Unschuldiges Begehren
Firmenimperiums ist.«
»Meine Güte, Schwesterherz, wenn du einen Treffer landest, ziehst du automatisch gleich den Hauptgewinn. Ich wette, er ist auch im Bett das reinste Dynamit.«
Hailey lieà die Bürste eine Sekunde in der Luft hängen, riss dann aber erneut damit an den wirren Strähnen herum.
»Und?«, fragte Ellen ungeduldig.
»Und was?«
»Wie ist er im Bett?«
Hailey sah Ellens Spiegelbild. Ihre Augen glitzerten, denn offenkundig stellte sie sich alle möglichen verruchten Einzelheiten vor, und wieder hatte Hailey das Bedürfnis, ihrer Schwester zu verstehen zu geben, dass auch ihr endlich einmal ein groÃer Coup gelungen war. »Es ist genau, wie du vermutest«, hörte sie sich sagen. »Tyler ist das reinste Dynamit.« Die Bürste glitt ihr aus den Fingern und fiel polternd auf den Tisch. Weshalb, zum Teufel, wollte sie, dass Ellen dachte, Tyler Scott und sie gingen miteinander ins Bett? Sie drehte sich das Haar zu einem festen Knoten auf und steckte ihn mit ein paar Nadeln fest, die sie sich wütend in die Kopfhaut stach.
»Oh Schwesterherz, es freut mich, dass du glücklich bist.«
Obwohl Ellen theatralisch seufzte, sagte Hailey
nichts. Nein, sie würde nicht nachhaken, was für ein Problem es diesmal gab.
»Es freut mich, dass wenigstens eine von uns glücklich ist.«
Hailey seufzte innerlich, schluckte dann allerdings den Köder und schaute Ellen fragend an. »Bist du es denn nicht? Ich dachte, dass dir dein neuer Job gefällt und du dich mit deinen neuen Freundinnen nach Kräften amüsierst.«
»Freundinnen! Haha! Erinnerst du dich noch an dieses Mädchen, von dem ich dir erzählt habe, es wäre unglaublich nett zu mir?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie mit empörter Stimme fort: »Nun, diese sogenannte Freundin hat sich als totale Hexe rausgestellt. Ich schulde ihr ein bisschen Geld, das sie mir praktisch aufgezwungen hat, und jetzt will sie es plötzlich alles auf einmal zurück. Also wirklich, hat sie etwa irgendeinen Grund, mir zu misstrauen?«
Hailey drehte sich zu Ellen um. Sie saà im Schneidersitz auf ihrem Bett und sah mit ihren tränenfeuchten Augen wie ein junges Mädchen aus. »Wie viel ist âºein bisschenâ¹?«, erkundigte sie sich ohne Mitgefühl.
»Fünfhundert Dollar«, gestand Ellen murmelnd ein.
»Was?« Hailey rang nach Luft. »Ellen, wie konntest du? Fünfhundert Dollar? Wofür?«
»Schrei mich bitte nicht an, Hailey«, stieà Ellen schluchzend aus. »Ich habe dir gesagt, dass sie mich praktisch gezwungen hat, mir das Geld von ihr zu leihen.«
»Das glaube ich dir nicht.«
»Aber es war wirklich so! Du bist genauso gemein zu mir wie sie.«
»Und was hast du mit dem Geld gemacht?« Erschreckende Gedanken an Drogen, Spiele und Erpressung schossen Hailey durch den Kopf. »Wofür hast du es ausgegeben?«
»Hauptsächlich für Kleider. Und ein bisschen Schmuck. Guck mich nicht so an, Hailey«, heulte Ellen und schaute ihre Schwester wieder an. »Du weiÃt, ich halte es nicht aus, wenn du mir böse bist. Ich liebe dich so sehr.«
»Vor allem, wenn du in der Klemme steckst.«
»Oh, wie kannst du so was sagen?«
»Deshalb bist du schlieÃlich hier, oder etwa nicht? Weil ich dir wieder mal was geben soll.«
»Ich zahle es dir auch zurück. Versprochen. Bitte, Hailey. Sie erzählt den Leuten im Büro schreckliche Sachen über mich.«
Warum nur sah sie selber, wenn sie weinte, einfach furchtbar aus? Wieso hatte sie dann eine leuchtend rote Nase und hässliche rote Flecken im Gesicht, während Ellen, wenn sie weinte, fast noch schöner war als sonst? In ihren Augen lag ein feuchter Glanz, ihre Wimpern glitzerten, und mit der leicht bebenden Unterlippe wirkte sie geradezu verführerisch verletzlich.
Doch Hailey würde ihr das Geld ganz sicher nicht aus Mitgefühl geben. Denn Ellen tat ihr ganz bestimmt nicht leid, sondern widerte sie vielmehr an. Sie würde ihr das Geld nur geben, um sie, wenn auch wahrscheinlich nur vorübergehend, los zu sein. Damit
sie möglichst schnell wieder aus ihrer Welt verschwand.
Ellen war so egoistisch, dass sie Hailey alles nehmen würde, gäbe sie ihr die Gelegenheit dazu â und zwar nicht nur ihr Geld, sondern auch oder vor allem ihre Selbstachtung und natürlich auch den Mann. Sie kannte nämlich
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