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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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hat”, sagte Julia. “Obwohl er wusste, wo sie lebte. Er wollte nicht entdeckt werden.” Julia dachte an den Nachmittag in Pine Hill zurück und daran, wie liebevoll sich Jennifer um ihren Onkel gekümmert hatte. “Arme Jennifer”, murmelte sie. “Wenn das alles stimmt, wird sie am Boden zerstört sein. Sie hat ihren Onkel sehr geliebt.”
    Ein anderer Gedanke ging ihr durch den Kopf, und sie sah Steve an. “Wird sie das Geld erben?”
    “Nicht, solange das FBI nicht weiß, woher es stammt. Wenn es in irgendeiner Weise mit Drogenhandel, Erpressung, Terrorismus oder einem anderen Verbrechen zusammenhängt, wird sie nicht einen Cent zu sehen bekommen.”
    “Sie würde es auch nicht haben wollen. Nicht, wenn andere dadurch Leid erfahren haben.”
    Aus dem Nebenzimmer, wo Andrew, Jimmy und Coop Monopoly spielten, kam ein Freudenschrei. “Gewonnen!” jubelte Andrew.
    Steve lächelte und zog Julia aus dem Sessel. “Komm schon”, sagte er. “Vergiss das alles mal für einen Abend und schließ dich der fröhlichen kleinen Gruppe da drüben an.” Er zwinkerte ihr zu. “Vielleicht lädt uns Andrew von seinem Gewinn allesamt zum Essen ein.”
    Einige Tage später wachte Julia mitten in der Nacht auf, ohne zu wissen, warum. Eben noch hatte sie friedlich geschlafen, und jetzt war sie hellwach.
    Der zunehmende Mond schien durch die weißen Gardinen. Vor ihrem Fenster bewegte sich der Ast einer Pinie in der nächtlichen Brise und warf sonderbar geformte Schatten an die Wand gegenüber ihrem Bett.
    Julia lag wie erstarrt da, alle Sinne in Alarmbereitschaft. Da war es wieder gewesen, ein Rascheln – so leise, dass sie es sich vielleicht sogar nur eingebildet hatte. Das Geräusch war aus der Küche gekommen. War Steve für irgendetwas nach unten gegangen und hatte das Licht nicht eingeschaltet?
    Als sie auf dem Zifferblatt die Zeit erkannte, verwarf sie sofort den Gedanken. Er würde niemals nachts um ein Uhr ihre Küche betreten.
    Was nur eines bedeuten konnte: Ein Einbrecher war im Haus.
    Sie wollte die Polizei anrufen, besann sich aber eines Besseren. Einen Notruf machte man nur, wenn es sich
wirklich
um einen Notfall handelte.
    Sie schob das Bettlaken fort, stieg aus dem Bett und ging geräuschlos durch das Zimmer in den Flur.
    Sie schlich an Andrews Zimmer vorbei und war dankbar, dass er diese Nacht bei Jimmys Eltern verbrachte. Eine nervöse Mutter wäre das Letzte gewesen, was ihm noch fehlte.
    Von den grün leuchtenden Ziffern der Mikrowelle abgesehen, war die Küche völlig dunkel. Und so still wie ein Grab.
    Sie atmete erleichtert aus.
Du hast zu viele Miss-Marple-Romane gelesen, altes Haus.
Dummerweise war sie jetzt hellwach und würde so schnell nicht wieder einschlafen können, also konnte sie sich auch einen Tee machen. Sie griff nach dem Lichtschalter.
    In dem Augenblick legte sich eine behandschuhte Hand auf ihren Mund.
    Julia erstarrte vor Schreck.
    “Keinen Laut”, flüsterte ihr eine männliche Stimme ins Ohr. “Wenn du einen Ton von dir gibst, töte ich dich.”
    Selbst wenn sie es gewollt hätte, wäre kein Wort über ihre Lippen gekommen. Ihre Stimmbänder verkrampften sich, und sie schien unfähig, einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.
    Dann fühlte sie, wie der harte Lauf einer Waffe in ihre Seite gedrückt wurde.
    Unbändige Angst durchfuhr ihren Körper. O Gott! Das konnte nicht wahr sein. Es musste ein Traum sein, ein schrecklicher Albtraum.
    Als der Arm sich fester auf ihren Mund legte und sie mit dem Rücken gegen ihren Angreifer drückte, wusste sie, dass es kein Albtraum war, sondern die unerbittliche Realität.
    Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Ein Einbrecher? Ein Vergewaltiger? Sie versuchte, sich an das zu erinnern, was sie vor Jahren in einem Selbstverteidigungskurs gelernt hatte, aber sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Warme Lippen drückten sich gegen ihr Ohr. “Hast du mich verstanden?”
    Sie nickte langsam und vorsichtig, da sie befürchtete, dass er bei der kleinsten Bewegung auf sie schießen könnte. Die Angst hatte ihre Beine zu Gummi werden lassen. Bloße Willenskraft hielt sie davon ab, dass sie ihr den Dienst versagten.
    “Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie aufwachen würden”, flüsterte der Mann. “Aber wenn Sie schon wach sind, kann ich mir das gleich zunutze machen.” Er verstärkte seinen Griff um ihre Hüfte. “Wo ist es?”
    Geld? Wollte er Geld? Bei dem Gedanken stieg hysterisches Lachen in ihrer Kehle auf, erstarb aber

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