Unser Sommer in Georgia
Leben mit jedem Schritt mehr zerbrach.
Mr und Mrs Rutledge standen Hand in Hand auf der vorderen Veranda. Als Riley sie sah, wusste sie eines mit Sicherheit: Sie mochte in ihrem Leben unzählige Fehler gemacht haben, aber dass sie diesen liebenswerten Menschen von ihrem Enkelkind erzählt hatte, war richtig gewesen. Sie nahm beide nacheinander in die Arme und bat sie hinein.
»Das hier ist ein ganz besonderer Buchladen«, bemerkte Mrs Rutledge. »Die Atmosphäre ist so entspannt und behaglich.«
Riley nickte. Beim Schlucken spürte sie, dass sie einen Kloß im Hals hatte. »Ja, und Maisy und Adalee haben unglaublich viel Arbeit reingesteckt. So schön war es hier noch nie.«
Die beiden Gäste schauten sich im Laden um, während Riley sich den Kopf darüber zerbrach, wie sie ihnen erklären sollte, dass Brayden weggelaufen war und sie ihn nicht genügend im Griff hatte, um ihn zum Essen zurückzuholen. Sie deutete auf das Café. »Möchtet ihr ein Glas Wein?«
»Nein, danke, wir trinken keinen Alkohol«, sagte Mrs Rutledge mit einem Lächeln.
»Entschuldigung ...«
Die beiden lächelten sich zu, wissend, wie Paare es tun, die seit Jahrzehnten zusammen sind. Riley dachte an die vielen Geheimnisse, die sie teilten.
Gemeinsam gingen sie ins Café hinüber. Riley schenkte zwei große Gläser Mineralwasser ein und reichte sie den Rutledges. »Brayden ist leider noch nicht da. Er verliert beim Fischen oft das Zeitgefühl. Adalee ist gerade losgegangen, um ihn zu holen.«
Maisy begrüßte die Rutledges. Sie sprachen über das Wetter, die vielen Urlauber und kürzliche Veränderungen in der Stadt. Als die beiden Maisy nach ihrem Job fragten, brachte sie sie mit Geschichten von exzentrischen Kundinnen zum Lachen.
Riley wurde die Situation von Minute zu Minute peinlicher. Schließlich löffelte sie Shrimps und Krebse auf die Teller und stellte Maiskolben und Wurst bereit.
»Wenn Brayden immer noch draußen beim Angeln ist, muss er wohl deine Liebe zum Aufenthalt im Freien geerbt haben«, bemerkte Mr Rutledge.
Riley lächelte ihnen zu. »Scheint so. Genau wie meine hartnäckige Weigerung reinzukommen, wenn ich gerufen wurde.«
»Also, ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich falle gleich um vor Hunger«, erklärte Maisy. »Mr und Mrs Rutledge, bitte nehmen Sie doch Platz!«
Alle setzten sich, und das unbehagliche Schweigen war lauter als jeder Gong. Nur James Taylor, der einen Song über Freundschaft sang, war zu hören.
Endlich legte Mrs Rutledge ihren Maiskolben hin. »Das ist köstlich, Riley. Ich möchte nicht neugierig sein, aber kannst du uns bitte etwas über Brayden erzählen? Wir ...« Sie nahm die Hand ihres Mannes. »Wir möchten alles über ihn erfahren. Was tut er gern? Was kann er gut?«
»Also, er ist witzig, so wie Sheldon es war, er findet immer das richtige Wort zur richtigen Zeit. Er ist ein begeisterter Leser. Er kann den ganzen Tag angeln und merkt dabei gar nicht, wie die Zeit vergeht. In der Schule ist er anscheinend beliebt ...«
»Stimmt gar nicht!« Von der Hintertür her ertönte Braydens Stimme. Mit ihm kam Adalee herein. Sie bürstete sich den Sand von den Füßen.
Riley stand auf. Erleichterung durchströmte sie. »Hallo, mein Schatz!« Sie nahm ihren Sohn in die Arme und war glücklich, als er ihre Umarmung erwiderte.
Er wandte sich zum Tisch, ging zu seinen Großeltern, schüttelte ihnen die Hände und begrüßte sie. Dann setzte er sich hinter seinen Teller. Riley versuchte, Adalee wortlos ihren Dank zu übermitteln.
Brayden zerbrach eine Krebsschere und zog das Fleisch aus der Schale. »Ich bin überhaupt nicht beliebt. Meine Mama glaubt das bloß, weil sie keine Ahnung hat.« Er lächelte, während er das sagte, dann schob er sich das ganze Stück Krebsfleisch in den Mund und gab ein Geräusch von sich, das dem Wort »lecker« ähnelte.
Endlich kam das Gespräch in Gang. Während Riley aß und trank und etwas zur Unterhaltung beisteuerte, spürte sie, wie Hoffnung in ihr aufkeimte. Vielleicht begann heute Abend ja tatsächlich etwas Gutes.
Neunundzwanzig
Maisy
Der Abend mit Sheldons Eltern endete ohne Versprechungen oder Pläne für die Zukunft, aber Maisy spürte die Veränderung in der Luft. Es war, als habe ein Gewitter getobt und einen klaren, vom Regen reingewaschenen Himmel zurückgelassen. Sie kümmerte sich um das Geschirr, während Adalee und Brayden an einem Tisch im Café endlich das lange versprochene Monopoly spielten. Während Maisy deren Neckereien
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