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Unser Leben mit George

Unser Leben mit George

Titel: Unser Leben mit George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Summers
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mal, er schläft jetzt
wahrscheinlich. Geh du auch schlafen. Aber«, sagte ich, als ich plötzlich auch
ängstlich wurde, »wenn du dir wirklich Sorgen machst, dann sehe ich mal schnell
nach, damit du beruhigt bist.«
    Auf Zehenspitzen ging ich nach oben,
Joshua dicht hinter mir. So leise wie möglich legten wir das Ohr an die
Badezimmertür. Von drinnen kam ein komisches Rascheln, gefolgt von einem
würgenden Husten. Panikartig rissen wir die Tür auf und wurden von einem
mächtigen Schneegestöber begrüßt. Mittendrin stand George, der dabei war, die
Reste der Klopapierrolle wieder herauszuwürgen, die er gerade abgerollt und in
winzige Schnipsel zerpflückt hatte. Er war entzückt, uns zu sehen, und warf
sich uns entgegen, dann entwischte er durch die Tür. Bis wir das Chaos beseitigt
hatten, blieb er verschwunden und kam auch nicht, als wir ihn riefen.
    Schließlich fanden wir ihn in meinem
Schlafzimmer, wo er auf dem Bauch ausgestreckt mitten auf dem Bett lag. Er
streckte seine Hinterbeine von sich wie ein Frosch, und seine Ohren waren zu
beiden Seiten des Kopfes ausgebreitet wie bei Dumbo, dem Elefanten. Seine runde
schwarze Nase lag zwischen den Vorderpfoten. Als wir hereinkamen, öffnete er
kurz ein Auge und machte es wieder zu. Aber sein Blick sagte mir alles: George
würde nirgendwo hingehen.
    Die goldene Regel Nummer zwei war also
den gleichen Weg gegangen wie die goldene Regel Nummer eins. Und so was nannte
sich in meinem Haus Disziplin. Heute hatte ich nicht mehr die Energie, mit ihm
zu kämpfen. Schließlich war es die erste Nacht in seinem neuen Zuhause, sagte
ich mir, und getrennt von all den anderen Hunden, an die er gewöhnt war. Und er
war doch noch so jung. Heute Nacht würde ich es ihm durchgehen lassen, und
morgen würden wir strengere Regeln aufstellen und befolgen. Offenbar brauchte
George Joshua und mich als Tröster genauso sehr, wie wir ihn brauchten.
    Vorsichtig, um ihn nicht zu stören,
kletterten wir in mein Bett, jeder auf einer Seite von ihm. Wir spürten seine
Wärme, und bald waren wir ebenfalls fest eingeschlafen.



7. Kapitel
     
    Am nächsten Morgen wurde ich um sechs Uhr
von einem Geräusch geweckt, das sich wie ein Zischen anhörte. Noch halb im
Schlaf war mein erster Gedanke eine lecke Industriegasleitung, aber als ich
etwas wacher wurde, fiel mir ein, dass durch mein Schlafzimmer gar keine
Gasleitung verlief.
    Und noch etwas fiel mir ein: Wir waren,
ehe George bei uns eingezogen war, auch keine völlig haustierfreie Zone
gewesen. Es gab bereits eine Katze.
    Ich machte die Augen auf. Dort stand
sie, am Ende meines Betts, mit rundem Buckel und steil erhobenem Schwanz, ihr
gestreiftes Tigerfell stand hoch, als habe man sie unter Strom gesetzt. Die
Lippen hatte sie zurückgezogen, so dass man ihre spitzen Haifischzähne sehen
konnte, ihr Gesicht war eine wütende Grimasse. Ihre Augen, gelb wie die eines
Teufels und mit einem gelegentlichen roten Funkeln, waren auf den Eindringling
gerichtet, der zwischen mir und Joshua lag.
    Monster Mog war nach einem ihrer
nächtlichen Raubzüge heimgekehrt, und gleich würde die Hölle losbrechen.
    Sie wundern sich vielleicht, warum ich
unsere Katze bisher nicht erwähnt habe. Also, um die Wahrheit zu sagen, ich
bemühte mich nach besten Kräften, sie zu vergessen. Damit will ich nicht sagen,
dass ich sie vernachlässigte. Ich kümmerte mich genauso gewissenhaft um Monster
Mog wie um alle anderen Katzen, die ich in der Vergangenheit besessen hatte:
Peanut und Doorstop, das obdachlose Liebespaar, das vor Jahren durchs offene Wohnzimmerfenster
in mein Leben geplatzt war und mir wenige Tage später einen Wurf fünf süßer
Kätzchen bescherte; dann Izzie und Ozzie, die identischen Zwillinge, die ich
aus dem Tierheim mitnahm, weil meine Schwester darauf bestand — die eine litt
unter Agoraphobie, die andere unter Bulimie (Izzie war zu ängstlich, um nach
draußen zu gehen, und pinkelte auf jeden Teppich, während Ozzie sein Lressen
gierig verschlang und dann prompt alles wieder herauskotzte); und Gremlin,
meinen Liebling, eine zierliche dreifarbige Katze aus dem Tierheim, die ich
trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer zahlreichen Neurosen zärtlich liebte
(zum Beispiel floh sie nicht nur entsetzt vor dem Staubsauger, sondern auch vor
jedem menschlichen Wesen außer mir) und die ich zu meinem ewigen Bedauern
versehentlich eines Abends überfuhr, als sie über die Straße gerannt kam, um
mich zu begrüßen, während ich einparkte.
    Monster Mog

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