Unser Sommer in Georgia
Ende findet.«
Eine Stunde später, als sie ganz ins Möbelstreichen versunken war, vibrierte ihr Handy neben ihr auf dem Dielenboden. Peters Name erschien auf dem Display. Maisy holte tief Luft und beschloss, nicht dranzugehen. Doch als sie nach dem Handy gegriffen hatte, um es auszustellen, stellte sie fest, dass sie den Anruf schon angenommen hatte.
»Hey, Schätzchen.« Peters leise Stimme klang durch den Äther. Maisy drehte die Musik leiser, setzte sich auf den Fußboden, lehnte sich gegen die geschlossene Tür und spürte, wie ihr Bauch sich vor Verlangen zusammenzog. Sie hatte seit drei Tagen nicht mit Peter gesprochen, und beim bloßen Klang seiner Stimme kehrten alle Gefühle für ihn mit voller Kraft zurück.
»Hey, Peter!«
»Wann kommst du nach Hause? Ich vermisse dich ganz schrecklich.«
Maisy schaute zu dem alten Messingkronleuchter hinauf, der früher, als der Raum noch eine Bibliothek gewesen war, über Mr Logans Schreibtisch gehangen hatte. »Was soll ich da sagen?« Sie dachte an Mack, wie ihm das nasse Haar in die Stirn hing.
»Du sollst sagen, dass du mich auch vermisst«, wisperte er so leise, dass sie ihn kaum hörte.
»Warum flüsterst du denn? Wo bist du?«
»Im hinteren Schlafzimmer ... im Bad.«
»Ist Sue zu Hause?«
»Sie ist in der Küche ... Sie kann mich nicht hören. Ich musste einfach deine Stimme hören.«
Maisy fiel die Frau aus dem Blondinen-Club ein, die in einen verheirateten Mann verliebt war. Sie hörte Lucy von ihrem Mann erzählen, als wäre er ihr treu. Maisy stockte der Atem, als ihr klar wurde, welche Rolle ihr selbst in diesem Szenario zukam: Sie war die Bedauernswerte, die glaubte, der verheiratete Mann liebe sie tatsächlich und werde seine Ehefrau irgendwann ihretwegen verlassen. Nein, diese Rolle wollte sie nicht mehr spielen.
Peters Stimme war ein atemloses Murmeln. »Bist du noch da? Ich brauche dich.«
Ach, seine Stimme klang so nah, als läge er neben ihr! Er besaß immer noch die Macht, das schlimme Bedürfnis, gebraucht zu werden, in ihr wachzurufen. »Ja, ich bin noch da«, sagte sie.
»Ich möchte ...«
Durchs Telefon hörte Maisy, wie jemand gegen die Tür trommelte. Eine Stimme sagte etwas, was sie nicht verstand. Dann ein Klicken - Peter hatte aufgelegt. Er war fort. Sehnsucht und Verlangen verebbten wie eine zurückweichende Welle, und Maisy blieb mit dem vertrauten Gefühl des Verlustes zurück. Entschlossen klappte sie ihr Handy zu. Sie hatte es satt, sich nach etwas zu sehnen, was sie nicht bekommen konnte, hatte es satt, auf jemanden zu warten, den sie niemals haben würde.
Sie klappte das Handy wieder auf und rief die Auskunft an, erhielt die Nummer des Seaside Inn und bat darum, mit Mack Logans Zimmer verbunden zu werden. Das Telefon klingelte, bis der Anrufbeantworter dranging. Mack war mit seinem Vater zum Essen ausgegangen - das hatte er ihr doch gesagt. Aber sie wollte, nein, sie musste ihn sehen. Maisy stand auf, ging im Raum umher. Wo waren die beiden wohl hingegangen? Außer dem Beach Club und Bud's gab es nicht viele Möglichkeiten. Sie würde es bei Bud's probieren.
Maisy legte den Pinsel auf den Putzlappen und drückte den Deckel auf die Farbdose. Sie hatte ohnehin eine Pause verdient, oder?
In Gedanken vertieft, ging sie zu Bud's. Viele Menschen waren aus der Bar auf den Bürgersteig ausgewichen, und Maisy begrüßte mehrere bekannte Gesichter. Sie betrat die Bar und schaute sich nach Mack um.
Als sie um den Billardtisch herumgehen wollte, versperrte ihr ein junges Paar eng umschlungen den Weg. Maisy versuchte, sich an den beiden vorbeizudrängen, und schob sie dabei gegen den Tisch. »Sorry«, sagte sie. Der junge Mann schaute sie an.
Chad.
Maisy blieb stehen und sah ihm in die Augen. »Wo ist Adalee?«
Das Mädchen legte fragend den Kopf schräg. »Wer ist denn Adalee?«
Chad schaute Maisy aus zusammengekniffenen Augen an, als versuche er, sie einzuordnen. »Häh?«
Maisy trat noch dichter an ihn heran und fragte langsam und mit Nachdruck: »Wo ist Adalee?«
»Woher soll ich das wissen?«
Das Mädchen gab ein kindisches Gurren von sich und kuschelte sich an Chad. »Wer ist das?«
Maisy antwortete für ihn. »Die Schwester seiner Freundin - der Freundin, die ihm seinen Sommerjob besorgt hat.« Sie wartete die Reaktion der beiden nicht ab, sondern ging weiter zum Restaurant. Wenn Chad hier war, wo mochte Adalee dann sein?
»Maisy?« Als sie sich umwandte, sah sie Mack und Sheppard weiter hinten an einem Tisch
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