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Unser Sommer in Georgia

Unser Sommer in Georgia

Titel: Unser Sommer in Georgia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Henry
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Wettangeln nicht gewann, war die Hölle los.«
    Riley lachte.
    »Angeln Sie noch?«, fragte Mr Rutledge.
    Riley schüttelte den Kopf. »Nein, keine Zeit.«
    »Das kann ich mir vorstellen, wo Sie den Buchladen führen und Ihren Sohn großziehen. Aber ich finde es furchtbar schade, dass Riley Sheffield nicht mehr da draußen auf dem Pearson's Pier angelt, die Baseballkappe schief auf dem Kopf, mit schmutzigen Füßen und roten Flecken im Gesicht, weil sie gerade Eis gegessen hat.«
    Riley überlegte, dass Erinnerungen auf merkwürdige Weise gespeichert wurden: als Gerüche, Geräusche oder eben Bilder, die im Gedächtnis haften blieben. Mr Rutledge hatte sie in Erinnerung behalten - sie war das Mädchen, das sich von niemandem besiegen ließ, niemals, das einen Köder schneller am Haken befestigen konnte als alle Jungs, die sie kannte. Und weil Mr Rutledge sich an dieses Mädchen erinnerte, erwachte es auch in Riley wieder zum Leben. »Ich muss Ihnen etwas mitteilen«, erklärte sie.
    Die Rutledges schauten sich überrascht an. »Ist alles in Ordnung?«, fragte Mr Rutledge.
    »Ich bin gekommen, weil ich Sie um Verzeihung bitten möchte. Da ist etwas, was ich Ihnen schon längst hätte sagen müssen. Das Mädchen, von dem gerade die Rede war, gibt es schon lange nicht mehr. Ich weiß nicht, wann es verschwunden ist, aber es hat sich in eine Frau mit Narben verwandelt, eine Frau, die Angst hatte, die Wahrheit zu sagen.«
    »Entschuldigt bitte, aber jetzt bin ich verwirrt.« Mrs Rutledge wischte mit dem Geschirrtuch in Kreisen über den Kieferntisch.
    »Ich will versuchen, es zu erklären, aber ich weiß nicht, wie gut mir das gelingt, denn ich habe mich nicht richtig darauf vorbereitet. Ich habe meine Gründe dafür gehabt, es geheim zu halten, aber inzwischen erscheinen sie mir wie Ausreden.«
    »Um was für ein Geheimnis geht es denn, meine Liebe?« Mr Rutledge war stehen geblieben, als wisse er, dass er sich gegen das, was jetzt auf ihn zukam, wappnen müsse.
    Riley holte tief Luft. »Mein Sohn, Brayden, ist Ihr - ist euer Enkelkind. Er ist Sheldons Sohn.«
    Das Schweigen, das sich in der Küche ausbreitete, schien weit zurück in die Vergangenheit zu reichen und sich dann bis in die Zukunft hinein auszudehnen. Riley wartete auf das Urteil, auf den Schuldspruch, auf die Vorwürfe, die unvermeidlich waren.
    »Wir haben einen Enkel, Mark! Einen Enkelsohn ...« Mrs Rutledges Stimme brach. Ihr Stuhl scharrte über den Dielenboden.
    Als Riley aufschaute, hielten die beiden alten Leute sich in den Armen.
    »Ein Enkelkind. Sheldons Sohn«, sagte Mr Rutledge mit fester, ruhiger Stimme.
    So reglos wie möglich blieb Riley sitzen. Sie wollte die beiden Menschen in diesem bewegenden Moment nicht stören. Sie fühlte sich wie ein Voyeur, als wäre sie in eine Szene geraten, bei der Mann und Frau allein sein sollten.
    Schließlich stand sie auf, um sich auf Zehenspitzen zur Hintertür zu schleichen. Von dort aus gab es durch Gebüsch und struppige Kiefern einen Fußweg, der an zwei weiteren Ferienhäusern vorbei zum Strand führte. Das war ihr Ziel - der Strand mit seiner Stille.
    Doch bevor Riley zwei Schritte weit gekommen war, spürte sie eine Hand auf der Schulter. Sie wollte etwas sagen, aber Braydens Großeltern schlossen sie in die Arme.
    »Es tut mir leid«, flüsterte Riley.
    Mr Rutledge trat zurück. »Du hast uns ein großes Geschenk gemacht. Warum willst du dich denn dafür entschuldigen?«
    Diese Liebenswürdigkeit überwältigte Riley. Dass die Rutledges ihr keine Vorwürfe machten, erfüllte sie mit Freude und zerstreute ihre Ängste. »Ich hätte es euch schon längst erzählen sollen. Und ich hätte es Sheldon sagen sollen, aber ich wollte nicht, dass er sich gedrängt fühlt, seine Träume aufzugeben. Ich wollte ihn schützen ... und euch auch.«
    »Lass gut sein! Keine Entschuldigungen mehr«, sagte Mr Rutledge mit fester Stimme. »Für Geschenke soll man sich nicht entschuldigen.«
    Mrs Rutledge faltete die Hände wie zum Gebet. »Ach, Mark, wir müssen so viel über ihn erfahren: wann sein Geburtstag ist, was er gern mag, in welche Klasse er geht. Ach, und was ist, wenn er uns nicht mag?«
    Riley nahm Mrs Rutledges Hand. »Er wird euch sehr liebhaben.«
    »Können wir ...?« Mr Rutledges hilflose Geste zu seiner Frau hinüber offenbarte eine Unsicherheit, die Riley bei ihm noch nie erlebt hatte, nicht einmal, als er die Asche seines Sohnes verstreute.
    »Was meinst du denn?«, fragte seine Frau.
    »Können wir

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