Unser Sommer in Georgia
am Strand zu erwerben und einen Buchladen zu eröffnen, sondern sie hatte auch ihrer schwangeren, unverheirateten Tochter die Chance geboten, auf eigenen Füßen zu stehen. Gleich in den ersten Tagen, als die Familie die Nachricht von Rileys Schwangerschaft noch verdauen musste, hatte Kitsy die langen, tränenreichen Gespräche am Küchentisch beendet, indem sie ihren eigenen Traum von einem kleinen Buchladen an der Küste nun für ihre Tochter verwirklichte. Kitsys wahr gewordener Traum wurde für Riley zum Zufluchtsort.
Wenige Monate nach Braydens Geburt war die Verwandlung des Ferienhauses in einen voll ausgestatteten Buchladen abgeschlossen und der Driftwood Cottage Bookstore öffnete den Bewohnern von Palmetto Beach die Türen.
Riley war mit ihrem Baby in der Wohnung über dem Laden eingezogen. Sie hatte mit ihrer Mutter ein Abkommen geschlossen, wonach Kitsy für die Renovierungen und die Anzahlung aufkam und Riley mit den Einnahmen aus dem Buchladen die Hypothek abzahlen und den eigenen Lebensunterhalt bestreiten sollte. In ihren dunklen Momenten fragte Riley sich, ob diese Übereinkunft wohl ein Schachzug ihrer manipulativen Mutter war, damit diese die Kontrolle über ihre älteste Tochter behalten konnte.
Kitsy kam jeden Vormittag in den Laden. Gekleidet, als sei sie zum Lunch des Jahres unterwegs, huschte sie von einer Kundin zur anderen, kontrollierte die Bücherauswahl der verschiedenen Lesezirkel und prüfte die Buchbestellungen. Ihre Lieblingskunden - die Frau, die nur Bücher mit blauem Einband las, der Mann, der sich nur für Romane interessierte, in denen Hunde vorkamen, und die Mutter, die nur Bücher ohne Schimpfwörter in die Hand nahm - warteten immer auf Kitsy. Von Riley oder Ethel nahmen sie keine Empfehlungen an.
Kitsy hatte sich ausbedungen, anwesend sein zu dürfen, wenn die Verlagsvertreter ihre Besuche machten, um die Bücher der nächsten Saison vorzustellen. Dieses Privileg ließ sie sich nicht nehmen. Riley hatte sich dagegen gewehrt, bis sie erkannte, dass ihre Mutter das Talent besaß, den Wünschen und Bedürfnissen ihrer Kundschaft zuvorzukommen. Kitsy fand irgendein merkwürdiges Buch im Penguin-Katalog, wusste, dass es ihren Kunden gefallen würde, und gleich im ersten Monat nach Erscheinen verkaufte der Driftwood Cottage Bookstore hundert Exemplare davon.
Wenn es allerdings Rechnungen zu begleichen gab, war Kitsy nicht dabei. Im Laufe der Jahre hatten sich Schulden angehäuft, und Monat für Monat befürchtete Riley, nicht mehr genügend Rechnungen bezahlen zu können, um sich über Wasser zu halten. Dann würde ihre Mutter den Laden notgedrungen verkaufen. Sie hofften beide, dass die bevorstehende Festwoche genügend Einnahmen bringen würde, um sie über das nächste Jahr zu retten. Und nun hatte Riley noch einen - zwingenderen - Grund, diese Woche erfolgreich abzuschließen: die gesundheitliche Verfassung ihrer Mutter.
Riley bückte sich, um einen umgekippten Stapel Bücher wieder aufzuschichten. Sie hatte die Bücher gleich neben der Treppe gestapelt, um sie wieder mit nach unten in den Laden zu nehmen. Nachdem sie ihr widerspenstiges Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden hatte, öffnete sie die Zimmertür ihres Sohnes und betrachtete den schlafenden Jungen. Er hatte seine Decke weggestrampelt und sich zu einer Kugel zusammengerollt, nur mit T-Shirt und Turnhosen bekleidet. Als Oma ihm zu Weihnachten einen Schlafanzug mit aufgedruckten Treckern geschenkt hatte, hatte er Riley informiert: »Keine Schlafanzüge mehr.«
Sein Wecker schrillte, doch er rührte sich nicht. Brayden konnte wirklich fest und lange schlafen, und Riley stellte sich vor, dass er mit jeder Stunde wuchs, auch wenn er nicht bei Bewusstsein war. Sie stellte seinen Wecker ab und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Zeit zum Aufstehen. Nur noch ein Tag Schule ... Das schaffst du schon.«
Brayden stöhnte, ohne die Augen zu öffnen.
Seine Baseball-Trophäen, die Schulbücher und das Angelzeug schienen seine Kindheit zu illustrieren. Dankbarkeit erfüllte Rileys Herz.
»Mama, bitte, melde mich krank!«
»Blödsinn. Steh auf!« Sie rüttelte am Bett und widerstand dem Bedürfnis, ihm noch einen Kuss zu geben. »Sofort.«
»Ich hasse die Schule.«
»Na und? Heute ist doch der letzte Tag.«
Riley ging in die Küche, um ihm sein Lieblingsfrühstück zuzubereiten: ein Bagel mit Rührei und Schinken. Von unten drangen Geräusche und ein Duft herauf. Anne McComus öffnete gerade das Café und
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