Unschuldig!
einer Achterbahn – im einen Moment auf dem Weg nach oben, im nächsten nach unten. Ohne zu wissen, wann diese irrsinnige Fahrt eine Ende haben würde.
Julia legte die Arme um sich, ohne das Frösteln vertreiben zu können, und sank tiefer zurück in den Sessel, um von etwas Vertrautem umgeben zu sein.
“Mrs. Bradshaw?”
Sie machte einen Satz. Als sie erkannte, dass Detective Hammond mit ihr gesprochen hatte, sah sie auf. “Entschuldigen Sie. Haben Sie etwas gesagt?”
“Ja. Sie haben erwähnt, dass der Einbrecher Sie mit Ihrem Vornamen angesprochen hat. Haben Sie seine Stimme erkannt?”
Julia dachte einen Moment lang nach. So viele Menschen in dieser Stadt waren gegen sie, aber sie konnte sich niemanden vorstellen, der sie so sehr hassen würde und der bösartig genug wäre, um eine Waffe auf sie zu richten und Andrews Leben zu bedrohen. “Nein. Er hat immer nur geflüstert.”
Sie lachte müde und sah zu dem Kupferkessel auf dem Tresen. “Er hatte einen Dickschädel, wenn das irgendwie weiterhilft.”
Hammond sah Julia mit einem seltsamen Lächeln an. “Ich werde das vermerken. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich die Pfanne gerne mitnehmen.” Er nickte einem der Labormitarbeiter zu, der die Pfanne nahm und in einen Plastikbeutel steckte. “Vielleicht kleben ein oder zwei Haare daran. Und wenn wir sehr viel Glück haben, sogar Blutreste.”
Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort: “Übrigens. Nicht, dass ich Sie unnötig beunruhigen will. Aber der Eindringling hat nicht das bekommen, wonach er gesucht hat. Es besteht also die Gefahr, dass er wieder kommt. Wahrscheinlich nicht mehr heute Nacht. Ich würde Ihnen gerne einen Polizisten in Uniform vors Haus stellen, aber wie üblich sind wir unterbesetzt.”
“Kein Problem, Detective.” Steve deutete auf den anderen Sessel. “Ich werde heute Nacht hier bleiben.”
“Gut.” Er sah sich um und bemerkte, dass seine Leute zusammenpackten. “Dann sind wir hier wohl fertig. Rufen Sie mich an, wenn noch etwas passiert.” Er sah zu Steve. “Meine Privatnummer haben Sie ja, stimmts?”
“Ja, Hank. Danke. Für alles.”
Steve und Coop begleiteten ihn hinaus, dann hörte Julia, wie die Tür geschlossen und verriegelt wurde.
Als die beiden Männer in die Küche zurückkehrten, ging Coop zum Herd, um Wasser aufzusetzen, während sich Steve in den anderen Sessel setzte.
“Wir werden diesen Kerl schon finden”, sagte er ruhig. “Egal, was es kostet.”
Julia, die sich noch immer wie betäubt fühlte, nickte und sah, wie er ihre Hände umfasste.
“Deine Finger sind eiskalt.” Er rieb sie kräftig.
“Ich habe Angst. Nicht um mich, sondern um Andrew. Er könnte ihm etwas antun.”
“Das werde ich nicht zulassen.”
“O Steve”, sagte sie ungeduldig. “Du kannst nicht vierundzwanzig Stunden am Tag auf ihn aufpassen. Niemand kann das.”
Coop kam herüber und reichte ihr einen Becher mit heißem Kamillentee. “Ich schon.”
Sie zwinkerte irritiert, während sie ihm den Becher abnahm. “Was? Wie?”
“Ich kann ihn mitnehmen in Spikes Berghütte. Da ist er in Sicherheit. Und du musst dir keine Sorgen machen.”
Julia erinnerte sich an Spikes Hütte und daran, wie viel Spaß sie als Kind dort gehabt hatte beim Fischen, Bergsteigen und Beobachten der Vogelwelt. Sie erinnerte sich auch an den finsteren, unheimlichen Wald, an das Heulen der wilden Tiere in der Nacht, die vielen Schilder, die die Wanderer warnten, bestimmte Gebiete nicht zu betreten.
“Das ist zu gefährlich”, sagte sie, sobald ihre Mutterinstinkte wieder die Oberhand gewonnen hatten. “Ich wäre die ganze Zeit über ein nervliches Wrack.”
“Ich werde schon auf ihn aufpassen.” Coop nahm ihr Kinn zwischen zwei Finger und brachte sie dazu, ihm ins Gesicht zu sehen. “Und wenn du dir Sorgen machst, ich könnte wieder anfangen zu trinken, dann hör auf damit. Ich habe dir mein Wort gegeben, und ich habe nicht die Absicht, es zu brechen.”
“Ich mache mir nicht deinetwegen Gedanken”, sagte sie unumwunden. “Ich vertraue dir, Dad. Es ist nur … Andrew ist ein kleiner Junge, und er braucht mich.”
Coop lächelte. “Du warst fünf, als ich dich zum ersten Mal mit zur Hütte genommen habe. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich von dir in dieser einen Woche irgendwelche Klagen gehört habe. Wenn ich mich nicht täusche, wolltest du sogar überhaupt nicht mehr nach Hause zurück.”
“Das ist etwas anderes”, protestierte sie. “Er hat gerade
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