und wedelte mit ihr umher. “Aber irgendjemand glaubt das offenbar, sonst würde man Sie nicht als Mörderin bezeichnen.”
    “Mr. Woods, bitte”, flehte Julia. “Es gibt keinen Grund, laut zu werden. Sie wecken noch Andrew auf …”
    Ihre Bitte bewirkte nichts. “Sagen Sie, Mrs. Bradshaw”, sagte er sarkastisch. “Was kommt morgen Abend als nächstes durch die Fenster geflogen? Kugeln?”
    “Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es nur ein Streich gewesen ist. Es ist harmloser, als sie denken.”
    “Egal, ob das ein Streich war oder nicht. Ich beabsichtige nicht, zur Zielscheibe irgendeines Verrückten zu werden, mit einer Vendetta gegen Sie.” Er sah aus dem Fenster neben der Tür. “In dem Nebel komme ich hier jetzt wohl nicht weg, aber

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