Unschuldig!
er sich erst einmal eine Sache in den Kopf gesetzt hatte. “Mich interessiert das Geld nicht, Tim. Das weißt du. Ich mache mir heutzutage meinen eigenen Zeitplan. Ich arbeite, wenn ich Lust dazu habe, und die übrige Zeit hänge ich einfach nur rum. Verrate mir doch mal, warum ich das aufgeben sollte, um wieder in diese Tretmühle zurückzukehren.”
Die Blonde in dem pinkfarbenen Bikini kam wieder in Sichtweite und lächelte beiden Männern verführerisch zu.
“Hörst du keine Nachrichten?” fragte Tim, während seine Blicke am wohlgeformten Po der jungen Frau hafteten.
“Nicht, wenn ich es vermeiden kann.”
Die Blonde verschwand hinter der Kajüte, und Tim richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Steve. “Dann hast du es nicht mitbekommen.”
“Was habe ich nicht mitbekommen?”
Malloy lehnte sich zurück und sah ihn selbstgefällig an. “Das Opfer war Paul Bradshaw, der Sohn von Charles.”
Steve, der gerade einen Schluck Bier trinken wollte, ließ den Arm sinken. Er brauchte ein paar Augenblicke, um die Neuigkeit zu verarbeiten. “Paul?”
Malloy nickte. “Er wurde letzten Freitagabend zu Hause erschossen.”
“Bist du sicher, dass Paul tot ist? Nicht Charles?”
“Absolut sicher.”
“Zu schade. Wenn es Charles gewesen wäre, hätte ich mir dein Angebot noch mal überlegt, allein schon, um den Mörder zu finden und ihm ein Bier auszugeben.”
Malloy hielt Steves desinteressiertem Blick stand. “Das ist noch nicht alles. Es besteht die Möglichkeit, dass es sich beim Mörder beziehungsweise bei den Mördern um alte Bekannte von dir handelt.”
“Ach ja? Und wer soll das sein?”
“Gleic Éire.”
Diesmal spannte sich Steves ganzer Körper an. Die Teilnahmslosigkeit, die er gerade noch zur Schau gestellt hatte, war verschwunden und durch etwas Eiskaltes ersetzt worden, das sich um seinen Magen legte und ihn zusammenpresste. Ein bitterer Geschmack stieg in seiner Kehle hoch und raubte ihm fast die Luft. Der Anblick des benachbarten Bootes und die von dort kommenden Geräusche verblassten, bis nur noch sein rasender Herzschlag zu hören war.
Er war nicht sicher, wie lange er so dagesessen und gegen die Dämonen angekämpft hatte, während die vertrauten Namen in seinem Kopf umherschwirrten und sich der Hass in ihm wie ein schnell wirkendes Gift ausbreitete.
Als er das Gefühl hatte, dass seine Lungen ihm wieder gehorchten, atmete er tief durch. “Hast du irgendeinen Beweis, dass
Gleic Éire
in den Mord verwickelt ist?”
“Paul Bradshaws Exfrau Julia hat mit einem alten Mann gesprochen, der behauptet, dass die Gruppe das Ratsmitglied ermordet hat.”
“Wer ist dieser Mann?”
“Er heißt Eli Seavers.”
Steve durchforstete seine Erinnerung auf der Suche nach den vielen Informanten, mit denen er in der Vergangenheit zu tun gehabt hatte. “Noch nie gehört.”
“Hatte ich auch nicht erwartet. Niemand scheint allzu viel über ihn zu wissen. Eine polizeiliche Untersuchung hat nichts Ungewöhnliches ergeben. Er war früher Professor für Ökonomie gewesen, erst an der University of California in Los Angeles, danach an der American University in Beirut. 1981 kam er zurück in die Staaten und ließ sich in Kalifornien in Salinas nieder. Vor zwei Jahren wurde bei ihm Alzheimer diagnostiziert, letzten Dezember brachte seine einzige Verwandte, eine Nichte, ihn in ein Pflegeheim in Carmel.”
Jemand auf dem Partyboot hatte das Signal gegeben für einen Limbo-Wettbewerb, und die rhythmische Musik begann zu hämmern, was Steve aber kaum wahrnahm. “Warum sollte Seavers eine solche Anschuldigung machen? Hat er Verbindungen zu der Gruppe? Hat er irgendeinen Beweis für seine Behauptung?”
“Wenn ja, dann hat er es niemandem gesagt. Und das wird er auch nie.” Tim machte eine Pause, dann fügte er an: “Eli ist tot.”
Steve hob fragend eine Augenbraue.
Tim lachte zufrieden. “Ich wusste, dass dich das aufhorchen lassen würde.”
“Wie ist er gestorben?”
“Anscheinend ist der alte Mann mitten in der Nacht losmarschiert und praktischerweise von einer Klippe gestürzt.”
Tim war seit jeher genauso skeptisch wie Steve gewesen, mit ein Grund, weshalb sie sich auch so gut verstanden. “Ein Verbrechen?”
“Nicht für die Bullen.” Mit einem Schulterzucken, das erkennen ließ, wie wenig er auf das gab, was die Polizei sagte, fügte Malloy an: “Das Ermittlerteam fand Seavers' Fingerabdrücke an dem Fenster, durch das er gestiegen war, außerdem die der Putzkolonne. Sie
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