Unser Sommer in Georgia
schlimmer Akne, dem Alter nach eine Highschool-Schülerin, war für die Platzanweisung zuständig. Riley kannte sie, denn sie hatte eine Weile im Driftwood Cottage gejobbt. Eine volle Minute lang ignorierte die Schülerin die Neuankömmlinge, indem sie so tat, als studiere sie den Tischplan. »Ach, hallo Ms Sheffield!«, sagte sie schließlich. »Tisch für zwei zum Lunch?«
»Ja, bitte«, antwortete Riley. »Hallo, Cami!«
Riley merkte, wie sie bei der Erinnerung an das tränenreiche Entlassungsgespräch errötete. Doch sie hatte Cami kündigen müssen, weil die Aushilfe eines Nachmittags bekifft zur Arbeit erschienen war.
»Folgen Sie mir«, murmelte Cami nun. Scheinbar unbeteiligt wandte sie den Blick ab.
Lodge zuckte die Achseln, und sie folgten dem wippenden Pferdeschwanz zu einem Tisch ganz hinten im Raum, in der Nähe der Toiletten. Als sie sich gesetzt hatten und Cami wieder fort war, mussten sie beide lachen.
»Was hast du dem Mädchen denn angetan?«, fragte Lodge. »Die ist ja kälter als Eis, und das hier ist der mieseste Tisch im ganzen Lokal.«
»Woher weißt du denn, dass sie auf mich sauer ist und nicht auf dich?«
»Schließlich hat sie mit ihrem hasserfüllten Stimmchen nicht ›Hallo, Mr Barton!‹ gesagt.« Mit einem Grinsen beugte Lodge sich zu Riley hinüber. »Ich wüsste für mein Leben gern, wieso sie so stinksauer auf dich ist.«
»Ich hab sie gefeuert.«
»Aha, kapiert.« Er griff nach der Speisekarte. »Ach, das hätte ich jetzt fast vergessen - ich habe Fotos für dich. Das zweite erscheint morgen in der Zeitung, zusammen mit dem Artikel über die Veranstaltungen im Buchladen.« Er zog zwei Fotos aus seiner Aktentasche und reichte sie über den Tisch.
Riley betrachtete das erste Schwarzweißfoto, das sie mit Mack zeigte. Sie schaute ihn an, während er in die Kamera lächelte. »Ich hoffe bloß, dass du das hier nicht drucken willst. Ich sehe ja ... schrecklich aus. Ich hatte einen ganz schlimmen Vormittag, nicht mal Zeit zum Duschen.«
»Nein, du siehst hinreißend aus ... und auch ziemlich hingerissen.«
»Danke, Lodge, aber bitte drucke das Foto nicht ab! Und ich war gar nicht hingerissen. Ich habe gerade mit ihm gesprochen.«
»Ja, eindeutig.«
Riley betrachtete das zweite Foto: Sie selbst, Mack, Maisy und Brayden lächelten in die Kamera. »Wenn mir als Kind jemand gesagt hätte, dass ich eines Tages mit meinem Sohn auf so einem Foto zu sehen wäre, hätte ich ihn für verrückt erklärt.«
»Deswegen ist das Leben ja so ... spannend«, meinte Lodge. »Wie laufen denn die Vorbereitungen für die Abschlussparty?«
»Auf diese Frage gibt es so viele Antworten, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Können wir nicht ein wenig über dich reden? Im Moment habe ich mich und meine Schwestern, meine Familie und meinen Buchladen ziemlich satt. Das macht mich alles fix und fertig.« Riley fasste nach ihrem Haar, um es von der Schulter zu schieben, griff jedoch in die Luft.
Als sie Lodges warmes Lächeln sah, hätte sie sich am liebsten an Ort und Stelle zusammengerollt und ein Mittagsschläfchen gehalten. »Dein Haar ist jetzt kürzer«, meinte er. Er hatte ihre Geste richtig gedeutet.
»Ja, Maisy hat mir ein neues Styling geschenkt.«
»Das brauchtest du doch gar nicht. Du warst schön, so wie du warst - aber jetzt siehst du auch toll aus.«
»Offenbar war Maisy da anderer Meinung.« Riley erwiderte Lodges Lächeln. »Aber ich beschwere mich gar nicht. Ihre Motive sind mir ganz egal. Wie läuft denn das Geschäft bei der Zeitung?«
Bei Scampi und Weißwein vertiefte Riley sich in die Unterhaltung mit ihrem alten Freund. Als sie sich vorbeugte, stützte sie sich auf die Ellbogen, alle guten Manieren vergessend, die Ms Dixie sie gelehrt hatte. »Ist es in letzter Zeit ... leichter für dich geworden? Dass Tibbie nicht mehr da ist, meine ich?«
»Es ist schon fünf Jahre her, Riley. Ich weiß, dass es einem nicht so vorkommt, aber sie ist vor fünf Jahren gestorben.«
»Nein, ich kann kaum glauben, dass es schon so lange her ist.«
»Und andererseits erscheint es mir wie ein ganzes Leben. Die Zeit ist so ... dehnbar. Ich meine, ihre letzten Tage sind viel zu schnell vergangen, und die Tage nach ihrem Tod schienen sich ewig hinzuziehen.«
»Es tut mir leid - nach ihrem Tod wusste ich gar nicht, was ich tun oder sagen sollte. Ich wollte dich besuchen und mit dir sprechen, aber ich fühlte mich so unfähig.«
»Das ist allen so gegangen. Und mir auch. Ich wusste,
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