Unschuldiges Begehren
lag.
SchlieÃlich machte sie die Küchenlampe aus, stapfte ins Wohnzimmer zurück, und plötzlich löste sich ihr Zorn in Wohlgefallen auf. Denn er hatte ein Feuer im Kamin entfacht, den Weinkühler neben zwei frische Gläser auf das Tischchen vor der Couch gestellt, das Licht gedimmt und die Vorhänge vor den breiten Fenstern aufgezogen, damit man die Lichter des nächtlichen Gatlinburg wie Juwelen inmitten der schwarzen Berge funkeln sah. Er selbst hockte vor ihrer Plattensammlung und wählte gerade eine Scheibe aus.
»Fertig?«, fragte er sie über seine Schulter, als er hörte, dass sie näher kam.
»Warum hast du ein Feuer angemacht?«
»Ich dachte, es wäre nett, und vor allem ist es heute Abend ziemlich kühl.«
»Nein, ich meine, weshalb hast du dir extra diese Mühe gemacht?«
»Es ging ganz leicht.«
»Verdammt, Tyler, wieso hast du dir noch diese Arbeit gemacht, obwohl ⦠obwohl â¦Â«
»Obwohl ich doch bestimmt gleich gehe?«
Sie starrte vor sich auf den Boden. »Ja.«
»Ich habe mir diese Arbeit gemacht, weil du mich
auch mit deinem schlechten Benehmen und deiner Unhöflichkeit nicht so einfach vertreiben kannst.«
Ruckartig sah sie wieder auf. »Meiner Unhöflichkeit?«
»Ja, deiner Unhöflichkeit. Während des gesamten Essens habe ich versucht, eine Unterhaltung mit dir zu beginnen, aber du hast dich rundheraus geweigert, darauf einzugehen. Und ich nehme an, dass du immer wie ein Vandale Sachen durch die Gegend wirfst und einen Riesenlärm veranstaltest, wenn du deine Teller spülst.«
»Ich dachte nur â¦Â«
»Du denkst immer alles Mögliche. Tatsächlich ist das eine der Sachen, die du am besten kannst â dass du lächerliche, falsche Dinge denkst. Wie zum Beispiel, dass mir deine groÃäugige, vollbusige Schwester lieber ist als du.«
Dass er sie derart durchschaut hatte, machte sie nur noch wütender. »Du eingebildeter Ochse. Glaubst du, es würde mir was ausmachen, wenn es so wäre?«
»Ja«, erwiderte er ruhig. »Selbst wenn du das natürlich niemals zugeben würdest, glaube ich, es würde dir was ausmachen. In dem Moment, in dem sie diesen Raum betreten hat, wurdest du nämlich seltsam kühl.«
»Ich war einfach überrascht, sie hier zu sehen, das war alles.« Gespielt gleichgültig warf sich Hailey auf die Couch.
»Uh-huh. Du warst sauer, da Ellen an meinem Arm gehangen hat und wir gelacht haben. Doch ich habe ihr meinen Arm nicht angeboten. Sie hat sich einfach
bei mir eingehakt, und ich war zu höflich, um sie abzuschütteln. Und gelacht hat sie, weil ihr nichts Besseres eingefallen ist und weil sie wahrscheinlich wusste, dass dich ihre gute Laune provoziert. Und ich habe gelacht, da sie tatsächlich erwartet hat, ich würde ihr den Hof machen wie offenkundig jeder andere Mann.«
»Aber das hast du nicht getan, weil dir auch das die Höflichkeit verboten hat.«
Lächelnd lieà er sich zu ihr aufs Sofa sinken. »Nein. Ich hatte einfach keine Lust dazu. SchlieÃlich hatte ich schon die Frau, die ich haben will.« Er nahm ihre Hand und strich zärtlich mit dem Daumen über ihre warme Haut. »Warum hast du ihr das Geld gegeben, Hailey?«
Sie riss die Augen auf. »Woher ⦠hast du uns etwa belauscht?«
»Ich habe jedes Wort gehört. Warum hast du sie nicht einfach vor die Tür gesetzt? Ich gehe davon aus, dass sie dich nicht zum ersten Mal um Geld oder irgendetwas anderes gebeten hat.«
Sie entzog ihm ihre Hand, stand wieder auf und trat vor den Kamin. »Ich kann einfach nicht glauben, dass du derart unverschämt in meine Privatsphäre eingedrungen bist. Mit welchem Recht hast du unser Gespräch belauscht?« Sie wirbelte zu ihm herum und funkelte ihn böse an.
Doch so leicht brachte ihn niemand aus dem Gleichgewicht. »Ich wollte einfach wissen, weshalb du dich derart verändert hast, als plötzlich deine Schwester auf der Bildfläche erschien. Lässt du dich von ihren Tränen jedes Mal erweichen und gibst ihr immer, was sie will?«
»Ihre Tränen sind nicht der Grund â¦Â« Auf einmal brach sie ab, denn ihr wurde bewusst, dass es bestimmt nicht ratsam wäre, so vieles von sich preiszugeben.
»Sprich weiter«, bat er ruhig.
»Ich lasse mich von ihren Tränen nicht beeinflussen«, fuhr sie nach einer
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