Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
Vom Netzwerk:
Kaffeemaschine und eine Auswahl verschiedener Sorten Kaffee und Tee säuberlich angeordnet waren. “In der Küche können Sie sich Wasser und Milch holen oder was Sie sonst noch haben möchten. Ach ja, diese Bücher dort dürfen gerne gelesen werden. Wir haben alles von Faulkner bis Clancy.”
    Steve beobachtete sie, während sie sprach. Auch wenn sie sich bemühte, distanziert zu wirken, nahm sein geübtes Auge unter diesem Panzer etwas anderes wahr: Stolz. Und Leidenschaft. Er versuchte vergeblich sich vorzustellen, dass sie jemanden kaltblütig ermordete. “Danke”, sagte er auf ihre Einladung. “Ich werde sicher einen Blick riskieren.”
    “Das Frühstück wird entweder im Salon serviert oder im Hof”, fuhr sie fort. “Sie können alles bekommen, was Sie haben möchten – Pfannkuchen, Eier, Cornflakes, Obst. Ich muss es nur am Abend zuvor wissen.”
    Gemeinsam gingen sie nach oben. “Sie müssen sich keine Umstände machen”, sagte er. “Ich brauche nur einen starken schwarzen Kaffee.”
    “Wie Sie möchten.”
    Nachdem sie ihm die fünf Zimmer gezeigt hatte, die jeweils ein eigenes Flair ausstrahlten, entschied Steve sich für das, das einfach nur als der Grüne Raum bezeichnet wurde. Frei von jeglichen Kinkerlitzchen war er mit den gleichen schweren spanischen Möbeln eingerichtet, die er schon im Parterre bewundert hatte. Der vorherrschende Farbton war ein dunkles Grün, das ihn an seine Kabine an Bord der “Time Out” erinnerte.
    Auf dem Weg nach unten fiel Steves Blick auf das notdürftig reparierte Fenster. Er wandte sich an Julia und fragte scherzend: “Ein wütender Vogel?”
    “Vandalen.” Sie blieb am Fuß der Treppe stehen. “Ich habe Probleme, jemanden zu finden, der es repariert, daher werden Sie sich noch ein paar Tage mit meiner Heimarbeit abfinden müssen. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus.”
    “Überhaupt nicht. Hat die Polizei die Täter schon gefasst?”
    “Ich habe es nicht gemeldet.” Offensichtlich wollte sie nicht weiter über den Vorfall sprechen und reichte ihm stattdessen einen Bund mit großen, altmodischen Schlüsseln. “Dieser ist für die Tür im Parterre”, erklärte sie. “Der kleinere ist für Ihr Zimmer, wenn Sie das Gefühl haben, sich vor Mörderinnen schützen zu müssen.”
    Als hätte sie gespürt, dass diese Bemerkung ihn völlig unerwartet getroffen hatte, lächelte sie ihn freundlich an: “Noch Fragen?”
    “Nein, ich …”
    “In dem Fall”, sprach sie weiter und schien seinen verwirrten Gesichtsausdruck zu genießen, “lasse ich Sie erst mal zur Ruhe kommen.” Sie nahm seine Hand und ließ die Schlüssel in seine Handfläche fallen. “Sagen Sie mir, wenn Sie irgendetwas brauchen.”
    An der Spüle stehend, hatte Julia freie Sicht auf ihren Gast, der mehrere große Reisetaschen von der Ladefläche des Landrovers hob.
    Sie hoffte, dass es kein Fehler gewesen war, ihn hier logieren zu lassen. Das Erlebnis mit Kendricks am Tag zuvor hätte eigentlich genügen sollen, um sie davon zu überzeugen, dass alle Reporter potenziell gefährlich waren, ganz egal, was sie von sich behaupteten. Oder wie charmant sie zu sein schienen.
    Dieser Reporter dagegen wirkt irgendwie anders, dachte sie, während sie ihn beobachtete, wie er auf das Haus zuging. Er hatte etwas Harmloses und Ehrliches an sich, eine Art wie der nette Junge von nebenan, die sofort Vertrauen weckte.
    Außerdem sah er gut aus, auf eine raue, natürliche Art. Sein dichtes schwarzes Haar war für ihren Geschmack etwas zu lang, aber der Rest – die strahlenden, dunklen Augen, die so aussahen, als ob ihnen nichts entging – hätte auch dem Geschmack der anspruchsvollsten Frauen entsprochen.
    Irgendwo in ihrem Kopf schrillte eine Alarmglocke auf. So hatte sie auch für Paul empfunden. Er war auch charmant und schön anzusehen. Und er hatte in ihr auch dieses blinde Vertrauen geweckt.
    Anders aber als bei Paul war an Steve Reyes' Einstellung keine Arroganz, keine Blasiertheit. Nur eine Selbstsicherheit, die zu locker war, um nicht echt zu sein.
    Als er das Foyer betrat und mit seinem Gepäck gegen die Tür stieß, wandte sie sich schnell ab und erwischte sich dabei, dass sie lächelte.

12. KAPITEL
    A ls Julia am nächsten Morgen in die Küche kam, entdeckte sie als Erstes Steve Reyes, der im Foyer auf einer Leiter stand und an dem eingeworfenen Fenster arbeitete.
    Mit großen Augen sah sie von der Sperrholzplatte auf dem Boden zu dem farblosen Glas, das jetzt den Platz im Rahmen

Weitere Kostenlose Bücher