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Unser Leben mit George

Unser Leben mit George

Titel: Unser Leben mit George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Summers
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aufgeregt,
genau wie Joshua. Und genau wie George. Bisher hatte seine Welt aus Cottage und
Garten der Colmans bestanden. Plötzlich gab es ein völlig neues Universum zu
erforschen. Nachdem er neugierig einige Minuten lang in der Open-Plan-Küche
herumgeschnüffelt hatte, wobei er den Brotkrümeln auf dem ungefegten Fußboden
besondere Aufmerksamkeit widmete, trabte er in den Wohnbereich, wo er unter dem
Couchtisch hindurchkroch, um sich dann kurz dem Kamin zuzuwenden. Dann sah
George plötzlich unser rotes Plüschsofa. Als hätte er das Ziel seiner Wünsche
erkannt, blieb ihm das Maul offen stehen, und er grinste erwartungsvoll. Sein
Schwanz fegte hin und her, als er darauf zuging und es so sehnsüchtig ansah,
als handle es sich um einen saftigen Knochen.
    »Ich glaube, er will raufspringen,
Mama«, sagte Joshua leise in atemloser Erwartung.
    »Nun, das kann er sich aus dem Kopf
schlagen, nicht wahr? Weißt du noch die Regel Nummer eins, Schatz? Nein, George! Nein!«
    George drehte sich um und sah mich an,
dann wieder das Sofa, nur dass er diesmal die Hinterbeine zum Hochspringen
anspannte.
    » Nein! «, knurrte ich, wobei ich auch noch mit
dem Finger drohte. » Nicht auf die Möbel!«
    »Mama, schrei ihn nicht so an!«
    »Ich schreie ja gar nicht!«
    »Doch, tust du wohl!«
    »Tue ich nicht, Joshua, ich bin nur
streng mit ihm.«
    »Nein, bist du nicht!«
    Statt Fröhlichkeit im Haus zu
verbreiten, sorgte George bereits dafür, dass Joshua und ich uns stritten. Aber
das interessierte ihn nicht im Geringsten. Wie wir bald merkten, lebte George
in seiner eigenen Welt, in einer Welt, wo jeder ihn anbetete und wo er nichts
falsch machen konnte. Außerdem war er immer noch auf das Sofa fixiert. Den Kopf
fragend auf die Seite gelegt, pflanzte er sein Hinterteil auf den Teppich und
sah mich wieder an. Seine intelligenten Knopfaugen leuchteten. Ich hatte das
Gefühl, dass er ganz genau verstand, was gemeint war. »Braver Hund!«, gurrte
ich. »So ist’s lieb! Nicht aufs Sofa! Jawohl, so ist’s richtig!« Es
schien, dass George nicht nur klug, sondern auch gehorsam war. Vielleicht würde
das Leben mit ihm doch nicht so schwierig werden, wie ich es befürchtet hatte.
    George wandte sich von mir ab und sah
das Sofa zum dritten Mal an. Im nächsten Moment spannte er seine Hinterbeine
an, genau wie ein olympischer Athlet an der Startlinie. Dann hoben sich seine
Vorderpfoten, er sprang hoch und landete genau auf dem Daunenkissen mitten auf
dem Sofa. Er setzte sich und lachte uns an, als wartete er auf ein Lob, wobei
er nervös mit dem Schwanz wedelte.
    »NEIN!«, schrie ich.
    Sofort sprang Joshua ihm wieder bei.
»Schimpf nicht mit ihm, Mama! Er ist doch gerade erst angekommen! Und wirf ihn
nicht runter! Er sieht so süß aus, wie er da sitzt!«
    Das stimmte. Genau wie sein
Namensvetter König Charles II., der vom Thron aus Hof gehalten hatte, so schien
George, unser Cavalier, auf ein rotes Plüschsofa zu gehören. Es sah so
selbstverständlich aus, dass ich es nicht übers Herz brachte, ihn
hinunterzuwerfen. Stattdessen setzte ich mich neben ihn und kuschelte mich an
ihn.
    Die goldene Regel Nummer eins war
flöten, und George war gerade fünf Minuten im Haus. Aber es gab immer noch
Regel Nummer zwei, sagte ich mir, als er sich zwischen uns zusammenrollte und
zufrieden einschlief.
    Vielleicht hätte ich ihn wach halten
sollen. Denn als es Schlafenszeit war — unsere Schlafenszeit — , war George
kein bisschen müde. Ich überlegte lange, wo ich sein Hundebett hinstellen
sollte, oder vielmehr den Karton mit der Decke darin, das Lager, das wir für
diese Nacht improvisiert hatten. Schließlich entschied ich mich für das
Badezimmer oben, ein kleiner, warmer und gemütlicher Raum mit einem Fenster,
durch das nicht nur etwas Licht von der Straße hereinschien, sondern auch die
Sterne.
    Als Mitglied eines großen Rudels hatte
George noch nie allein geschlafen. Mrs Colman hatte mich gewarnt, dass er
anfangs wahrscheinlich seine vielen Brüder, Schwestern, Eltern, Vettern, Tanten
und Onkel vermissen würde. Sie schlug vor, eine Wärmflasche zwischen die Decken
zu schieben, um ihm die fehlende Körperwärme zu ersetzen. Also füllte ich um
halb elf Joshuas alte Pu-Bär-Wärmflasche mit warmem Wasser, schob sie unter die
Decken und versuchte, George zu Bett zu bringen.
    »Wird er auch okay sein, so ganz
allein?«, fragte Joshua zweifelnd, nachdem George zum dritten Mal aus dem
Karton geklettert war und Pu an den Ohren ebenfalls

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