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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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Tatsache, dass man heimlich rauchte – in diesem Lebensabschnitt will man sich selbst spüren, und das kann man am besten, indem man gegen den Strom schwimmt. Kanarienvogelgelbe Schuhe in Ostwestfalen-Lippe sind da eine gute Lösung.
    Interessanterweise haben meine Eltern diese Szene vergessen. Sie erinnern sich weder an das durch die Küche fliegende Leberwurstbrötchen (»Das hat es bei uns nicht gegeben!«) noch an das Geschrei. Lediglich ein konstruktives Gespräch ist ihnen im Gedächtnis geblieben, wie es angeblich im Hause Förster üblich war. Und es kommt noch besser: Während meine Mutter Stein und Bein schwört, dass ich die Schuhe zurückgebracht habe, behaupte ich steif und fest, dass ich den Kampf gewonnen und die Schuhe behalten habe.
    Menschen erinnern sich an das, woran sie sich erinnern wollen. Und häufig erinnern sie sich in einem sehr vorteilhaften Licht daran. So meint meine Mutter zum Beispiel, dass es bei uns täglich eine breite Palette von Wurst und Käse zum Abendessen gab – während ich mir sicher bin, dass neben der Leberwurst immer dieselbe Salami auf den Tisch kam, die sommers wie winters Sommerwurst hieß. Vergessen hat meine Mutter auch, dass wir uns jedes Mal nach Sonntagsausflügen zu Tante Emmi übergeben mussten, weil ihr Fleischsalat so fett war. Wie aufopferungsvoll, geduldig und liebenswürdig sie als Mutter und wie toll meine Kindheit war – inklusive der Besuche bei Tante Emmi –, weiß sie hingegen noch sehr genau. In ihrer Erinnerung war sie die erste moderne Frau in Ostwestfalen-Lippe überhaupt, die dieselben Erziehungsprinzipien lebte wie die Mütter von heute. Ich werde mich jetzt nicht mit meiner Mutter anlegen, das werden Sie sicher verstehen, und deshalb belassen wir es an dieser Stelle einfach mal dabei, dass sie recht hat.
    Das aufblasbare Selbst
    Wie Forschung zeigt, hübschen die meisten Menschen Erinnerungen an sich selbst auf; deshalb erinnern wir uns auch eher an unsere Erfolge als an unsere Misserfolge. Unser autobiografisches Gedächtnis beinhaltet grundsätzlich mehr starke als schwache Momente. Fragt man Versuchsteilnehmer zum Beispiel nach ihren Noten im Abschlusszeugnis, sind Verzerrungen nicht ungewöhnlich. Gerade diejenigen, die längere Zeit keinen Blick mehr in ihre Zeugnisse getan haben, erinnern für gewöhnlich bessere Noten, als sie eigentlich hatten. Dieses Phänomen, nämlich die Vergangenheit in einem vorteilhaften Licht zu sehen, gehört zu der großen Gruppe der »positiven Illusionen«, die so typisch für uns Menschen sind. Befragt man Paare etwa danach, wer von beiden mehr Hausarbeit macht, erhält man häufig Antworten wie die folgende: Er sagt, er bringe den Müll in 70 % aller Fälle runter, während sie behauptet, sie tue es in 50 % aller Fälle. Oder sie glaubt, die Kinder in 80 % aller Fälle zur Schule zu kutschieren, während er meint, er übernehme das in 40 % der Fälle. Selbst bei so banalen Tätigkeiten, »erinnern wir uns besser«, als wir eigentlich sind, und als Paar sind wir sogar mehr als 100 %ig.
    Und wenn ein Fehler so einschneidend war, dass wir ihn gar nicht vergessen können? Dann haben wir trotzdem häufig genug eine Entschuldigung zu unseren Gunsten parat. An der Trennung war letztendlich vor allem der Partner schuld, den Unfall hat auf jeden Fall auch der andere mitverursacht, und die Tatsache, dass wir schlecht in einem Fach waren, schieben wir gerne auf die Lehrer (siehe Sing-Sing-Birkenkötter, der mich vermutlich in ziemlich schlechter Erinnerung hat und die Geschichte im Kapitel zuvor als übertriebene Paukerschelte abtun würde). Das Kind, bei dem uns die Hand ausrutschte, war aber auch unausstehlich, der Chef, den wir beleidigt haben, hatte es nicht anders verdient, und wenn wir über ein Kabel stolpern, dann ist es nicht unsere Schuld, sondern die des blöden Hausmeisters. Generell sind Menschen eher geneigt, ihre Erfolge auf die eigenen Talente, Fähigkeiten und Persönlichkeitseigenschaften zurückführen, während sie für ihre Fehler gerne den Zufall, Pech oder die anderen verantwortlich machen.
    Schuld sind immer die anderen
    Zu diesem Phänomen führte Dale Miller 1976 ein Experiment durch, das in vielen Ländern wiederholt worden ist. Darin mussten sich die Versuchsteilnehmer einem Intelligenztest unterziehen und wurden anschließend über das Ergebnis informiert. Während einigen mitgeteilt wurde, dass sie hervorragend abgeschnitten hätten, sagte man anderen, sie hätten versagt. Die Hälfte

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