Unschuldig!
Frau namens Esther Hathaway.”
Er war von dem Angebot angenehm berührt, da es seine Arbeit erheblich erleichtern würde. “Das wäre sehr hilfreich. Danke, Julia.”
Aus dem Wolkenbruch war inzwischen ein feiner Nieselregen geworden. Steve stellte seinen Becher ab und stand auf. “Dafür tue ich Ihnen auch einen Gefallen”, sagte er. “Warum zeigen Sie mir nicht, wo Sie die Sandsäcke liegen haben? Irgendwann muss ich schließlich damit anfangen.”
“Sie müssen nicht …”
“Ich weiß.” Er hielt ihr seine Hand entgegen. “Kommen Sie. Zeigen Sie mir, wo sie liegen.”
Er sah, dass sie zögerte, dann nahm sie seine Hand und ließ sich vom Sofa hochziehen.
“Julia!” rief Penny, als sie in Julias Küche gestürmt kam. “Da draußen ist ein griechischer Gott, der vor dem Gasthaus Sandsäcke aufstapelt.”
Julia blickte von ihrem Scheckbuch auf, wo sie versucht hatte, die Beträge zu addieren. “Beruhige dich, Mädchen. Du bist verheiratet, weißt du noch?”
Penny drückte ihre Nase gegen die Fensterscheibe, um besser nach draußen sehen zu können. “Wer ist das?”
“Mein neuer Gast.”
“Sag bloß.” Penny drehte sich, ihre Augen strahlten vor Ausgelassenheit. “Meine Güte, Julia! Schau ihn dir an, dein neuer Gast ist ja ein richtiger Prachtkerl.”
“Wenn du das sagst.”
“Na, komm schon. Erzähl mir nicht, dass dir das nicht aufgefallen ist.”
“Es ist mir aufgefallen, und das ist auch schon alles. Also hör auf, irgendetwas hineinzuinterpretieren. Und komm um Gottes willen vom Fenster weg, sonst wird er dich sehen.”
Penny setzte sich auf die Kante von Julias Schreibtisch. “Wie lange bleibt er? Was macht er? Ist er verheiratet?”“
Julia seufzte ungeduldig auf und klappte ihr Scheckbuch zu. Solange Penny sie in die Mangel nahm, würde sie ihre Finanzen nicht auf die Reihe bekommen. “Sein Name ist Steve Reyes, er ist Reporter für die
New York Sun
, er lebt auf einem Hausboot in Florida, ich weiß nicht, wie lange er bleibt, und nein, er ist nicht verheiratet.” Sie holte Luft. “So, bist du jetzt zufrieden, Miss Ich-muss-alles-wissen?”
“Tja.” Pennys Gesichtsausdruck wurde besserwisserisch. “Jetzt weiß ich, dass du wirklich sein gutes Aussehen wahrgenommen hast.”
“Und wieso das?”
“Der Mann ist ein
Reporter?
Und du hast ihn ins Haus gelassen? Schlimmer noch, du hast ihm ein
Zimmer
vermietet?”
“Ich brauche das Geld.”
“Ah, ja.” Penny machte den Mund auf, als wolle sie noch etwas sagen, doch in dem Moment ging die Hintertür auf, und Steve kam herein. Sein Haar war vom Regen nass und klebte am Kopf, seine Brust hob und senkte sich, da er durch die Anstrengung schwer atmen musste.
“Fertig”, sagte er und trat sich die Füße auf der Türmatte ab. Dann sah er Penny. “Entschuldigung, ich wusste nicht, dass Sie Besuch haben.”
“Oh, ich bin kein Besuch.” Strahlend stürmte Penny vor und streckte ihm ihre Hand entgegen. “Ich bin Julias Freundin Penny Walsh. Und Sie müssen Steve sein.”
Steve schüttelte die Hand der jungen Frau. “Sagten Sie Walsh? Wie in
Frank
Walsh?”
“Sie kennen meinen Frankie?”
“Andrew hat mir von ihm erzählt.”
“Wenn das so ist, dann müssen Sie Frank auch mal kennen lernen.” Sie warf Julia einen listigen Blick zu. “Vielleicht sollten wir alle vier mal essen gehen. Mögen Sie Meeresfrüchte, Steve? Ich kenne ein wunderbares Restaurant in der Cannery Row, da gibt es die besten
Chioppino
…”
“Ich muss mich für meine Freundin entschuldigen.” Mit einem Lächeln legte Julia ihre Hände auf Pennys Schultern, drehte sie von Steve fort und schob sie sanft aus dem Zimmer. “Sie ist sehr nett, aber manchmal sehr geschwätzig.”
Mit diesen Worten drängte Julia Penny durch die Tür.
“Wirf ihn genau hierhin, Kleiner.” Julia stand in der Eingangstür der “Hacienda” und sah zu, wie Steve seine Faust in die Vertiefung seines neuen Baseballhandschuhs schlug. “Mit voller Wucht.”
Mit einer Form, die für einen Jungen in dem Alter bemerkenswert war, winkelte Andrew langsam ein Bein an, nahm seinen Wurfarm nach hinten und feuerte den Ball los, der mit einem satten Geräusch in Steves Handschuh landete.
“Guter Wurf!” Steve warf den Ball zurück zu Andrew, der ihn mühelos auffing.
Als der Regen aufhörte, hatten beide die Gelegenheit genutzt und waren nach draußen gegangen, wo sie seit einer Stunde unermüdlich spielten. Julia brachte es nicht übers Herz, sie zu stoppen.
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