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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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kurz. “Ich habe ein bisschen Angst.”
    Julia spürte einen kurzen, stechenden Schmerz. Der arme Junge. Nach allem, was geschehen war, hatte sich nun die Gewalt auch noch ihren Weg an den einzigen Ort gebahnt, an dem er sich sicher gefühlt hatte: nach Hause. Kein Wunder, dass er Angst hatte.
    Sie wusste, dass es ihn einige Überwindung gekostet hatte, zuzugeben, dass er sich fürchtete, darum behielt Julia ihren unbeschwerten Tonfall bei. “Okay, aber nur, wenn du versprichst, nicht die Bettdecke an dich zu reißen.”
    Der Trick funktionierte. “
Du
reißt die Bettdecke an dich.”
    Nachdem Julia ihn ins Bett gebracht hatte, ließ sie die Tür offen, damit aus der Küche Licht ins Zimmer fiel, während sie zum Telefon ging und den Hörer aufnahm. Sie hatte gerade begonnen, die Nummer der Polizeiwache zu wählen, als sie innehielt.
    Wenn sie den Vorfall polizeilich erfassen ließ, dann wüsste am Morgen die ganze Stadt darüber Bescheid. Wollte sie das wirklich? Sollte Charles glauben, das Gasthaus sei nicht mehr sicher, und sollte sie ihm auf diese Weise zusätzliche Argumente liefern, die er benutzen konnte, um ihr Andrew wegzunehmen?
    Langsam ließ Julia den Hörer sinken.
    Für den Augenblick war es am besten, den Zwischenfall auf sich beruhen zu lassen.
    Diesmal war die Stimmung beim Zusammentreffen in der luxuriösen Villa auf dem Hügel düster. Auf der sonnigen Terrasse war kein unbeschwertes Gerede zu hören, keine Höflichkeiten, kein Wort über neugeborene Enkelkinder.
    Unter den gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie immer waren die vier Männer nur Augenblicke zuvor eingetroffen. Jeder wusste, dass eine unerwartete Krise ihre sofortige Aufmerksamkeit erforderlich machte.
    Ihr Gastgeber Ian McDermott wartete, bis sein Butler die rituellen kristallenen Kelchgläser mit Orangensaft serviert und sich zurückgezogen hatte, ehe er sich an seine Partner wandte.
    “Wie ihr bereits wisst”, sagte McDermott, während er sein Glas nahm, “ist Ratsmitglied Bradshaw tot. Und ein verrückter, alter Kerl in einem Pflegeheim zeigt mit dem Finger auf uns.”
    Spencer Flynn, Chef eines der erfolgreichsten Sicherheitsunternehmen des ganzen Landes, reagierte als Erster: “Ich möchte wissen, wer zum Teufel Eli Seavers ist.”
    “Nicht nur du.” McDermott wandte sich an Aaron Briggs, Eigentümer des über hundert Jahre alten
San Francisco Star
und sein Stellvertreter. “Aaron, deine Reporter haben die Sache recherchiert. Was weißt du über diesen alten Mann?”
    Briggs senkte seinen Blick und las aus einer Aktenmappe vor. “Bislang nicht viel. Er hat in den letzten Jahren in Salinas gelebt. Vor zwei Jahren wurde bei ihm Alzheimer diagnostiziert, aber erst letzten Dezember kam er ins Pine-Hill-Pflegeheim. Seine einzige Verwandte ist eine Nichte, die von Polizei und FBI gründlich befragt worden ist. Laut Jennifer Seavers reagierte ihr Onkel aufgeregt, als er Paul Bradshaws Beerdigung im Fernsehen sah. Daraufhin hat sie Julia Bradshaw gebeten, ins Pflegeheim zu kommen, weil sie gehofft hat, irgendwie die Erinnerungen des alten Manns zu aktivieren.”
    “Und dabei hat er ihr so ganz nebenbei erzählt”, sagte McDermott sarkastisch, “dass wir ihren Exmann umgebracht haben?”
    Briggs nickte. “Seine genauen Worte waren: '
Gleic Éire
hat es getan.' Als Detective Hammond allerdings versucht hat, ihn zu befragen, hat er geschwiegen wie ein Grab, was eine gute Nachricht ist.”
    “Verdammt.” Briggs gegenüber saß John Adams, der ungeduldig mit seinen Fingern auf die Armlehne seines Sessels trommelte. Der frühere Navy-Offizier und jetzige Chef des in Familienbesitz befindlichen Tiefkühlkostimperiums war ein sanftmütiger Mann und der frisch gebackene Großvater in der Gruppe. “Das könnte unsere Mission im nächsten Monat in Gefahr bringen.”
    McDermott presste seine Kiefer zusammen. “Die Mission wird
nicht
gefährdet werden. Wir haben zu hart daran gearbeitet, jede Phase zu perfektionieren, als dass wir jetzt zusehen, wie sie zu Fall gebracht wird.”
    “Dem stimme ich zu.” Flynn wandte sich dem Verleger zu. “Aaron, vielleicht solltest du dich selbst um Seavers kümmern, anstatt deine Reporter an der Story arbeiten zu lassen. Das wäre sicherer.”
    Briggs nickte. “Dagegen habe ich nichts.” Er sah in die Runde. “Wenn alle einverstanden sind.”
    Die vier Männer nickten gleichzeitig mit dem Kopf.
    “Ich hänge mich sofort dran.” Der Verleger sah zu seinem Gastgeber. “Was machen wir, wenn sich

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