Unser Sommer in Georgia
jugendliche Bewunderung genügt, und sie hatte versucht, die Erlebnisse mit ihm fortzuschreiben. Aber mit diesen Träumereien hatte sie sich nur selbst etwas vorgemacht.
Nachdem sie heiß geduscht und sich angezogen hatte, stand Maisy vor der Wohnzimmertür. Gleich würde sie hineingehen und hören, ob die ganze Arbeit sich gelohnt hatte, ob sie den Buchladen gerettet hatten.
Riley kam durch den Flur. »Alles in Ordnung?«
»Ja, mir geht's gut«, sagte Maisy. »Bin bloß erschöpft. Du nicht?«
»Doch, aber ich möchte dir sagen, dass ich die Woche ohne dich nicht überstanden hätte. Ich bin so froh, dass du gekommen bist. Und ich hoffe, dass es dir auch viel Gutes gebracht hat.«
»Wie meinst du das?«
»Dass es dir Spaß gemacht hat. Dass du alte Freunde wiedergesehen hast. Dass du es genossen hast, hier zu sein.«
Maisy wandte sich von der Schwester ab. Sie verdrängte das Bild von Lucy, die vor ihr wegrannte.
Riley öffnete die Doppeltür und betrat das Wohnzimmer. Mama saß perfekt geschminkt im Bett.
Maisy biss die Zähne zusammen, folgte ihrer Schwester und setzte sich in den Sessel in der Ecke.
Adalee stürzte ins Zimmer, errötet und außer Atem. Die Locken flogen ihr ums Gesicht. »Tut mir leid, dass ich zu spät komme.«
Riley lachte. »Du kommst nicht zu spät.«
»Ich habe gestern einen ganz tollen Abend gehabt.« Sie ließ sich in einen großen Clubsessel fallen und legte die Füße auf die Ottomane.
»Bist du wieder mit Chad zusammen, oder was?«, fragte Maisy.
»Nee, nee, nee. Meine große Schwester hat mir beigebracht, dass ich zu gut für ihn bin.« Adalee lachte. »Stimmt's?«
»Stimmt.« Maisy wunderte sich, dass sie so gute Ratschläge erteilen konnte, ohne sich selbst jemals danach zu richten.
»So, wie geht es meinen Mädchen denn?«, fragte Kitsy Sheffield. »Ich dachte, ihr würdet den Tag verschlafen, wo ihr euch doch die ganze Woche so abgerackert habt.«
Alle drei sprachen jetzt durcheinander, erklärten, es gehe ihnen gut.
Kitsy klatschte in die Hände. »Also, ich muss euch jetzt etwas sagen.« Sie spitzte die Lippen und stieß die Luft aus. »Ihr wart alle drei so gut, habt so viel geleistet, dass ich gar nicht weiß, wie ich mich bei euch bedanken soll.« Sie wandte sich an Riley. »Ich will gleich zur Sache kommen. Haben wir genug Geld eingenommen, um die Buchhandlung zu retten?«
Riley schaute von ihren Schwestern zu ihrer Mutter. »Nein, es reicht nicht, Mama. Leider nicht. Wir können einen Teil unserer Schulden bezahlen, aber nicht alle, denn wir müssen ja auch an die Löhne und an die Hypothek denken.« Niedergeschlagen schaute Riley zu Boden.
Kitsy schloss die Augen und lehnte den Kopf ins Kissen zurück. »Ach, Riley, ich hatte wirklich gehofft, dass wir die Buchhandlung erhalten könnten! Aber wir können nicht mehr bloß beten und auf ein Wunder hoffen. Von Hoffnung allein ist noch nie was anders geworden. Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen, oder? Wir müssen verkaufen.«
Die Resignation in ihrer Stimme erschreckte Maisy. So hatte sie ihre Mutter noch nie erlebt.
Adalee sprang auf. »Kommt nicht in Frage! Wir dürfen die Buchhandlung nicht verlieren. Sie bedeutet so viel für Palmetto Beach. Es muss eine Möglichkeit geben, den Laden zu retten.«
Auch Maisy stand auf. »Das sehe ich genauso. Wir müssen uns nur noch mehr anstrengen, dann finden wir eine Lösung.«
Mama räusperte sich. »Es gibt keine Möglichkeit, Driftwood Cottage zu behalten. Wenn wir die Schulden nicht tilgen und unsere Angestellten nicht mehr entlohnen können, ist Schluss. Punkt. Und du wirst gar nichts davon erfahren, denn dann bist du längst wieder in Kalifornien. Da hast du ja dein schönes Leben.«
Zorn flammte in Maisy auf, aber sie beherrschte sich. »Wir überlegen uns etwas. Und ich bleibe hier. Vorläufig jedenfalls.«
Riley schüttelte den Kopf. »Maisy, ich fände es natürlich sehr schön, wenn du hierbleiben würdest, aber bitte nicht mit der verrückten Idee, dass du oder sonst jemand Driftwood Cottage erhalten könnte. Es war meine Aufgabe, den Buchladen zu führen. Ich habe es zwölf Jahre lang versucht, und jetzt hängen wir so weit in den roten Zahlen, dass wir nicht wieder rauskommen. Du kannst nicht von Mama verlangen, dass sie Brayden und mich unterstützt. Dazu ist sie nicht verpflichtet. Genauso wenig wie du.«
Mit hängendem Kopf setzte Adalee sich wieder hin. Leise sagte sie: »Ich wollte dich fragen, ob ich vielleicht im Lagerraum einen
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