Unschuldiges Begehren
auf seinen Ellenbogen ab, beugte sich über den Tisch und flüsterte verschwörerisch: »Miss Ashton, haben Sie vielleicht in letzter Zeit mal irgendwann in den Spiegel geschaut?«
Die Frage und sein eindringlicher Ton verwirrten sie. Doch noch während Hailey überlegte, was er damit hatte sagen wollen, tauchte Faith wieder bei ihnen auf und rief begeistert aus: »Ich habe Space Invaders, Frogger und Pac-Man ausprobiert. Spielt ihr zwei jetzt mit? Bitte, bitte, bitte.«
»Wie könnten wir eine solche Einladung wohl ausschlagen? Also, Hailey, wie siehtâs aus?«
»Ich bin dabei.«
Noch während Hailey sich erhob, packte Faith sie bereits bei der Hand, zog sie Richtung Nebenraum, und sie brachten die nächste halbe Stunde an den Automaten zu. Obwohl Tyler einen Vierteldollar nach dem anderen in die Schlitze schob, gelang es den Erwachsenen nicht, Faith auch nur einmal zu besiegen. Trotzdem machten ihnen allen das Gebrüll und das Gelächter SpaÃ, mit dem sie ihre Kräfte maÃen, aber als eine Gruppe Jungen anfing, sich zu raufen, und dabei mit Kraftausdrücken um sich warf, lockte Tyler Faith mit dem Versprechen, ihr ein Eis zu kaufen, eilig aus dem Raum.
»Kennen Sie die Sweethearts -Eisdiele im Dorf?«, wollte er von Hailey wissen.
»Da gibtâs Pfirsich-Sahne. Mmm. Mein absolutes Lieblingseis«, klärte Faith sie auf.
»Sicher kenne ich das Sweethearts. Allerdings bin ich ein Gewohnheitsmensch und nehme immer Chocolate-Chip.«
Fröhlich plappernd schlenderte das Trio durch den nach wie vor belebten Ort. In den Souvenirläden herrschte noch immer Hochbetrieb, Kinder und Erwachsene labten sich an Limonade oder frischen Donuts von den Ständen an der StraÃe und an Bonbons aus den unzähligen SüÃwarengeschäften, die es in dem Städtchen gab, und falls jemand eine Pause brauchte, hatte eines der gröÃeren Geschäfte Schaukelstühle vor die Ladentür gestellt, in denen ihre Kunden sitzen und das bunte Treiben auf sich wirken lassen konnten, ohne dass es zu erschöpfend für sie war.
In der HauptstraÃe des Orts kam man sich wie in einer bayerischen Kleinstadt vor, und in den malerischen Läden fand man alles von teurem Waterford-Kristall und koscher eingelegten sauren Gurken bis zu einmaligem Weihnachtsschmuck.
Um diese Zeit des Abends war das Sweethearts ganz besonders populär, und da viele Kunden eine ganze Weile brauchten, bis sie wussten, welche von den unzähligen angebotenen Eissorten sie wollten, mussten Faith, Tyler und Hailey erst mal Schlange stehen. Und obwohl es Hailey für gewöhnlich Spaà machte, die rot beflockten Wandtapeten und die Coca-Cola-Sammlung zu betrachten, bis sie an der Reihe war, litt sie heute Abend eine bisher unbekannte wunderbare Qual.
Als sie aus dem Restaurant getreten waren, hatte Tyler seine Hand in ihr Genick gelegt, und auch wenn seine Berührung federleicht und kaum zu spüren war, war sich Hailey sicher, dass er wusste, was für eine wunderbare Wärme durch diese Liebkosung in ihr wachgerufen worden war.
Und während sie in der Warteschlange standen und sich Tyler mit der Tochter über Vor- und Nachteile von schlichter Vanille unterhielt, schob er seine Hand an ihrem Hals herab und zog beiläufig mit seinem Zeigefinger die Konturen der Lochspitze auf ihrem Rücken nach.
Eine inzwischen vertraute Lethargie breitete sich in ihren Gliedern aus, und sie lehnte sich vorsichtig an seinen hochgewachsenen, starken Körper an.
Seine Finger schlossen sich um ihren Hals, mit dem Daumen schob er ihren Kopf ein Stück zurück, beugte sich über sie und wollte von ihr wissen: »Was sagst du?«
Wozu?
All ihre Gedanken kreisten ausschlieÃlich um ihn â darum, wie perfekt und maskulin er war, wie sehr sie es lieben würde, seine Haare zu berühren, wie sehr sich ihre Finger danach sehnten, seine Brauen glatt zu streichen, die verblüffend drahtig waren, dass er mit seiner schlanken Nase und dem vollen Mund beinahe wie eine griechische Statue aussah.
Ihr war gar nicht klar, wie verletzlich und wie feminin sie selbst erschien, als sie ihm in die Augen sah. Der Deckenventilator hatte ein paar feine Strähnen ihres Haars in ihr Gesicht geweht, an ihrem sanft geschwungenen Hals konnte man deutlich ihren schnellen Pulsschlag sehen, und in ihren grünen Augen lag â natürlich ohne jede Absicht â ein
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