Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
etwas dafür, dass ich in Ostwestfalen groß geworden bin?
12 Die Schweinerei hielt sich in den gegebenen Grenzen, die so eine wohl nur für einen Ostwestfalen deutlich » unsaubere« Nuss eben produziert. In den Wohnzimmern Ostwestfalen-Lippes waren Erdnüsse jedenfalls schon immer verboten.
13 Im Jahre 2009 gab es einen Aufstand von Weinprüfern, als einige Winzer eine Blindverkostung forderten. Die Weinprüfer sträubten sich, sie meinten, zu einem Wein gehörten auch das Label und Informationen zu seiner Herkunft etc. Hatte da jemand Angst, seinen Job zu verlieren? Interessanterweise konnten einige Tester im Blindversuch nicht einmal Rot- von Weißwein unterscheiden. Glauben Sie nicht? Testen Sie das mal, aber bitte nur an sich und nicht an anderen! Manch ein Weinkenner kann sehr ungemütlich werden, wenn man ihn dergestalt vorführt.
14 Natürlich sind solche Verhaltensweisen nicht » typisch niederländisch«, sie finden sich viel mehr in allen Gesellschaften, in denen soziale Normen das Alltagsleben bestimmen. In deutschen Dörfern, so habe ich mir sagen lassen, fand man in einem Winter in vielen Vorgärten beleuchtete Elche, die im anderen Jahr durch riesige Plastikweihnachtsmänner, die an Häuserfassaden hingen, abgelöst wurden. Danach waren Lampen mit Bewegungsmeldern en vogue.
Prinzip 2
Annähern und Vermeiden:
Im Sturzflug drauf zu oder lieber
ein bisschen sachter?
IchundIch hat immer Recht. Warum meine Mutter ein fliegendes Leberwurstbrötchen vergessen hat. Von der rosa Brille und wann wir sie wieder absetzen. Wann wir unseren Idealen ziemlich nahe kommen und wann wir unseren Pflichten nachgehen. Von Zö von der Ziegenburg und Mark-Rüdiger, der nichts zu lachen hatte. Von menschlicher Kreativität und analytischem Denken, schnellem, aber schlampigem Verhalten, Lippenstiften und Kondomen. Und wieder mal vom Käse.
Meine Mutter schüttelte den Kopf: »Weißt du, wie lange ich für so ein Paar Schuhe arbeiten muss?« Ihr Blick drückte Unverständnis aus, gepaart mit mütterlicher Sorge. »Und warum müssen sie unbedingt knallgelb sein? Warum machst du uns nur das Leben so schwer?« Jetzt mischte sich gar Traurigkeit in ihre Aufregung. Ich schrie sie an: »Soll ich etwa so rumlaufen wie ihr? So wie alle Leute hier? Die Jacke außen blau und unauffällig und innen fellgefüttert? Die Hosen beige oder hornhautfarben? Die Schuhe braun mit so einer beschissenen Fettnaht? Beige Socken? Soll ich etwa beige Socken anziehen? 15 « Ich war 16 Jahre alt, wir schrieben das Jahr 1981, und statt einer Antwort schmiss mir meine Mutter weinend und außer sich vor Wut ein Leberwurstbrötchen an den Kopf. Dann verschwand sie in ihrem Zimmer. So wütend habe ich sie selten erlebt.
Was folgte, war wenig später ein »vernünftiges Gespräch«. »Jens, du kannst irgendwann machen, was du willst, aber solange du deine Beine unter unseren Tisch stellst, können wir von dir ein bisschen mehr Verständnis für uns verlangen. Du fährst morgen sofort nach Bielefeld und bringst die Schuhe zurück. Für das Geld kaufst du dir das Lexikon, das du dir seit Monaten wünschst. Wir leben in Ostwestfalen-Lippe. Und hier laufen die Leute nicht so rum wie Hollywoodstars.«
»Ich will aber nicht aussehen wie Leute in Ostwestfalen-Lippe. Und es ist mir egal, was die über mich denken. Ich ziehe das an, was ich schön finde, und damit basta!«
»Was willst du dir denn beweisen?«
»Nichts.«
»Aber du willst damit doch provozieren!«
»Nein, ich will einfach nicht so scheiße aussehen wie all die anderen hier.«
»Danke.«
»Ich will dich nicht beleidigen, du kannst dich jeden Tag genauso beige und blau anziehen wie alle anderen hier auch. Ich zeige nicht auf dich und sage: Wie sieht die denn aus? Die anderen sind mir egal. Aber sie sollen auch mich in Frieden lassen. Ich will so rumlaufen, wie ich will.«
Dann betrat mein Vater den Raum.
»Du bringst morgen die Schuhe nach Bielefeld zurück. Schließlich will ich auch in Zukunft noch Öl verkaufen. Du wirst das noch nicht verstehen, aber man muss sich anpassen. Man kann nicht einfach das machen, was man will. Meinst du, ich höre mir morgen beim Stammtisch an, mein Herr Sohn ist schwul? Die Schuhe kommen zurück, ich habe schließlich eine Familie zu ernähren. In Lübbecke und nicht in Hollywood.«
Sicherlich haben viele von Ihnen ähnliche Erlebnisse während der Pubertät gehabt. Ob es nun ein Hobby war, eine politische Richtung, die den Eltern missfiel, oder die
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