Unschuldig!
um meinen Grund und Boden zu verlassen. Wenn Sie das nicht machen, werden Sie merken, wie ernst ich das meine.”
Kendricks Lächeln nahm gehässige Züge an. “Dann werde ich wohl meine Geschichte ohne Sie schreiben müssen.”
“Wenn Sie das machen, sollten Sie darauf achten, dass Sie die Fakten überprüft haben. Wenn Sie nämlich auch nur ein Wort drucken, das nicht der Wahrheit entspricht, werde ich Sie und Ihren Verleger verklagen. Sie haben noch drei Sekunden.”
Sie sah seinem überheblichen Lächeln an, dass er schon früher bedroht worden war und trotzdem weiter über seinen Vorschlag geredet hatte. Er unternahm einen letzten Anlauf, griff in seine Hemdtasche und holte eine Visitenkarte heraus, die er auf die Steinbank legte.
“Ich wohne im Monterey Arms …”
“Eine Sekunde.”
Ihr Blick musste ihn schließlich davon überzeugt haben, dass er ihre Geduld überstrapaziert hatte, da er mit einem Mal den Rückzug antrat. “Rufen Sie mich an, wenn Sie Ihre Meinung ändern sollten.”
Nachdem er gegangen war, machte Julia die Tür hinter sich zu, lehnte sich dagegen und schloss die Augen. Es genügte nicht, dass die Stadt gegen sie war, jetzt wollte auch noch die Presse aus ihrer Pechsträhne eine Soap Opera machen.
Einen verrückten Augenblick lang dachte sie daran, sich an Charles zu wenden. Er hasste es, wenn der Name Bradshaw in den Schmutz gezogen wurde. Ein Wort aus seinem Mund, und Ron Kendricks würde in L.A. nur noch Nachrufe schreiben.
Andererseits war Charles immer noch ihr ärgster Feind. Die Drohung des Reporters und die Möglichkeit, dass er Andrew nachstellte, wären für Charles nur weitere Gründe gewesen zu glauben, dass sein Enkel bei ihm besser aufgehoben sei.
Wieder ergriff ein Gefühl völliger Hilflosigkeit von ihr Besitz. Was machte sie verkehrt? Warum tauchte sofort ein neues, unheilvolleres Problem auf, sobald ein anderes gelöst worden war?
Sie atmete mehrmals tief durch, dann öffnete sie wieder die Augen. Sie würde sich von Ungeziefer wie Ron Kendricks nicht in die Knie zwingen lassen. Und welcher Kampf auch immer am Horizont auf sie wartete – sie würde sich so wie immer stellen, nämlich ganz allein.
11. KAPITEL
“W as ist los, Schatz?” fragte Julia, als Andrew seine Makkaroni auf dem Teller hin- und herschob. “Hast du keinen Hunger?”
Mit gesenktem Blick schüttelte Andrew den Kopf.
Da sie spürte, was ihm im Magen lag, schob Julia ihren Stuhl zurück und klopfte auf ihre Knie. “Komm her zu mir.”
Er kletterte auf ihren Schoß, und als sie ihn in ihre Arme schloss, legte er seinen Kopf auf ihre Schulter.
“Bist du heute wieder traurig?” flüsterte sie ihm ins Ohr. Sie fühlte, dass er nickte, und wünschte, sie könnte sich um diese Wunde genauso einfach kümmern wie um ein aufgescheuertes Knie. “Das ist schon in Ordnung, wenn du traurig bist, Andrew.”
Er sah auf, in seinen Augen standen Tränen. “Du warst doch auch traurig, als Onkel Jordan gestorben ist, oder, Mommy?”
“Das ist richtig. Aber nach einer Weile ging es mir wieder besser, und das hatte ich dir, Grandma, Tante Penny und Onkel Frank zu verdanken. Du wirst dich auch wieder besser fühlen, Andrew, das verspreche ich dir.”
Er zwinkerte, als versuche er, nicht zu weinen. “Aber … wenn …” Er biss sich auf die Lippe.
“Wenn was, Darling?”
“Wenn du auch stirbst?” fragte er mit bebender Stimme.
“O Andrew.” Das hatte sie nicht erwartet. Der Gedanke, dass er seit Tagen mit dieser Angst lebte und ihr nichts davon gesagt hatte, erschütterte sie. “Ich werde nicht sterben”, sagte sie und drückte ihn fest an sich. “Ich werde hier sein, hier bei dir.”
“Connie Monroes Mom ist letztes Jahr gestorben.” Da sein Mund gegen ihre Schulter gedrückt war, klang seine Stimme gedämpft.
“Connies Mutter war sehr krank”, erinnerte sie ihn. “Ich bin nicht krank, Baby. Ich bin sehr gesund und werde nicht sterben.”
Er legte seine Arme um ihren Hals. “Schwörst du das?”
Sie küsste ihn auf den Kopf. “Das schwöre ich dir. Ich werde immer für dich da sein, Andrew. Bis ich alt und faltig bin und so rede wie die alten Männer in Grandpas Club.”
Als er sich von ihr fortbewegte, waren seine Wangen von den Tränen feucht, die er so sehr hatte zurückhalten wollen. Aber gleichzeitig lächelte er, und dafür war Julia dankbar. “Wieder besser?” fragte sie.
Er nickte.
“Gut.” Die Makkaroni waren inzwischen kalt geworden, und sie fragte: “Wie
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