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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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wieder in mein Leben platzen kannst, als wäre nie etwas geschehen? Als wärst du nur mal eben aus dem Haus gegangen, um die Zeitung zu holen?”
    “Julia …”
    “Hör auf.” Sie hob warnend eine Hand. “Ich will deine Lügen nicht hören. Du bist hier nicht willkommen, also geh.”
    “Mom!”
    Mit einem beklommenen Gefühl in der Magengegend sah Julia, wie Andrew Coops Hand nahm. In seinen Augen erkannte sie eine Mischung aus Entsetzen und Vorwürfen, während er sie ansah. “Er ist mein Großvater. Er ist von ganz weit hergekommen, um mich zu sehen. Ich will nicht, dass er geht.”
    “Andrew, geh in dein Zimmer.” Sie wollte es nicht so grob klingen lassen, aber die Worte platzten einfach aus ihr heraus. “Bitte”, fügte sie leise an, als Andrew protestieren wollte.
    Steve, der wortlos und aufmerksam alles mitverfolgt hatte, stand auf. “Komm schon, Kleiner”, sagte er und legte einen Arm um Andrews Schultern. “Warum lassen wir deine Mom und deinen Grandpa nicht eine Zeit lang allein? Vielleicht kannst du mir ja deinen tollen Roboter zeigen. Wie hieß er noch? Zokor?”
    Schmollend ließ sich Andrew von Steve in sein Zimmer manövrieren.
    Julia wartete, bis sie verschwunden waren und sie sicher sein konnte, dass Andrew nichts mitbekam, dann sagte sie knapp: “Draußen.”
    Auf dem Hof zog bereits der nachmittägliche Nebel vom Ozean herüber und hüllte die “Hacienda” in einen feuchten Dunst, der Julia erschaudern ließ.
    Sie wandte sich Coop zu und ließ ihrem Zorn so rasch freien Lauf, dass sie ihn nicht einmal hätte zurückhalten können, wenn sie es gewollt hätte. “Wie kannst du es wagen, hierher zu kommen?” herrschte sie ihn an. “Du dringst in mein Zuhause ein und platzt in das Leben meines Sohnes? Hast du nicht schon genug angerichtet? Musst du uns allen noch mal wehtun?”
    “Ich möchte dir nicht wehtun, Julia.” Seine Stimme war der gleiche Bariton, den sie so gut in Erinnerung hatte. “Du hast mir so sehr gefehlt. Ich habe jeden Tag an euch drei gedacht und gebetet, dass es euch gut geht. Und ich habe mir gewünscht, dass alles anders sein könnte.”
    “Es hätte alles anders sein können, wenn du dich nicht lieber besoffen hättest, anstatt bei uns zu sein.”
    “Ich habe es versucht.”
    Sie lachte trocken und sarkastisch. “Ach, erspar mir doch den Mist. Das habe ich alles schon mal gehört, weißt du noch? Ich war vielleicht noch klein, aber ich war weder taub noch blind noch dumm.”
    “Es tut mir Leid.”
    Sie legte ihre Arme um sich, um das Frösteln abzuschütteln, bezweifelte aber, dass sie damit auch gegen die Kälte in ihr selbst ankämpfen konnte. “Warum jetzt?” fragte sie und fühlte sich mit einem Mal todmüde. “Nach so langer Zeit?”
    “Ich habe vom Tod deines Mannes gehört und dass die Polizei dich verhört hat. Ich habe dich und Andrew in den Nachrichten gesehen”, antwortete Coop, dessen Stimme fast versagte.
    “Und?”
    “Und da habe ich gedacht, wenn ich herkomme … vielleicht könnte ich dir irgendwie helfen.” Seine Augen flehten sie fast an. “Und ich wollte meinen Enkel sehen.”
    Sie verarbeitete noch immer den Schock, ihm plötzlich gegenüber zu stehen, während sie heftig ausatmete. “Wie hast du mich gefunden?”
    “Ich stehe in Kontakt mit einem alten Freund. Du kennst ihn – Spike Sorensen.”
    Sie überlegte, ob Spike ihm etwas von Jordan gesagt hatte. Sie wollte ihm den Tod ihres Bruders ins Gesicht schleudern, sie wollte ihn so verletzen, wie er sie verletzt hatte. Aber sie bekam die Worte nicht über die Lippen. “Weiß Mom, dass du in der Stadt bist?”
    “Nein, ich habe mich im Monterey Arms einquartiert und bin direkt hergekommen.”
    Sie atmete tief durch und sah in den Nebel, während sie sich wünschte, darin verschwinden und so tun zu können, als wäre das alles nie geschehen. “Ich möchte, dass du gehst und nie wieder herkommst.”
    “Julia …”
    “Ich brauche deine Hilfe nicht. Niemand von uns braucht deine Hilfe.”
    “Ich möchte meinen Enkel kennen lernen. Du kannst ihn mir doch nicht vorenthalten.”
    “Vorenthalten?”
wiederholte sie. “Und was ist mit allem, was du uns vorenthalten hast? Eine normale Kindheit ohne Angst und Peinlichkeiten. Gemeinsam gefeierte Geburtstage, Weihnachten, so wie andere Kinder auch, einen Vater, den man lieben und zu dem man aufblicken kann.”
    “Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe.”
    “Tatsächlich? Hast du irgendeine Vorstellung davon, wie schwer es

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