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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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Wirkung hat.”
    Julia fühlte, dass sie rot wurde. “
Wirkung?
Was redest du da? Er hat gar keine Wirkung auf mich. Hast du etwa mit Penny gesprochen?”
    Grace zog den Schlüsselbund aus der Tasche hervor. “Ach ja, jetzt, wo du das erwähnst. Sie war gestern kurz bei mir.”
    “Und was hat sie gesagt?”
    “Dass Steve Reyes sehr gut aussieht und sich im Gasthaus sehr nützlich macht, was doch ziemlich ungewöhnlich ist, oder nicht?” In ihren grünen Augen sprühte Humor. “Normalerweise lässt du doch deine Gäste nicht für dich arbeiten, oder? Und du lädst sie auch nicht zum Frühstück mit dir und Andrew ein.”
    “Woher weiß Penny das mit dem Frühstück?”
    “Weiß sie nicht, Andrew hat es mir gesagt. Dein neuer Gast hat bei ihm einen ziemlichen Eindruck hinterlassen.”
    Julia wusste, dass ein weiteres Abstreiten sinnlos war, vor allem wenn Grace und Penny und auch noch Andrew sich gegen sie verbündet hatten. Sie schüttelte frustriert den Kopf. “Ich muss los.”
    Grace beugte sich hinüber und gab Julia einen Kuss auf die Wange. “Danke, dass du mich zum Arzt gefahren hast, Darling. Ich stelle mich immer an wie ein Baby, wenn es um Ärzte geht.”
    Julias Verärgerung verschwand sofort. “Und dabei musstest du dir gar keine Gedanken machen. Dr. Cantrell hat dich wie immer für kerngesund erklärt.”
    “Ich weiß. Und wie immer tut es mir hinterher Leid, dass ich dich mitgeschleppt habe.” Grace öffnete die Wagentür. “Beeil dich, Schatz, deine beiden Männern warten bestimmt schon auf dich.”
    Julia wollte etwas erwidern, doch da hatte Grace bereits die Tür hinter sich ins Schloss fallen lassen.
    Steve, Andrew und ein ihr unbekannter Mann saßen am Küchentisch, als Julia zur “Hacienda” zurückgekehrt war.
    Ein neuer Gast? überlegte sie und fühlte sich plötzlich von neuer Hoffnung erfüllt. Oder ein Freund von Steve?
    Während der Fremde sich zu ihr umdrehte, legte sie ihre Handtasche auf den Schreibtisch und betrachtete den Mann eindringlich. Sie schätzte ihn auf Anfang bis Mitte sechzig. Über seinen blauen Augen lag aus einem unerfindlichen Grund ein Schleier, tiefe Falten zogen sich um seinen Mund, er hatte angegrautes Haar und einen breiten Brustkorb. Er trug eine sorgfältig gebügelte dunkelgrüne Hose und ein rotes Polohemd.
    Ohne zu wissen, warum, ging Julia nicht auf ihn zu, um sich vorzustellen. Stattdessen blieb sie wie angewurzelt stehen, ihre Augen auf den Mann geheftet.
    Der Fremde rutschte mit dem Stuhl nach hinten und stand auf.
    “Hallo, Prinzessin”, sagte er.

14. KAPITEL
    J ulia stand wie erstarrt da. Während die Erkenntnis dämmerte, bohrte sich ein Schmerz durch ihre Brust, so schrecklich wie an jenem entsetzlichen Morgen vor dreiundzwanzig Jahren. Sie versuchte zu sprechen, musste aber feststellen, dass sie nicht ein einziges Wort herausbrachte. Hätte nicht gleich hinter ihr der Schreibtisch gestanden, nach dem sie blindlings tastete, wäre sie möglicherweise hingefallen.
    “Mom, guck mal, wer hier ist!” Ohne etwas von dem Kampf zu merken, der in ihr tobte, sprang Andrew von seinem Stuhl. “Mein Großvater ist da!”
    Zorn, der so bitter war, dass sie ihn förmlich schmecken konnte, holte sie aus ihrer Trance. “Was machst du hier?” fragte sie und erkannte fast ihre eigene Stimme nicht wieder.
    Coop ging ein paar Schritte auf sie zu. “Ich wollte dich sehen, ich wollte wissen, wie …”
    Während seine Stimme immer leiser wurde, starrte sie den Vater an, den sie einmal angebetet hatte, den Mann, den sie immer und immer wieder in Schutz genommen hatte, ihrem Bruder, ihren Klassenkameraden und sogar ihrer Mutter gegenüber. “Er kommt zurück”, hatte sie ihnen allen gesagt. “Du wirst es schon sehen.”
    Sie hätte lügen müssen, wenn sie behaupten wollte, dass sie in all den Jahren niemals an ihn gedacht hatte. Im Jahr nach seinem Verschwinden hatte sie an ihn gedacht, wenn sie einschlief, und gleich wieder, wenn sie am nächsten Morgen aufwachte. Als sie an der High School ihren Abschluss gemacht hatte, war sie dummerweise von der Hoffnung erfüllt gewesen, er könnte plötzlich auftauchen und in diesem stolzen Augenblick bei ihr sein.
    Sie hatte am Tag ihrer Hochzeit an ihn gedacht und als Andrew geboren wurde, und dann wieder, als ihr Bruder Jordan starb. Zu der Zeit war ihre Bewunderung aber längst einer tief sitzenden Ablehnung gewichen.
    “Was willst du?” fragte sie und verkniff sich Tränen des Zorns. “Dass du einfach

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