Unschuldig!
wärs, wenn wir das Abendessen vergessen und runter zum Spielfeld der Little League fahren? Wenn wir uns beeilen, können wir noch die letzten Innings mitbekommen.”
Durch die Tränen hindurch strahlten sein Augen. “Okay.”
Sheila Fay Bradshaw
Geliebte Tochter und Schwester
1969-1990
Paul Maximilian Bradshaw
Geliebter Sohn
1958-1998
Weiße Blüten eines in der Nähe stehenden Mandelbaums lagen verstreut über dem marmornen Grabstein und verdeckten teilweise Sheilas Namen.
Steve, der vor dem Grab hockte, schob sie zusammen und legte das kleine Häufchen neben den Wildblumenstrauß, den er in der Friedhofsgärtnerei gekauft hatte.
Es war in acht Jahren sein zweiter Besuch an Sheilas Grab. Der erste Besuch am Tag der Beerdigung war ihm noch immer lebhaft in Erinnerung. Obwohl Charles ihm die Teilnahme an dem Trauergottesdienst nicht erlaubt hatte, war Steve dennoch hergekommen, wurde aber am Tor von zwei uniformierten Wachen aufgehalten. Während Charles dem Ganzen zusah, ließen sie ihn wissen, dass es sich um eine private Bestattung handele und er gehen solle.
Aus Respekt vor Sheila und in dem Wissen, dass es sinnlos war, Theater zu machen, hatte er dem Drang widerstanden, sich mit Gewalt Zutritt zu verschaffen. Stattdessen hatte er gewartet, bis der letzte Trauergast gegangen war, um dann zum Grab seiner Verlobten zu gehen und sich von ihr zu verabschieden, bevor er sich auf die Jagd nach ihren Mördern machte.
“Ich bin ihnen wieder auf der Spur, Sheila”, sagte er und sah sich um. “Hältst du mich für verrückt?”
Es war ein warmer Nachmittag im Juni, angenehm erfrischend nach der schweißtreibenden Hitze im Süden Floridas. Er lauschte dem Geräusch der Brandung und atmete tief die frische und klare Luft ein. Er verstand, warum Sheila diesen Teil von Kalifornien geliebt und weshalb sie sich so darauf gefreut hatte, mit ihm zusammen herzukommen.
Sein Blick wanderte über den gepflegten Friedhof, wo Dutzende von Grabsteinen standen. “Ziemlich edler Platz, den dein Vater für dich ausgesucht hat”, sagte er. “Überall nur Damen mit Doppelnamen. Und die Herrschaften haben alle ein III. oder IV. hinter dem Namen.”
Er fühlte sich erstaunlich ruhig. Die nagende Trauer und der blinde Zorn, den er kurz nach Sheilas Tod verspürt hatte, waren verschwunden, und er hatte sich wieder völlig unter Kontrolle. Vielleicht hatte Tim Recht. Nur halb bei Sinnen einem Verrückten zu folgen, war eine dumme Idee gewesen.
Diesmal würde es anders sein.
“Ich werde ihn kriegen, Sheila”, murmelte er und blinzelte in die Sonne, als er in die Ferne sah. “Und dann lasse ich ihn für das büßen, was er dir angetan hat. Und unserem Baby.”
Er blieb dort, bis ein Trauerzug den steilen asphaltierten Weg heraufkam.
Mit den Gedanken bereits bei der Aufgabe, die vor ihm lag, machte er sich auf den Weg zu dem grünen Landrover, den er am San Francisco International Airport gemietet hatte.
Steve lenkte den sportlichen Geländewagen durch den Verkehr von Monterey, bog in die Via del Rey ein und fuhr bergauf auf der Suche nach der “Hacienda”, während er die Schönheit der Stadt bewunderte.
Monterey hatte sich zu einem Mekka an Kultur und Tradition entwickelt und war einer der beliebtesten Urlaubsorte des Landes. Während er sich weiter in die Hügelregion bewegte, erkannte er auch den Grund. Von hier oben war der Blick auf die Halbinsel, die sich von der im Sonnenschein glitzernden Bucht bis zu den sie umgebenden Pinienwäldern erstreckte, einfach atemberaubend. Nicht einmal die dunklen, bedrohlich wirkenden Wolken, die vom Meer in Richtung Binnenland zogen, konnten diese Schönheit beeinträchtigen.
Die “Hacienda” war nur etwas mehr als einen Kilometer vom Zentrum der Aktivitäten auf der Cannery Row entfernt, lag zugleich aber abseits genug, um ihm das Gefühl zu geben, eine grüne ruhige Oase gefunden zu haben.
Am Ende des Kiesweges angekommen, stellte Steve den Landrover im Schatten einer riesigen Eiche ab und sah aus dem Fenster.
Mit ihren lila Bougainvilleen, die kaskadenartig vom zweiten Stockwerk herunterhingen, den Balkonen, dem blumenübersäten Hof und dem sprudelnden Brunnen erinnerte die “Hacienda” an eines der prächtigen Landhäuser, die bei den spanischen Edelleuten beliebt gewesen war, die einst über das Gebiet geherrscht hatten.
Die Fakten, die Tim über Julia Bradshaw zusammengetragen hatte, ergaben, dass sie neben dem Collegeabschluss im kaufmännischen Bereich ein
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