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Unser Leben mit George

Unser Leben mit George

Titel: Unser Leben mit George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Summers
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hatte den Eindruck, es würde nicht mehr lange
dauern, bis allein schon das Halten eines Hundes eine strafbare Handlung wäre.
Die Eigentümer müssten dann Hundeleinen um den Hals tragen, damit man sie
sofort erkennt, Hunde würden von Straßen, aus Tierhandlungen und selbst aus
privaten Gärten verbannt werden, und Häufchen dürften nur noch im eigenen Heim
und mit Zustimmung eines Erwachsenen gemacht werden. Es gäbe kein Gassigehen mehr
für George.
    Was konnte ein Hundebesitzer tun, um
gesellschaftlich nicht wie ein Aussätziger behandelt zu werden? Vielleicht
sollte ich einen Eimer samt Schrubber mitnehmen, wenn ich mit George in
Hampstead spazieren ging, so dass ich, wenn er das Bein gehoben hatte, gleich
die Gehwege putzen könnte? Das würde die gestrengen Nachbarn wohl beruhigen.
Oder vielleicht sollte ich ihm Windeln anziehen. Aber ich glaube, er wäre nicht
sehr begeistert gewesen, wenn ich sein Hinterteil in Pampers gepackt hätte. Das
Windelpaket hätte sich beim Beinheben als störend erwiesen, und Beinheben, wie
wir ihm immer wieder versicherten, war brav. Was George anbetraf, so war
die Welt sein ganz persönliches Pissoir, und er beabsichtigte, es zu benutzen.
    Da es unmöglich war, George in die
Geschäfte mitzunehmen, brachte ich ihn nach dem Schulweg immer gleich nach
Hause und ging dann in die Stadt zurück, um einzukaufen. Wenn ich zum zweiten
Mal nach Hause kam, nahm ich George wieder an die Leine, damit er sich auf
Hampstead Heath austoben konnte. Eine halbe Stunde später und zum dritten Mal
wieder zu Hause, setzte ich ihn in die Badewanne und spülte den Matsch von
seinen Füßen, dann setzten wir uns hin und die Schönheitspflege konnte
beginnen. Einmal in der Woche wurde er richtig gebadet und mit dem Föhn
getrocknet. An den anderen Tagen wischte ich ihm nur Augen und Gesicht ab und
kontrollierte sorgfältig die Unterseite seiner Pfoten nach Grassamen. Danach
wurde er gebürstet und gekämmt, wobei Monster Mog zusah und vor Eifersucht fauchte
und knurrte. In der Hoffnung, sie zu besänftigen, bürstete ich sie manchmal
anschließend ebenfalls, aber es half nichts. Ihre Laune blieb schlecht, und der
einzige Dank, den ich dafür erntete, war ein Biss in den Finger.
    Wenn Georges Fell in Ordnung gebracht
war, kam die Zahnhygiene. Das war eine Aufgabe, die ich von Herzen hasste, denn
George hasste sie ebenfalls. Sowie er sah, dass ich die Zahnbürste aus dem
Badezimmerschrank holte, verschwand er hinter dem Sofa und war durch nichts zu
bewegen, das Maul aufzumachen. Ich schmeichelte und schimpfte, ich zog ihn aus
seinem Versteck hervor, hielt ihn fest und versuchte, wie ein
Gefängnisaufseher, der einen Sträfling im Hungerstreik füttern will, die
winzige Zahnbürste zwischen seine Zähne zu bekommen. Aber ich konnte schon von
Glück sagen, wenn ich sie auch nur hinter seine Lefzen brachte. Obwohl George
niemals nach mir schnappte oder mich biss oder auch nur knurrte, weigerte er
sich eisern zu kooperieren. Bald musste ich einsehen, dass ich als Zahnpflegerin
kein Glück hatte, und gab den Versuch auf. Es war eine Erleichterung für uns
beide. Ich würde seine Zähne ihrem Schicksal überlassen müssen.
    Meist war es schon nach zwölf, ehe ich
endlich mein Arbeitszimmer aufsuchen konnte, um einen Beitrag für die eine oder
andere Zeitschrift zu verfassen. Aber genau wie bei einem Neugeborenen war es
auch mit George unmöglich, sich lange auf etwas zu konzentrieren, wenn er dabei
war. Da war zunächst mein Katzenrettungsdienst auf der Treppe. Dann war es
wieder Zeit zum Gassigehen. Dann wollte er auf meinem Schoß sitzen, was mir das
Schreiben auf der Tastatur fast unmöglich machte, denn jedes Mal, wenn er
endlich eindöste, landete seine Nase auf der Taste ›Entfernen‹ und machte
alles, was nicht abgespeichert war, zunichte.
    Am meisten aber lenkte mich sein
dauerndes Bellen ab. Stundenlang stand er neben meinem Schreibtisch und kläffte
mit nervenzerrüttender Ausdauer. Er bellte und bellte und bellte. Warum? Weil
er hungrig war. Nicht so hungrig, dass er das trockene Zeug in seinem Napf
gefressen hätte, aber hungrig genug, um mir das Leben zu vergällen. Was beim
ersten Mal, als ich ihm das Trockenfutter gegeben hatte, als Protest angefangen
hatte, war jetzt zu einem offenen Kampf eskaliert, bei dem es darum ging, wer
das größere Durchhaltevermögen hatte.
    Wenn ich das Bellen nicht mehr
aushielt, trug ich George hinauf in die Küche und setzte ihn vor seinen Napf
mit dem immer

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